Das Coronavirus beeinflusst das Leben der Menschen seit einem Jahr in allen Bereichen massiv und besonders auch in der Schule. Inzwischen ist der Begriff Homeschooling im Wortschatz der Deutschen fest verankert. Den Unterricht in der Kursstufe K2, so er denn überhaupt im Schulgebäude stattfand, haben Tammes Maciejczyk und Maria Rösner nur mit Maske vor Mund und Nase erlebt. Doch alle versuchen, das Beste daraus zu machen.

Anfang Mai beginnen am Staufer-Gymnasiums die schriftlichen Abitur-Prüfungen

Die Vorbereitungen dafür fanden größtenteils online statt. „Wir haben Präsenzunterricht aktuell nur in den Haupt- und Prüfungsfächern,“ erklärt die 18-jährige Maria. Tammes berichtet, dass sich das Pfullendorfer Gymnasium im Januar dazu entschlossen hat, die Schule für die Schüler der K2 zu öffnen. „Das fand ich gut und auch mutig von der Schulleiterin, keine andere Schule hat das gemacht. Da ist es nur fair, wenn wir verantwortungsvoll handeln und die Abstands- und Hygieneregeln einhalten.“

„Nicht jeder kann sich selbst motivieren“

Der Distanzunterricht in der K2 mit Moodle funktioniere heute im Vergleich zur ersten Schulschließung im April 2020 bedeutend besser. „In der K1 lief das noch alles ziemlich chaotisch. Was die Digitalisierung der Schulen betrifft, hinken wir in Deutschland weit hinterher“, sagt Tammes. Distanzunterricht erfordere die Bereitschaft, eigenständig und diszipliniert zu lernen. „Sonst geht man schnell unter“, so der 17-jährige.

Maria Rösner (18) bevorzugt den Präsenzunterricht in der Gemeinschaft, doch wegen Corona musste der Abijahrgang oft zu Hause bleiben.
Maria Rösner (18) bevorzugt den Präsenzunterricht in der Gemeinschaft, doch wegen Corona musste der Abijahrgang oft zu Hause bleiben. | Bild: Johanson, Kirsten

Maria: „Online-Unterricht kann Präsenzunterricht nicht ersetzen. Zu Hause vermischen sich Schule und Freizeit. Mir fehlt es, mit Gleichaltrigen zu quatschen. Wenn man so lange zu Hause hockt, freut man sich richtig auf den Präsenzunterricht.“ Tammes stimmt ihr zu. „Daheim bin ich schneller abgelenkt. Es ist etwas anderes, morgens zum Unterricht aus dem Haus zu gehen, statt alleine vorm Laptop zu sitzen. Meine Leistungen sind im Präsenzunterricht besser.“

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„Mir fehlt der Ausgleich“

Tammes erzählt, dass er mit der Situation an sich gut zurecht komme, aber in letzter Zeit zunehmend gereizt reagiere. „Mir fehlt der Ausgleich, den es früher gab: Fitnessstudio oder mal ins Kino gehen.“ Im Gegensatz zu Maria, die in ihrer Freizeit gerne zeichnet und Klavier spielt, findet er es auch schade, dass aufgrund der Kontaktbeschränkungen keine richtigen Partys erlaubt sind und man sich nur mit einer überschaubaren Zahl an Leuten treffen darf. „Wir treffen uns maximal zu fünft und immer mit den gleichen Freunden.“ Im Moment haben die beiden Abiturienten das Gefühl, dass sich alles nur noch ums Lernen dreht. „Bei vielen Lehrern herrscht die Meinung, dass wir sowieso nichts anderes zu tun haben.“

Schon vor einem Jahr mussten die Abiturienten mit Mundschutz zur Prüfung antreten. Die Klausuren wurden in der Stadthalle geschrieben. ...
Schon vor einem Jahr mussten die Abiturienten mit Mundschutz zur Prüfung antreten. Die Klausuren wurden in der Stadthalle geschrieben. Die Schüler warteten vor der Halle, bis sie namentlich aufgerufen wurden. | Bild: Johanson, Kirsten

„Wir bekommen das Abi nicht geschenkt“

Gar nicht witzig finden sie Sprücheklopfer, die behaupten, der Abijahrgang 2021 müsse sich keine Gedanken über Nicht-Bestehen machen. „Wir bekommen das Abi nicht geschenkt“, stellen Tammes und Maria klar. Die Beiden wären mit nach Au auf die SMV-Hütte gefahren, doch die wurde ebenso abgesagt, wie die Stufenfahrt nach Berlin. „Das ist sehr schade, darauf haben wir uns seit der fünften Klasse gefreut“, bedauern sie. Wäre es eine Option, die Abi-Fahrt nachzuholen? Tammes schüttelt den Kopf. „Der Zug ist abgefahren.“ In den Sternen steht, ob es einen Abistreich oder einen Abiball gibt. Den Schülern des vergangenen Abijahrgangs 2020 wurden die Zeugnisse im Stadion ausgehändigt, ihre schriftlichen Prüfungen hatten sie mit Mundschutz in der Stadthalle angetreten. Ob es schon Pläne für die Zeit nach dem Abi gibt? „Erstmal mit Freunden den Sommer genießen!“

Abitur 2021

Am Staufer-Gymnasium stehen 46 Abiturienten in den Startlöchern. Das schriftliche Abitur beginnt am 4. Mai mit der Deutschprüfung in der Stadthalle. Einige andere Prüfungen werden nach Auskunft von Schulleiterin Anette Ebinger aber auch im Schulhaus stattfinden, weil es mit dem neuen Abitur nicht mehr zu der Situation kommt, dass ein gesamter Jahrgang an einem Tag schreibt. Alle Abiprüfungen fangen um 9 Uhr an. Wann die Schülerinnen und Schüler eingelassen werden, hängt von den Hygieneregeln ab. Die mündlichen Prüfungen beginnen in Baden-Württemberg laut Kulturministerium ab dem 12. Juli.