Wie sicher ist Pfullendorf, wie kriminell ist die Kleinstadt mit mehr als 13.000 Einwohnern? Darum ist es am vergangenen Donnerstag im Bericht der Polizei in der öffentlichen Sitzung des Finanz- und Verwaltungsausschusses im Rats- und Bürgersaal gegangen. Auffallend: 2024 wurden in Pfullendorf so viele Straftaten registriert wie seit fünf Jahren nicht mehr.

Posten ist rund um die Uhr besetzt

Uwe Kärcher, Leiter des Polizeireviers Bad Saulgau, und Christian Zielke, Leiter des Polizeipostens Pfullendorf, stellten dem Ausschuss anhand von Zahlen die Kriminalitätsentwicklung in Pfullendorf vor. Unabhängig von der Steigerung der Straftaten sagte Kärcher, „dass Pfullendorf dank der 24/7-Präsenz eine sichere Stadt ist“. Aber es sei auch klar, „dass man nicht auf der Insel der Glückseligen lebt“, so Kärcher. Das wurde bei der Präsentation der Zahlen deutlich.

„Oft wurden dabei Messer als Tatwaffe eingesetzt.“
Uwe Kärcher, Leiter des Polizeireviers Bad Saulgau

Eine Zunahme im Jahr 2024 gibt es demnach im Vergleich zum Vorjahr bei fast allen Delikten. 105 Sachbeschädigungen wurden im vergangenen Jahr zur Anzeige gebracht, 2023 waren es noch 74 Sachbeschädigungen. Bei den Fälschungsdelikten waren es 193 Straftaten im Jahr 2024, 2023 waren es 55 Straftaten. Fast verdoppelt hat sich gegenüber des Vorjahrs die Zahl der gefährlichen Körperverletzungen – von 14 auf 26. „Oft wurden dabei Messer als Tatwaffe eingesetzt“, so Kärcher in seinem Bericht. Dafür waren es 2024 weniger Diebstähle – 148 statt 208 im Jahr 2023.

Die meisten Tatverdächtigen sind Erwachsene

Erfreulich ist dabei die Aufklärungsquote von 71,2 Prozent. Die Mehrheit der insgesamt 345 Tatverdächtigen waren Erwachsene (277), Jugendliche und Heranwachsende machten zusammen nur einen kleinen Bruchteil aus (68). Bei den meisten Straftaten waren Suchtmittel oder Alkohol im Spiel. „2024 wurde in Pfullendorf der Höchststand mit 782 Straftaten erreicht“, ergänzte Kärcher. Im Vergleich dazu: In Bad Saulgau, der größten Stadt im Landkreis Sigmaringen mit 17.000 Einwohnern, waren es 659 Straftaten. Dass die Zahl der Straftaten gestiegen ist, lässt sich auch dadurch erklären, dass während der Ausgangsbeschränkungen in der Corona-Pandemie die Zahlen rückgängig waren, nach der Pandemie aber wieder gestiegen sind.

Die Zahl der Sachbeschädigungen, hier am Busbahnhof, nimmt zu.
Die Zahl der Sachbeschädigungen, hier am Busbahnhof, nimmt zu. | Bild: Dirk Thannheimer

Schutz vor Terroranschlägen

Womit sich die Polizei, aber auch die Kommunen, immer mehr auseinandersetzen müssen, ist der Schutz vor Terroranschlägen. So musste beispielweise die Stegstreckerzunft bei ihrem Fasnetmäntigumzug die Zufahrtsstraßen mit Fahrzeugen sperren, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Das Ordnungsamt kündigte im Zuge dessen an, mobile Zufahrtssperren anzuschaffen.

Großveranstaltungen im Seepark Linzgau

Ein besonderes Augenmerk wird auch auf die Großveranstaltungen im Seepark Linzgau gelegt, für die beim Sicherheitskonzept nachjustiert wurde. „Wir müssen unserer Verpflichtung und Verantwortung nachkommen, machen im Seepark das Notwendigste, wollen ihn aber nicht zu einer Festung machen“, ergänzte Uwe Kärcher. Aber klar ist auch, so Christian Zielke: „Wenn viele Menschen auf einem Fleck sind, kann natürlich mehr passieren.“

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Dem Finanz- und Verwaltungsausschuss bot sich indes eine gute Gelegenheit, um mit den beiden Polizeibeamten über das Thema Videoüberwachung im öffentlichen Raum zu sprechen. Denn nach einigen Vorfällen in der Vergangenheit, unter anderem der vermeintlichen Brandstiftung von Mülltonnen auf Schulhöfen, wurden die Rufe nach einer Videoüberwachung immer lauter. Andreas Narr (CDU) wollte zudem wissen, ob es einen speziellen Brennpunkt in der Stadt gebe – einen Hot Spot.

Schulen sind Brennpunkte

Wenn überhaupt von Brennpunkten die Rede sein kann, dann seien es laut Christian Zielke tatsächlich die Schulen und der Busbahnhof, an denen am häufigsten der Vandalismus festgestellt wird. „Gerade die Schulen sind für die Straftäter attraktiv, weil sie im geschützten Raum sind und nicht gesehen werden.“ Er gab aber auch zu bedenken, dass die Videoüberwachung nicht die Lösung für alle Probleme sei.

Hohe Hürden

Und was neben der Einhaltung des Datenschutzes noch schwierig ist? „Eine Videoüberwachung im öffentlichen Raum muss mit einem Kriminalitätsschwerpunkt begründet sein. Die Hürden für eine Videoüberwachung sind sehr hoch“, ergänzte Zielke. Weil aber ein Kriminalitätsschwerpunkt unbegründet ist, kann die Polizei nur ihre Streifenpräsenz erhöhen und an die Zivilcourage der Bevölkerung appellieren.

Bürgermeister ist dankbar für Einschätzung

Pfullendorfs Bürgermeister Ralph Gerster war den Polizeibeamten dankbar für ihre Einschätzung zum Thema Videoüberwachung. „Es war wichtig, dies aus berufenem Mund zu hören. Wenn wir Hebel ansetzen könnten, hätten wir es schon lange gemacht.“