Karlheinz Fahlbusch

Bier war auch in früheren Zeiten ein beliebtes Getränk. Und damit die Reichstädter auch genug davon zur Verfügung hatten, gab es zahlreiche Brauereien in der Stadt. Zu denen gehörte immer auch eine Gaststätte. Die Lammbrauerei war die letzte betriebene Brauerei und wurde 1968 geschlossen. Das Gasthaus gibt es noch immer. Die Gerätschaften aus der Brauerei kann man heutzutage in einem Museum in Dortmund bewundern. Im Oktober 2018 zog die Barfüßer-Brauerei mit einer Gastronomie und Biergarten ein und es wurde eine Hausbrauerei installiert. Gebraut wird traditionell nach dem deutschen Reinheitsgebot und einmaliger Rezeptur. Da die Sudkessel in die Gasträume integriert sind, konnte den Braumeistern sogar bei ihrer Arbeit über die Schulter geschaut werden.

Eines der letzten Flaschenetiketten der Lamm-Brauerei. Ende einer langen Brautradition.
Eines der letzten Flaschenetiketten der Lamm-Brauerei. Ende einer langen Brautradition. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Alte Brauereien sind mittlerweile alle verschwunden

Den größten Umsatz erzielten die Brauereien samt Gaststätten an den Markttagen, wenn die Besucher vom Land in die Stadt strömten. Aus diesem Grund befanden sich die Gaststätten meist in unmittelbarer Nähe zum Marktgeschehen. Dass man zu Hause im Keller eine Kiste Bier hatte, das war in früheren Zeiten undenkbar. Im Jahre 1876 brauten die elf Brauereien Pfullendorfs insgesamt 8 370 Hektoliter Bier, das überwiegend in den Brauereigaststätten konsumiert wurde.

Aus dem „Adler“ ist längst ein Hotel geworden und Bier wird hier schon lange nicht mehr gebraut.
Aus dem „Adler“ ist längst ein Hotel geworden und Bier wird hier schon lange nicht mehr gebraut. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Größte Brauerei war der „Grüne Baum“

Die größte Brauerei war der „Grüne Baum“ mit einem jährlichen Ausstoß von 227 000 Liter. Nach dem ersten Weltkrieg war der „Grüne Baum“ auch ein renommiertes Hotel und Speiselokal. Das mächtige Gebäude wurde vor einigen Jahrzehnten abgebrochen. An gleicher Stelle befinden sich heutzutage mehrere Arztpraxen, eine Apotheke und ein Modegeschäft. Am Gebsentor hatte die Adlerbrauerei (heute Hotel „Adler“) ihren Betrieb. Der dazugehörige Malzturm in der Roßmarktgasse wurde schon vor vielen Jahren abgebrochen.

Nur das Wirthausschild erinnert daran, dass hier auch einmal Bier gebraut wurde.
Nur das Wirthausschild erinnert daran, dass hier auch einmal Bier gebraut wurde. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

„Mohren“ hatte die kleinste Brauerei

Gleich hinter dem Steinbrunnentor braute die Brauerei „Zur Sonne“ und am Oberen Tor gab es die „Löwenbrauerei“ im Gremlichhaus, in dem heutzutage die städtische Galerie untergebracht ist. Gegenüber dem Tor, außerhalb der Stadtmauer, gab es die „Mohren“-Brauerei. Mit 32 000 Litern Bier war sie die kleinste der Stadt. Am Marktplatz braute der „Deutsche Kaiser“ und in der Heiligenbergerstraße die Rößlebrauerei. Vor 1700 gab es im heutigen „Haus am Hechtbrunnen“ des VdK-Ortsverbandes das Gasthaus „Hecht“ mit Brauerei.

Viele Gaststätten brauten ihr eigenes Bier

Von der „Krone“ stammt die Brauer-Dynastie Dreher, die es von Wien aus zu Weltruhm brachte. Bier wird hier schon lange nicht ...
Von der „Krone“ stammt die Brauer-Dynastie Dreher, die es von Wien aus zu Weltruhm brachte. Bier wird hier schon lange nicht mehr gebraut. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Der Bierkeller ist noch sehr gut erhalten. Erst später zog der „Hecht“ ein Haus weiter. Zahlreiche andere Gaststätten brauten ihr eigenes Bier, das dann oftmals in den Kellern unter Stadt gelagert wurde. Außerhalb der Stadtmauern lagen noch die Brauereien „Zum weißen Ochsen“ und „Zum Deutschen Haus“. Und wie man nachlesen kann, gab es am Mühlensteigle oberhalb der Eisenbahnbrücke sogar einen Hopfengarten.

Pfullendorfer erfindet in Österreich das „Lagerbier“

Die Brautradition in Pfullendorf ist allerdings ohne die Familie Dreher und ihre Brauerei im heutigen Hotel „Krone“ nicht denkbar. Immerhin hat ein Dreher das „Lagerbier“ erfunden, das weltweit zu den beliebtesten Biersorten zählt. Franz Anton Dreher (1689 bis 1743) verließ im Alter von 24 Jahren die Reichsstadt, weil er hier keine Zukunft für sich sah und machte sich mit etwas Kenntnissen im Braugewerbe und großer Motivation auf nach Wien, Hauptstadt des Habsburgerreichs. Dort konnte er vom Grafen Königsegg in Oberlanzendorf eine kleine Brauerei pachten und im Jahr 1796 kaufte sein Nachfahre dann das Brauhaus Schwechat. Franz Anton Drehers Sohn, Anton Dreher senior, übernahm im Jahr 1837 den Betrieb und stellte zwei Jahre später auf Untergärung um, welche den Beginn des Lagerbieres markierte. Drehers Brauimperium dehnte sich schließlich auf die gesamte österreichisch-ungarische Monarchie aus. Heutzutage gehört die Schwechater Brauerei zum weltweiten Imperium des Heineken-Konzerns und braut rund 800 000 Hektoliter Bier im Jahr.