Im Jahresbericht 2023 listet die Staatsanwaltschaft Hechingen spektakuläre Vorkommnisse im Landkreis Sigmaringen auf, wobei der Erpressungsversuch eines Trios in Pfullendorf ab dem 14. Mai 2024 vor der Jugendkammer Hechingen verhandelt wird. „Die Anklage wirft den drei Beschuldigten Erpressung und versuchte besonders schwere räuberischer Erpressung vor“, erläutert Pressesprecher Ronny Stengel in dem Bericht.

Trio erpresst 51-jährige Frau

Den drei Angeklagten wird im Wesentlichen vorgeworfen, sich ab Mitte des Jahres 2022 zusammengeschlossen zu haben, um die von ihnen als leichtes und einfältiges Opfer ausgemachte 51-jährige Geschädigte im bewussten und gewollten Einvernehmen, um Geld zu erpressen. Die Angeklagten sollen der Geschädigten vorgespiegelt haben, ein Video von ihr im Internet veröffentlichen zu wollen, sollte sie den Geldforderungen nicht nachkommen. Nachdem das Opfer mehrfach auf die Geldforderungen eingegangen sei, sollen ihre Mittel irgendwann erschöpft gewesen sein, was die Angeklagten dazu veranlasst haben soll, den Druck auf die Geschädigte zu erhöhen, worauf sie die Geschädigte am 17. Januar 2023 im Stadtgebiet von Pfullendorf in ein Auto gelockt und dort unter Vorhalt einer Schusswaffe bedroht haben sollen. Das Opfer sei danach an ihrer Arbeitsstelle abgesetzt worden. Da die Arbeitskollegen der Frau aufgrund ihres verängstigten und aufgelösten Zustandes die Polizei alarmierten, kam es an diesem Tag zu keiner Geldübergabe. Die Termine für die Hauptverhandlung sind ab dem 14. Mai 2024 angesetzt.

Ertrunkenes Mädchen in Bingen

Das vermisste zweijährige Mädchen konnte in Bingen-Hitzkofen nur noch tot aus der Lauchert geborgen werden.
Das vermisste zweijährige Mädchen konnte in Bingen-Hitzkofen nur noch tot aus der Lauchert geborgen werden. | Bild: Christoph Schmidt

Der tragische Tod eines zweijährigen Mädchens in Bingen-Hitzkofen, beschäftigte die Staatsanwaltschaft. Sie geht nach dem Abschluss der kriminalpolizeilichen Ermittlungen davon aus, dass das Mädchen selbstständig und von der Mutter unbemerkt die Wohnung verlassen und sich dann zum nahe gelegenen Flussufer begeben hat und dort aus Unachtsamkeit in den Fluss gefallen ist. Die Ermittlungsakten gingen am 20. Februar 2024 bei der Staatsanwaltschaft ein und wurden dem Verteidiger der beschuldigten Mutter zur Einsicht und zur Gewährung rechtlichen Gehörs übersandt. „Die angekündigte Stellungnahme des Verteidigers wird derzeit abgewartet, bevor über den Abschluss des Ermittlungsverfahrens entschieden wird“, erklärt Pressesprecher Stengel.

Versuchter Mord in Sigmaringen

Wegen des Verdachts des versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung beziehungsweise Beihilfe hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen 22- und einen 21-jährigen Mann zum Schwurgericht des Landgerichts Hechingen erhoben. Dem 22-jährigen Angeklagten wird vorgeworfen, in Sigmaringen mehrfach auf einen 22-Jährigen eingestochen zu haben. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft wollte der Angeklagte sich dafür rächen, dass der Geschädigte am 2.Juli 2023 auf den betrunkenen Angeklagten uriniert hat und hiervon ein Video gefertigt wurde. Dem 21-jährigen Angeklagten wird Beihilfe vorgeworfen, indem er in Kenntnis der Rachepläne seines Bekannten diesen zum Tatort gefahren und wieder mitgenommen hat. Nach dem Tatgeschehen flüchtete der 22-jährige Angeklagte nach Frankreich in einen Pariser Vorort, wo er am 18. August 2023 festgenommen und auf Betreiben der Staatsanwaltschaft nach Deutschland ausgeliefert werde konnte. Die Hauptverhandlung vor dem Landgericht Hechingen dauert an.

Großbrand in Gammertingen

Die Staatsanwaltschaft beantragte beim Amtsgericht Sigmaringen gegen den verantwortlichen Pyrotechniker einen Strafbefehl wegen fahrlässiger Brandstiftung. Der Strafbefehl sah eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen vor. Dem Angeklagten wird im Wesentlichen vorgeworfen, am 23.Juli 2021 auf einem Firmengelände in Gammertingen ein Feuerwerk abgebrannt zu haben. Dabei hätte der Angeklagte nach Auffassung der Staatsanwaltschaft erkennen können und müssen, dass die Folie der auf dem Gelände lagernden Reifenstapel durch herunterfallende, noch heiße Bestandteile des Feuerwerks entzündbar war. In der Folge entzündeten sich die Reifen, worauf sich der Brand entwickelte. Gegen den Strafbefehl wurde Einspruch eingelegt. Ein Termin zur Hauptverhandlung steht noch nicht fest.

Cannabis-Legalisierung bringt mehr Arbeit

Überzeugt ist die Staatsanwaltschaft Hechingen, dass sich der Arbeitsanfall nochmals erhöhen wird, und zwar bei der Umsetzung des Gesetzes zum kontrollierten Umgang mit Cannabis, das bekanntlich am 1. April 2024 in Kraft treten soll. Darin ist unter anderem geregelt, dass die teilweise künftige Straffreiheit für den Besitz und Anbau von Cannabis auch Auswirkungen auf Verfahren hat, bei denen zwar Strafen rechtskräftig verhängt, aber noch nicht vollständig vollstreckt wurden. Die noch nicht vollständig vollstreckten Strafen werden mit Inkrafttreten des Gesetzes erlassen. Dies führt dazu, dass die Vollstreckung dieser Strafen entweder eingestellt werden muss oder dass von den Gerichten neue Gesamtstrafen festgesetzt und Strafen gegebenenfalls gemildert werden müssen. Bei der Staatsanwaltschaft Hechingen werden deshalb zur Zeit über 300 anhängige Vollstreckungsverfahren wegen Verurteilungen auch nach dem Betäubungsmittelgesetz darauf überprüft, ob und inwieweit das Cannabisgesetz Auswirkungen auf die Strafvollstreckung hat. Die noch nicht abgeschlossene Überprüfung hat dabei ergeben, dass in neun Fällen die Vollstreckung komplett eingestellt werden muss. In 29 Fällen muss bei Gericht eine Neufestsetzung der Strafe beantragt werden. Diese Mehrbelastung muss ohne personelle Verstärkung sehr zeitnah erledigt werden.