Noch einmal schlafen, dann beginnt die Pfullendorfer Fasnet. Bevor es am Schmotzigen Dunschtig richtig losgeht, hat Andreas Narr, Zunftmeister der Stegstreckerzunft das Alphabet närrisch ergänzt.
- A – Allefänzig: Also widerspenstig oder lieb, durchtrieben oder nett so können Fasnachter und Narren sein, je nachdem wer vor und hinter dem Spiegel steht der vorgehalten wird. An der Fasnet sollten aber beide Seiten gut wegkommen.
- B – Bolizei: Fälschlicherweise oft als Narrenpolizei bezeichnet. Eine wichtige Einzelfigur unserer Fasnet, die beim Umzug voranschreitet, den Narrensamen – die Kinder – wie seinen Augapfel hütet, im Vortrag an der Seite des Zunftmeisters steht und mit seiner Schelle zur Ordnung ruft, wenn es sein muss.
- C – Corona: Ist wie unsere Fasnet – wer dabei war, vergisst es nicht mehr. Einziger Unterschied: Unsere Fasnet bleibt in guter Erinnerung.
- D – Dialekt: Mos it sei, duet aber oifach guet und khert an de Fasnet dezue, weils Muttersproch isch und me do am beschte sei Gfühl zoige kah.
- E – Es war einmal: Das Motto der Fasnet 2025 – aktuell wie nie, und ab Aschermittwoch so vergangen wie der SÜDKURIER von gestern.
- F – Fasnet/Funken/Fastenzeit: Wenn es auch manche nicht wissen oder wissen wollen, sollte für alle echten Fasnachter zusammengehören. In der Reihenfolge – alles zu seiner Zeit.
- G – Guetsle: Der Lohn für Narrensamen und anständige Zuschauer, die uns beim Umzug mit einem kräftigen Narri Narro begrüßen, wie es sich an der Fasnet in Pfullendorf gehört.
- H – Hemdglonker: Der ursprünglichste Narr in Pfullendorf. Hemdglonker ist ein im Schlafhemd gekleidetes Mäschkerle. Der Glonke oder Glonker ist ein Schussel, der nicht vornehm gekleidet ist und lärmend mit alten Häfen, Töpfen und Rätschen den Bewohnern von Pfullendorf deutlich macht, dass Fasnet ist und man nicht daheim in den Stuben hocken soll, sondern raus auf die Gassen und Straßen der Stadt gehört. Wenn nach dem Hemdglonkerumzug am Fasnetdienstig die Strohhexe verbrannt ist und der Wehgesang „O-jerum die Fasnet hot eh Loch“ erklingt, wissen alle die Fasnet ist vorbei und es goht wieder dagege.
- I – Ideenreichtum: Immer wieder beeindruckend, welchen Ideenreichtum Stegstecker oder Mäschkerle entwickeln, um die aktuellen Themen zu persiflieren, sei es mit Verkleidung oder Vorträgen in Text oder Bild, beim Narrenblatt, auf der Straße oder dem Ball.
- J – Jugend: Die Jugend bei uns Stegstreckern heißt Narrensamen. Natürlich wollen wir die Jugend an der Fasnet nicht vergessen, im Gegenteil, wir kümmern uns mehr um sie als das vielleicht manch einem im ersten Augenblick klar ist. Bereits im Vorfeld der Fasnet besuchen wir die Kindergärten und Grundschulen der Kernstadt, um unserer Häser – also die Kostüme – vorzustellen und zu erklären, was hinter unseren Figuren steckt. Am Schmotzigen werden praktisch als erste Amtshandlung der Narren nach dem Wecker zuerst alle Schulen und Kindergärten befreit, bevor mit dem Ochseneinspannen um 10 Uhr auf dem Marktplatz und der Jugendparty weitere Höhepunkte folgen. Am Fasnetsamstig startet um 13.30 Uhr der Kinderumzug am Marktplatz Richtung Stadthalle, wo dann die Kleinsten so richtig spielen und feiern dürfen.
- K – Karneval: Auch wenn es immer noch Pfullendorfer gibt, die dieses Wort aus unserem Narrenmarsch am liebsten verschwinden lassen wollten, es gehört zu unserer Geschichte und zeigt einfach nur, wie sich unsere Fasnet über die Zeit wandelt und so weiterbesteht.
- L – Lieder: Fasnet ohne Gesang ist undenkbar, auch wenn die Pfullendorfer Fasnet nicht weltberühmt für ihre einzigartigen Liedtexte ist. Aber beim Narrenmarsch – der übrigens am schönsten ist, wenn die Stadtmusik ihn die Stadt hinunter spielt – gibt es kein Halten für Jung und Alt.
- M – Mäschgerle: Ein freier Narr, der nicht in einem Zunfthäs unterwegs ist, was nicht bedeutet, dass er nicht bei einer Zunft ist. Das Mäschgerle freut sich an der Fasnet für sich und für alle, die es trifft, und verbreitet allseits Freude durch aktives Fasnachten.
- N – Narrenblatt: Es ist seit über 125 Jahren das offizielle Presseorgan unserer Fasnet. Gleichermaßen geliebt und gefürchtet. Berichtet wird scharfsinnig und hochwertig über alles, was unter dem Jahr den Menschen unserer Stadt ungeschicktes passiert ist, und von dem sie bis zum Erscheinen des Narrenblättle hoffen, dass es niemand mitbekommen hat. Den Vertriebsweg von Stube zu Stube der Häuser unserer Stadt hatten die Stegstrecker schon vor Tupperware und Vorwerk perfektioniert.
- O – Ochseneinspannen: Der närrische Wettstreit unserer Schulen jedes Jahr am Schmotzigen Dunschtig um 10.30 Uhr. Die Schulklasse, die den Holzochsen am schnellsten die Stadt hinauf zieht, gewinnt 111,11 Euro und darf sich auf dem Wanderpokal verewigen und über die Fasnet ihre Schulfahne am Rathaus hissen.
- P – Pin, Plakette, Plemper: Wie man auch dazu sagen mag, sind die Pins und Plaketten jedes Jahr ein mit viel Liebe gestaltetes Andenken des aktuellen Fasnetjahrs, was dazu beiträgt, den Umzug am Fasnetmäntig bei uns in der Stadt überhaupt zu ermöglichen. Der Erlös aus dem Verkauf hilft lediglich dabei, die Kosten für den Umzug auf ein erträgliches Maß zu drücken. Gewinn lässt sich damit nicht erzielen. Gema-Gebühren, Beschallung, sanitären Anlagen und die Infrastruktur kosten deutlich mehr.
- Q – Quatsch: Koi Fasnet – des wär en rechte Quatsch – und Quatsch brauch nermerd.
- R – Rathausturm: Natürlich übernehmen die Stegstrecker auch in diesem Jahr die Stadt samt der Verwaltung, auch wenn sie sich sicher wieder wehrt. Am Schmotzigen Dunschtig um 11 Uhr ist es auf dem Marktplatz wieder so weit.
- S – Schnurren: Es ist etwas ganz Besonderers, wenn am Fasnetdunstig nach dem Hemdglonkerumzug und dem Streckgericht die Mäschkerle als Schnurrergruppen durch die Gasthäuser der Stadt ziehen und die Menschen mit kleinen Geschichten oder Aufgaben in ihren Bann ziehen. Wer brav ist und gut mitmacht, bekommt vielleicht neben ein paar schönen Momenten auch noch ein kleines Andenken oder darf gar zur Belohnung ein kleines Getränk ausgeben, was natürlich eine besondere Anerkennung der Mäschkerle ist.
- T – Traditionen: Traditionen sind etwas Wunderschönes, besonders wenn sie generationenübergreifend geliebt und gelebt werden. Dabei ist es wichtig, dass Grundzüge erhalten bleiben, sich aber immer so entwickeln dürfen, dass sie in die Zeit passen. Das ist sicher eins der Geheimnisse, warum sich die Fasnet über so lange Jahrhunderte gehalten hat.
- U – Urlaub: Wenn man es richtig macht, ja dann tun ein paar Tage Urlaub nach der Fasnet gut.
- V – Verdienst: Verdienen tut die Narrenzunft an der Fasnet nichts, für uns ist und bleibt es ein Drauflegegeschäft. Ganz vieles, was wir an der Fasnet machen und treiben, wäre schlichtweg unmöglich ohne das ehrenamtliche Schaffen unserer Mitglieder und vielen unterstützenden Firmen und Geschäften unserer Stadt.
- W – Wecken: Zum Wecken brechen die Schneller jedes Jahr am Schmotzigen Dunschtig um 5 Uhr morgens auf, ziehen dabei durch die Gassen der Stadt und kehren in manches Haus ein, wo sie teils fürstlich verpflegt werden.
- X – X für ein U vormachen?: Nicht mit den Stegstreckern.
- Y – Yvonne, Yannik, Yavuz, Yilmaz: Ist denn Stegstreckern ganz gleich, denn alle Menschen sind uns wohl da. Das gilt für alle lebensbejahenden, aufgeschlossenen Menschen, die Freude an unserer Gemeinschaft in unserem Verein haben, nicht nur an der Fasnet.
- Z – Zunftball: Der Zunftball ist leider einer der wenigen verbliebenen Bälle, die in unserer Stadt geblieben sind. Alno-Ball, Sportlerball, Krankenhausball, Turnerball waren alle beliebt und gut besucht. Das Ausdenken und Planen der Auftritte stärkt den Gruppenzusammenhalt, und das Programm ist weit weg von altbacken und langweilig. Jeder darf sich davon am Fasnetsamstig selbst überzeugen, denn der Ball ist für jeden närrischen Besucher geöffnet, nicht nur für die Mitglieder unserer Zunft.