In der Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag sind zur Entwicklung des Stadtmarketingprojekts zwei Ideen vorgestellt worden, die zur Kenntnis genommen und noch in diesem Jahr umgesetzt werden sollen: Oase Uttengasse und Bouldern am Hechtbrunnen. Beide Projekte sind auch finanziell leistbar. Was es damit genau auf sich hat, darüber berichtete Projektbegleiterin Andrea Schneider von der Unternehmensberatung Realizing Progress.
Die bisherigen Schritte
Zuerst fasste Andrea Schneider noch einmal die bisherigen Schritte des Stadtmarketingkonzepts zusammen, das vom baden-württembergischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus mit Mitteln aus dem Programm Einzelhandel/Innenstadt gefördert wird und dessen Motto lautet: „Gemeinsam Zukunft gestalten: Ihre Ideen für unsere Innenstadt“. Den Hut für dieses ambitionierte Projekt hat eine Arbeitsgruppe mit Andrea Schneider, Ulrike Schwichtenberg, Mira Krane, Bernd Mathieu und Simon Klaiber auf.
Startschuss im Sommer 2023
Aber auch die Stadträte, Mitarbeiter der Verwaltung, Händler, Unternehmer und vor allem die Bürger aus dem Stadtgebiet und den Ortsteilen waren beim Startschuss im Sommer 2023 aufgefordert, mit ihren Ideen und Vorschlägen zu beteiligen. „Schließlich muss der Wurm dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“, sagte Schneider, deren Vortrag schon im alten Jahr auf der Tagesordnung stand, aber von ihr aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden musste. Bevor sie jedoch das Wort griff, wandte sich Bürgermeister Ralph Gerster an den Gemeinderat und die zahlreichen interessierten Zuhörer. „Mir ist die Bürgerbeteiligung sehr wichtig. Das Konzept steht auf vielen Füßen und hat ein gutes Fundament.“
Seit dem Sommer 2023 gab es mehrere Workshops, Ideenbörsen und Kreativwerkstätten, die gut besucht waren. Alleine bei den Ideenbörsen waren es 220 Teilnehmer, davon der Großteil älter als 50 Jahre, mit mehr als 300 Ideen, die völlig unterschiedlich waren. Es wurden viele Vorschläge aufgeschrieben – angefangen von Pop-up-Kunst in leer stehenden Geschäften, über einen Wasserlauf, der in Kaskaden vom Obertor bis zum Kreisverkehr am Alten Spital läuft, bis hin zu öffentlichen Trinkbrunnen in der Altstadt, mehr Grünflächen, mehr Wasserelementen und mehr Sitzgelegenheiten.
„Die Pfullendorfer wollen eine lebendige und fortschrittliche Innenstadt.“Andrea Schneider, Projektbegleiterin
Bei den Veranstaltungen setzten sich die Teilnehmer mit der zukunftsorientierten Frage auseinander, wie die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt erhöht und wo Pfullendorf im Jahr 2035 stehen soll? Das Konzept basiert indes auf drei Werte – aufgeschlossen, tatkräftig und wertschätzend. „Die Pfullendorfer“, so Schneider weiter, „wollen eine lebendige und fortschrittliche Innenstadt.“ Schneider hat sich auch mit der Geschichte der ehemals freien Reichsstadt beschäftigt und ist selbst daran interessiert, den Spagat zwischen Tradition und Innovation zu schaffen.
Strategisch werden für dieses Konzept vier Zielgruppen identifiziert, die die Vielfalt von Pfullendorf und die unterschiedlichen Erwartungshaltungen darstellen – die Akademikerin, die mehr Kultur will, der berufstätige Familienvater, der pragmatische Lösungen bevorzugt, die Rentnerin, die sich mehr Treffpunkte für Senioren wünscht und die junge Frau, die mehr Nachhaltigkeit fordert. Und diese vier Zielgruppen sollen berücksichtigt werden und bei der Ausarbeitung der Maßnahmen nicht zu kurz kommen.
Fraktionsvorsitzender hat eine Bitte
Michael Zoller, Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen Liste, war selbst bei den Workshops dabei. „Es sind sehr interessante Ansätze. Nur dürfen die Konzepte wie früher nicht mehr in der Schublade verschwinden. Die Bürger wollen Ergebnisse sehen“, so Zoller. Ralph Gerster hofft indes auf die Bereitschaft des Gemeinderats und der Bevölkerung, „außergewöhnliche Wege zu gehen“, weshalb er dieses Projekt befürwortet. Gutachten habe es in der Vergangenheit zur Genüge gegeben. „Sie waren aber alle nicht für Pfullendorf anwendbar“, so Gerster, der versprach, am Ball zu bleiben.