„Musik ist ein kostbares Gut, das es zu bewahren gibt.“ Diesen Satz sagt Fabian Göggel im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Die Lebenserfahrung, dass Musik Balsam für die Seele ist, dass man mit Melodien und Liedern jeden erreichen kann und dass Musik Menschen über Ländergrenzen hinweg verbindet, möchte der 32-Jährige weitergeben. Zum Beispiel an die Schüler der Musikschule, der er als neuer Stadtmusikdirektor in Pfullendorf seit 1. November vorsteht. Und auch an die Mitglieder der Stadtmusik, deren musikalische Leitung das zweite Tätigkeitsfeld der neuen Aufgabe von Fabian Göggel bildet.

Musik hat ihn immer begleitet

Göggel ist in Hausen am Andelsbach aufgewachsen – und soweit er zurückdenken kann, hat ihn die Musik immer begleitet. In der musikalischen Früherziehung wird ihm schnell klar, dass ihm die Blockflöte allein nicht genügt. Er möchte ein anderes Instrument lernen; weil bei der Trachtenkapelle Hausen Trompetenspieler benötigt werden, fällt die Wahl auf die „Königin der Blasinstrumente“.

Mit sechs Jahren das Trompetenspiel für sich entdeckt

Im Alter von sechs Jahren steigt Fabian Göggel in den Unterricht ein und hat gleich eine große Freude an diesem Instrument. Der begabte junge Trompetenbläser nimmt erfolgreich an zahlreichen Wettbewerben teil, wie „Jugend musiziert“ oder im Rahmen des „Tages der Bläserjugend“. Gemeinsam mit zwei weiteren Organisatoren zieht er schließlich eine Jugendkapelle hoch, der er als Dirigent vorsteht.

Neun Jahre lang Jugendkapelle geleitet

Woher er das Dirigieren auf einmal beherrscht? „Ich habe andere Dirigenten genau beobachtet und mir vieles abgeschaut“, verrät er. Mit viel Herzblut leitet Fabian Göggel neun Jahre lang die Jugendkapelle. „Als Dirigent braucht man nicht nur musikalische Fähigkeiten, sondern muss auch auf der menschlichen Ebene Kompetenzen haben“, schildert er den Balanceakt zwischen einer fachlich guten Leitung und persönlichem Einfühlungsvermögen. Die Freude an der Musik, die ein Dirigent seinen Musikern vermittle, müsse ansteckend sein sein, weiß Göggel. Auch wenn beim Probenabend nach einem langen Arbeitstag die Stimmung bei den Instrumentalisten einmal nicht auf dem Höhepunkt ist. „Ein Dirigent ist ohne seine Musikanten nichts und umgekehrt“, hat der 32-Jährige im Laufe seiner Karriere gelernt.

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An den Schulabschluss mit der mittleren Reife schließt sich eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Pfullendorf an. Und obwohl er Freude an den Verwaltungsaufgaben hat, brennt immer die Sehnsucht ihn ihm, die Musik eines Tages noch zu seinem Beruf zu machen. Die Möglichkeit, diesen Traum umzusetzen, sieht Göggel während des Grundwehrdienstes im Jahr 2010.

Militärmusikdienst begeistert ihn

Dabei bestaunt er bei Zeremonien immer wieder die Musikkorps der Bundeswehr und schließlich wird sein Wunsch wahr: Der Hausener darf beim Heeresmusikkorps im unterfränkischen Veitshöchheim vorspielen und überzeugt dabei an der Trompete. „Man ist auf der einen Seite Musiker und Künstler; auf der anderen Seite steht das Militärische, das mich auch sehr angezogen hat“, schildert er die Attraktivität des Militärmusikdienstes.

Studium an der Robert-Schumann-Hochschule für Musik

2012 steigt er beim Ausbildungsmusikkorps in Düsseldorf ein und verpflichtet sich bei der Bundeswehr auf zwölf Jahre. „Das funktioniert wie ein BA-Studium. Auf der einen Seite war ich bei der Bundeswehr angestellt, auf der anderen Seite habe ich an der Robert-Schumann-Hochschule für Musik im Hauptfach Trompete und im Nebenfach Klavier studiert sowie das Modul Dirigat belegt“, erläutert der 32-Jährige den Ablauf seines Studiums. Bei den „kontaktfreudigen und temperamentvollen“ Rheinländern hat er sich gleich wohlgefühlt. „Ich habe ihnen gerne meine schwäbische Seite gezeigt. Die Rheinländer fanden das sympathisch und haben auch versucht, den Dialekt nachzusprechen“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln. Sein Wunsch, „in die Welt hinaus zu kommen“, erfüllt sich, als er anschließend zum Heeresmusikkorps Hannover wechselt.

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Dort gibt es neben Inlandseinsätzen bei Gelöbnissen und Appellen auch Einsätze über die deutschen Grenzen hinaus. Zum Beispiel bei den Tattoos, den Militärmusikfestivals. Formationen laufen und dabei musizieren, das hat dem Hausener großen Spaß bereitet. Auch bei der Truppenbetreuung im Ausland ist das Heeresmusikkorps Hannover aktiv und so spielt Fabian Göggel unter anderem in Feldlagern in Maser-e Sharif in Afghanistan, im litauischen Vilnius und Kaunas sowie in Izmir im Nato-Hauptquartier.

Bergwandern ist sein Hobby

Die letzte Station vor seiner Rückkehr nach Pfullendorf ist ab 2018 das Gebirgsmusikkorps in Garmisch-Partenkirchen. Dort übernimmt er auch die Leitung des Blasmusikvereins Kochel am See. Während dieser Zeit entdeckt der Musiker das Bergwandern für sich, das noch heute zu seinen bevorzugten Hobbys gehört. Der Heimat bleiben er und seine damalige Freundin, die er 2021 geheiratet hat, verbunden. Annika Göggel spielt beim Musikverein Burgweiler mit; sie stammt aus Waldbeuren. Das Ehepaar hält den Kontakt zu seinen Kapellen und spielt bei Konzerten mit.

Die Familie wohnt jetzt in Waldbeuren

Da mutet es wie der „Sechser im Lotto“ an, als im Frühjahr dieses Jahres die Stelle des Stadtmusikdirektors in Pfullendorf ausgeschrieben ist. Der 32-Jährige macht das Rennen unter 17 Bewerbern. Fabian und Annika Göggel ziehen mit ihrem 18 Monate alten Sohn Anton nach Waldbeuren. Die neue Aufgabe vereint für ihn das, was er gut kann, mit dem, was er gerne tut: Zum einen die Verwaltungsaufgaben, die er als Leiter der Musikschule hat, und zum anderen seine Leidenschaft als Dirigent, von der die Stadtmusik profitieren kann.

Am Volkstrauertag leitete Fabian Göggel bereits die Stadtmusik.
Am Volkstrauertag leitete Fabian Göggel bereits die Stadtmusik. | Bild: Stefanie Lorenz

Er freut sich auf die Arbeit in der Musikschule: „Ich kann gut mit Kindern und Jugendlichen umgehen. Meine lustige Art gefällt ihnen. Sie sollen merken, dass der Spaß im Vordergrund steht“, betont Göggel. Durch die Corona-Jahre habe die Musikschule deutlich an Schülern eingebüßt. Dazu komme jetzt noch die Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsschule, der den Musikschulunterricht am Nachmittag erschweren dürfte. Hier will Fabian Göggel – gemeinsam mit den Schulen – Lösungen finden, damit es weiter Nachwuchs gibt für seine geliebte Musik.

Keinen Leistungsdruck aufbauen

Als erster Höhepunkt steht am Sonntag, 10. Dezember, das Jahreskonzert der Stadtmusik an. Fabian Göggel war es wichtig, anspruchsvolle Stücke auszuwählen, aber trotzdem keinen hohen Leistungsdruck aufzubauen. Die Freude an der Musik soll auch bei Erwachsenen im Vordergrund stehen. „Ich bin einer vom Orchester fürs Orchester“, betont der neue Dirigent abschließend.