„Heute erleben wir den zweiten Volkstrauertag in Zeiten eines blutigen Krieges in der Ukraine und den ersten Volkstrauertag nach den unsäglichen Angriffen der terroristischen Hamas auf Israel“, begrüßte Bürgermeister Ralph Gerster die Gäste bei der Gedenkfeier am Sonntag am Mahnmal im Stadtgarten. Darunter waren auch Mitglieder der Feuerwehr, Fahnenabordnungen und Vertreter der örtlichen Vereine, des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, der Schulen, Gemeinderäte und Offiziere der Staufer-Kaserne.
Stadtmusik sorgt für würdevolle Klänge
Mit festlichen Klängen umrahmte die Stadtmusik Pfullendorf mit ihrem neuen Leiter Fabian Göggel die bewegende Zeremonie. Sowohl Ralph Gerster, als auch der Kommandeur des Ausbildungszentrums Spezielle Operationen, Oberst Andreas Schmand, der zum ersten Mal in Pfullendorf beim Volkstrauertag sprach, plädierten eindringlich für Frieden und Freiheit. Rassismus, Hass und Gewalt dürfe kein Raum gegeben werden, so die beiden Redner einhellig.
Innehalten ist besonders wichtig
Das Innehalten am Volkstrauertag sei in diesem Jahr besonders wichtig, so Ralph Gerster, wenn wir uns vor Augen hielten, wie sich unsere Welt über ein Jahrhundert nach den ersten Schüssen im Ersten Weltkrieg derzeit darstelle. Die Kämpfe in der Ukraine, der seit Jahren dauernde blutige Bürgerkrieg in Syrien, die militärische Eskalation im Gazastreifen, die Schreckensherrschaft der Taliban in Afghanistan, der Bürgerkrieg im Sudan und der Terror der Hamas seien nur die hervorstechendsten Beispiele in einer Welt, in der nach wie vor zu viele Menschen Opfer von Krieg, Terror und Blutvergießen seien.

„Es ist unsere Verantwortung, hier in unserem eigenen Land aufzustehen, wenn zwar nicht in Pfullendorf, es aber in deutschen Städten zu antisemitischen Kundgebungen kommt. Wehret den Anfängen!“, appellierte der Bürgermeister an die Zuhörer.
Dank an alle, die sich für ukrainische Menschen einsetzen
Es sei völlig inakzeptabel, wenn Islamisten das Massaker der Hamas feierten und zum Akt der Befreiung verklärten. „Wir dürfen unsere Gesellschaft nicht Antisemiten und militanten Islamisten überlassen“, fand Gerster deutliche Worte. Der Bürgermeister dankte all jenen Pfullendorfern, die sich für die ukrainischen Menschen einsetzen, die in der Linzgaustadt und im Landkreis Zuflucht gefunden haben. „Diese Menschen versuchen, ihr Leben neu zu sortieren, habe Angst um ihre Freunde und Familie in der Heimat und trauern um geliebte Menschen, die Opfer des Krieges sind“, erinnerte Gerster. Die Pfullendorfer sammelten Geld, Kleidung und viele weitere Dinge, um zu helfen.
Jeder Beitrag ist wertvoll
Der Bürgermeister hob auch den Einsatz von Ehrenamtlichen im ukrainischen Begegnungszentrum hervor. „Jeder noch so kleine Beitrag ist wertvoll – und sei es als Symbol dafür, dass die Menschen in der Ukraine daran erinnert werden, dass ihr Schicksal nicht vergessen ist und dass sie nicht alleine sind“, betonte Gerster. Abschließend führte er zur Losung „Nie wieder!“ des Volkstrauertags aus: „Nie wieder Angriffskrieg, nie wieder Unfreiheit, nie wieder Unrechtsregime, Völkermord und Antisemitismus!“
Oberst Andreas Schmand gedachte eingangs seiner Rede der gefallenen Soldatinnen und Soldaten, aber auch der Gefallenen der Freunde und Alliierten Deutschlands, an deren Seite die Bundeswehr in den Einsätzen als Waffenbrüder, als „brothers in arms“, gedient hat. „Uns an ihre Opfer zu erinnern, ist nicht nur am heutigen Tag Verpflichtung am Ausbildungszentrum Spezielle Operationen. Wir vergessen nicht!“, betonte Schmand. Die Trauer und das Gedenken gelten auch denjenigen Menschen, die zu Tode gequält oder ermordet wurden, weil sie einer Rasse zugeordnet worden seien, weil man Leben wegen Krankheit oder Behinderung als lebensunwert betrachtete, weil sie für ihren Glauben eintraten oder gegen Unrecht und Unterdrückung aufbegehrten, führte Schmand aus.
Trauer um die Opfer der aktuellen Kriege
Dass der Krieg nach Europa zurückgekehrt sei und sich die Gewalt im Nahen Osten und Afrika zunehmend Bahn breche, beobachte er mit Schrecken. „Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung“, sagte Schmand. Das Gedenken erinnere an die gemeinsame Verantwortung, die alle kriegerischen Handlungen den Lebenden hier und jetzt auferlege. „Die Verantwortung für Frieden, Recht und Freiheit tragen wir alle gemeinsam – heute und in Zukunft“, schloss der Oberst seine Rede.
Kränze werden feierlich niedergelegt
Andreas Schmand und Ralph Gerster legten Kränze zum Gedenken der Opfer von Krieg, Gewalt und Terror am Mahnmal nieder. Zum Abschluss der eindringlichen und würdigen Zeremonie spielte die Stadtmusik die Nationalhymne. „Wenn wir heute unsere Nationalhymne spielen, soll das mit Stolz verbunden sein – dem Stolz, in einem Land zu leben, in dem sich die Deutschen an ihre Vergangenheit erinnern und sich gegen Krieg, Unrecht und Antisemitismus stellen. Jetzt und heute – für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft“, sagte Bürgermeister Ralph Gerster.