Ein letztes Mal schallte ein lautstarkes „Guten Tag Herr Oberst“ für Oberst Albrecht Katz-Kupke über den Appellplatz, der die Truppenfahne des Ausbildungszentrums Spezielle Operationen und damit das Kommando an seinen Nachfolger Oberst Andreas Schmand. Ein letztes Mal schritt Katz-Kupke bei der würdigen Zeremonie mit Generalmajor Michael Hochwart und Bürgermeister Ralph Gerster die Truppenformation ab und ein letztes Mal ließ er in gewohnt klarer Sprache die Besucher und Soldaten an seinen militärstrategischen, gesellschaftlichen und politischen Gedanken teilhaben.

Vertrauen und Selbstvertrauen

Katz-Kupke erinnerte an die tiefe Verunsicherung, die er bei seinem Dienstantritt in der Staufer-Kaserne gespürt habe, verursacht durch -ismus Themen wie Sexismus, Rassismus oder Extremismus. Auch heute würde der Standort, hauptsächlich von Bundeswehrangehörigen, die noch nie in Pfullendorf waren, mit Missstand und Skandal assoziiert werden: „Von daher war es mir von höchster Wichtigkeit, den Menschen am Standort Pfullendorf Vertrauen entgegenzubringen, Selbstvertrauen zu geben und versuchen, Gutes zu tun und positive Botschaften Richtung Leipzig, Strausberg und Berlin zu senden.“

Bürgermeister Ralf Gerster, Generalmajor Michael Hochwart und Oberst Albrecht Katz-Kupke (von links).
Bürgermeister Ralf Gerster, Generalmajor Michael Hochwart und Oberst Albrecht Katz-Kupke (von links). | Bild: Volk, Siegfried

Ausbildungsstrukturen wurden weiterentwickelt

Mit Kreativität, Flexibilität und Mut habe man die Ausbildungsstrukturen weiter entwickelt, resümierte Katz-Kupke und ergänzte, dass man in Pfullendorf in der Lage wäre, ein Auswahlerfahren für die Truppe durchzuführen. Dank der neuen Ausbildungsanlagen im Außenstützpunkt Mottschieß habe man auch den Überlebenslehrgang für die Offiziersanwärter der Luftwaffe neu aufgesetzt, denn alle angehenden Luftwaffenoffiziere müssen in Pfullendorf diese Grundkenntnisse- und fertigkeiten lernen.

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Was dient der Einsatz- und Verteidigungsbereitschaft?

Bei der Betrachtung der Kriegssituation in der Ukraine greift nach Überzeugung von Albrecht Katz-Kupke die Fokussierung auf die Beschaffung von militärischem Großgerät zu kurz. Angesichts des postulierten Sondervermögens von 100 Milliarden würde sich die Mehrzahl der Bürger schon wieder entspannt zurücklehnen, denn die Uniformierten erhielten ja viel Geld. Notwendig sei aber mehr als Geld, richtete er den Blick in die Bundeswehr und stellte die Frage in den Raum, ob denn die Soldatenarbeitszeitverordnung, Arbeitsschutzgesetze sowie Regelungen zur Tele- und Teilzeitarbeit wirklich der Einsatz- und Verteidigungsbereitschaft dienlich wären. Manch gut gemeinter Fortschritt muss nach Überzeugung des Kommandeurs a.D. zurückgedreht werden, damit die Bundeswehr sich wieder einsatz- und realitätsnahe Ausbildung und Übungen konzentrieren könne.

Gesellschaft muss über Krieg, Tod und Zerstörung nachdenken

Man müsse auch weg von den Annehmlichkeiten der Stabilisierungseinsätze, wo die Masse der Einsatzsoldaten im Feldlager besser betreut und versorgt wurden als in den deutschen Kasernen. Ob die Gesellschaft die Zeitenwende und damit den Ernst der Lage in ihrer Tragweite tatsächlich erkannt hätten ?, fragte Albrecht Katz-Kupke: „Können wir uns vorstellen, unter den Bedingungen zu leben, wie es die Ukrainer seit mehr als einem Jahr tun?“

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Die Gesellschaft sind gesucht

Glaubwürdige Abschreckung erfordert nach seiner Überzeugung den klaren Willen, auch Streitkräfte einzusetzen. Darüber müsse die Gesellschaft in aller Konsequenz nachdenken: „Recht und Freiheit tapfer zu verteidigen kostet Blut, bringt Tod und Zerstörung mit sich.“ Verteidigungsbereitschaft sieht er als Aufgabe für alle Bürger, was bedeute, eine gewisse Widerstandsfähigkeit zu entwickeln. Dann gab es noch einen Ratschlag an Bürger und Verantwortliche: „Man muss kreativ sein, unkonventionell denken und improvisieren. Gestalter sind gefragt, nicht Problemsucher und Oberbedenkenträger.“

Gutes Verhältnis zwischen Soldaten und Bevölkerung

Dass Katz-Kupke ein pragmatisch handelnder Kommandeur war, bescheinigte ihm sein Vorgesetzter, Generalmajor Michael Hochwarth. „Ausbildung mit Herzblut“, habe dessen Motto bei der Erfüllung des Kernauftrages des Ausbildungszentrums gelautet, nämlich das Ausbilden und Prägen von Spezialisten sowie des Führernachwuchses. Lobend erwähnte Hochwarth das gute Verhältnis zu den Kommunalverantwortlichen und der Pfullendorfer Bevölkerung. „Mit Dir verlässt ein überaus erfahrener und besonnener Kommandeur die Bundeswehr“, wies der Kommandeur des Ausbildungskommandos auf die vielfältigen Verdienste von Katz-Kupke hin, der dem General im Anschluss die Truppenfahne übergab, die dieser an den neuen Kommandeur Andreas Schmand übergab. Als letztes Musikstück spielte das Heeresmusikkorps 10 die Nationalhymne, bevor die Truppenteile vom Appellplatz marschierten. Im Trio-Gebäude gab es im Anschluss einen Empfang, bei dem Bürgermeister Ralph Gerster dem scheidenden Oberst eine besondere Urkunde der Stadt überreichte.

Bürgermeister Joachim Grüner aus Wald gratuliert dem neuen Kommandeur Oberst Andreas Schmand.
Bürgermeister Joachim Grüner aus Wald gratuliert dem neuen Kommandeur Oberst Andreas Schmand. | Bild: Volk, Siegfried

Nachfolger war schon in Afghanistan im Einsatz

Der Nachfolger von Katz-Kupke, der 60-jährige Oberst Andreas Schmand, durchlief seit seinem Eintritt in die Bundeswehr im Jahr 1983 eine klassische Offiziersausbildung mit zahlreichen Stationen. So war es Adjutant des nationalen Befehlshabers in Sarajewo, Offizier in Kabul und Inspizient Führerausbildung beim Kommando Heer. Im Ausbildungszentrum Spezielle Operationen sind permanent rund 320 Soldaten stationiert, die Zahl der zivilen Mitarbeiter beträgt 25.