Letztmals wurden in der Staufer-Kaserne 44 angehende Fallschirmjäger der Spezialausbildungskompanie 209 vereidigt, denn nach 15 Jahren wird die Ausbildung der Feldwebelanwärter in den Fallschirmjägerregimentern selbst durchgeführt. Und letztmals schritten Oberst Albrecht Katz-Kupke und Garnisonsbürgermeister Thomas Kugler die angetretene Formation gemeinsam ab. Der Rathauschef wird nach 16-jähriger Amtszeit am 14. Januar 2023, offiziell verabschiedet und der Kommandeur übergibt im März den Posten an seinen Nachfolger.

Deutliche Worte von Oberst Katz-Kupke

So wehte ein Hauch von Abschied über der Zeremonie, die musikalisch vom Heeresmusikkorps Ulm umrahmt wurde. Gewohnt deutliche Worte fand Oberst Katz-Kupke, der seit 13. Dezember 2018 das Ausbildungszentrum führt, zur aktuellen Sicherheitslage und den immensen Herausforderungen, mit denen die Bundeswehr und die Gesellschaft konfrontiert werden.

Soldaten zeigen Mut und Tapferkeit

In Deutschland habe man sich an Frieden, Recht und Freiheit gewöhnt, aber angesichts des Ukrainekrieges müsse man erkennen und verinnerlichen, „dass diese Werte nicht frei Haus sind.“ Mit Mut und Tapferkeit stellten sich Soldaten und Bevölkerung in der Ukraine einer Übermacht entgegen, um unter hohen Opfern für Recht zu Freiheit zu kämpfen.

Sicherheit neu organisieren

Nachdem Russland die europäische Friedensordnung zerstört habe, müsse man „Sicherheit in Europa neu denken und organisieren“, was für die Bundeswehr einen jahrzehntelangen Modernisierungsprozess bedeute. „Sie alle werden dies, die konsequente Ausrichtung der Bundeswehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung, aktiv mitgestalten dürfen“, wandte sich Albrecht Katz-Kupke an die Rekruten.

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Man habe diese Aufgaben in Deutschland als theoretisch angesehen und letztendlich vernachlässigt: „Deshalb wurde bei der Ausstattung der Bundeswehr für klassische Kriegsführung stark gespart, hingegen viel für die in Auslandseinsätzen erforderlichen Fähigkeiten investiert.“ Aber die Bundeswehr müsse in der Lage sein, das Land zu verteidigen und den Nato-Bündnispartnern beizustehen, betrachtet Katz-Kupke das angekündigte 100-Milliarden-Sondervermögen nur als einen Anfang der Investitionstätigkeit.

Verteidigungsfall könnte tatsächlich eintreten

Mahnend fügte er hinzu, dass allen Bürgern bewusst sein müsse, dass der Verteidigungsfall tatsächlich eintreten könne. Ausdrücklich erinnerte er die Rekruten an ihre staatsbürgerliche Verantwortung, die auch beinhalte, dass Soldaten rechtswidrige Befehle verweigern können und müssen: „Gehorsam endet, wo Unrecht herrscht und wo Befehle von einem erkennbar verbrecherischen Regime ausgehen.“

Verhalten ist durch Grundgesetz geschützt

Dieses Verhalten sei ausdrücklich durch das Grundgesetz geschützt und eine Lehre aus der Nazi-Diktatur. „Der Blick auf die russischen Kriegsverbrechen in Butscha, Irpin oder Mariupol macht deutlich, warum wir dieses Selbstverständnis pflegen müssen“, ergänzte Albrecht Katz-Kupke.

Die Fahnenabordnung mit der Ehrenformation, die hinter dem Heeresmusikkorps auf den Appellplatz der Staufer-Kaserne einmarschierte.
Die Fahnenabordnung mit der Ehrenformation, die hinter dem Heeresmusikkorps auf den Appellplatz der Staufer-Kaserne einmarschierte. | Bild: Siegfried Volk

Bürgermeister Thomas Kugler dankte den Rekruten für ihre Bereitschaft, Deutschland zu schützen und seinen Bürgern zu dienen. Der „Bündnisfall ist so nah wie noch nie“, erklärte der Rathauschef mit Blick auf den Ukraine-Krieg, wobei er die Zurückhaltung der deutschen Politik lobte: „Eine aktivere Rolle wäre eher gefährlich.“

Bestmögliche Rahmenbedingungen bereitstellen

Für „dekadent und überheblich“ hält er anderslautende Forderungen. Es sei Aufgabe der Politik, den Soldaten die bestmöglichen Rahmenbedingungen, sprich Ausrüstung, bereit zu stellen, forderte Kugler dabei „Taten und keine Fensterreden“. Zu schnell vergesse die Gesellschaft die erfolgreiche Arbeit der Bundeswehr, listete Kugler die Auslandseinsätze auf, ebenso die Unterstützung bei Katastrophen, wie dem Elbhochwasser.

Abschließend ertönt die Nationalhymne

Dann platzierte sich die Fahnenabordnung vor die Formation und sechs Rekruten legten stellvertretend für ihre Kameraden, die Hand an der Fahne, den Eid auf die Verfassung ab. Es folgte abschließend die Nationalhymne und dann beglückwünschten Albrecht Katz-Kupke und Thomas Kugler die Soldaten letztmals gemeinsam persönlich zu ihrem Bekenntnis, dem deutschen Volk zu dienen.