Der Wind blies kräftig über den Appellplatz der Staufer-Kaserne in Pfullendorf, als insgesamt 44 Rekruten der Spezialausbildungskompanie 209 ihren Eid auf die Verfassung Deutschlands ablegten und ihre Bereitschaft erklärten, diese tapfer zu verteidigen. Sogar aus Sylt waren Angehörige der Soldaten angereist, die den ersten Schritt ihrer Ausbildung zum Fallschirmjägerfeldwebel erfolgreich hinter sich gebracht haben.

Erinnerung an Gräuel der Nazi-Diktatur

In seiner bemerkenswerten Rede knüpfte Kommandeur Oberst Albrecht Katz-Kupke an das politische Seminar an, in dem sich die Rekruten mit den Gräueln der Nazi-Diktatur und dem Attentat auf Adolf Hitler beschäftigt hatten. Mit tiefem Respekt blicke man auf die Attentäter vom 20. Juli 1944 zurück, was aber keine Heldenverehrung sei, so der Oberst. „Respekt bedeutet, ihr Handeln und ihren Mut anzuerkennen. Nicht wenige ließen sich zuerst von Hitlers Politik einfangen und erkannten erst nach einer gewissen Zeit den wahren Charakter seiner Ideologie“, warf Katz-Kupke durchaus einen kritischen Blick auf die Biografien der Widerstandskämpfer. „Manche von ihnen waren auch keine Demokraten in dem Sinne, wie es unserem heutigen Verständnis entspricht.“ Zudem erinnerte er daran, dass nach dem Weltkrieg nicht wenige Deutsche die Protagonisten des missglückten Attentats auf Adolf Hitler als Verräter betrachtet hätten.

Der Kommandeur zitierte den hingerichteten Generaloberst Ludwig Beck, der schon 1938 in einem Vortrag erklärt hatte: „Ihr soldatischer Gehorsam hat dort eine Grenze, wo ihr Wissen, ihr Gewissen und ihre Verantwortung die Ausführung eines Befehls verbietet.“ Soldaten müssten sich von diesem moralischen Motiv leiten lassen und als Staatsbürger in Uniform auch Zivilcourage zeigen, forderte der Pfullendorfer Kommandeur: „Einzustehen für demokratische Werte, den Mund aufzumachen gegen Antisemitismus, Rassismus, Seximus und andere Formen der Unmenschlichkeit.“

Kommandeur vermisst Wertschätzung

Zuwenig in der Heimat gewürdigt sieht Katz-Kupke das mutige und umsichtige Handeln, das deutsche Soldaten bei Auslandseinsätzen zeigten. Er vermisst in Teilen der Gesellschaft zudem die Wertschätzung für Demokratie, Recht und Freiheit. Ein Beleg für dieses Phänomen sieht er in den Anmaßungen von Corona-Leugnern oder Querdenkern, die sich mit der Widerstandsgruppe „Weißen Rose“ verglichen und sich in einer Corona-Diktatur wähnten. „Man sollte diese Menschen an Orte wie Plötzensee führen, damit sie sehen, was Widerstand gegen eine der widerwärtigsten Diktatur wirklich bedeutet,“ sagte der Kommandeur.

Oberst Albrecht Katz-Kupke und der CDU-Bundestagsabgeordnete Volker Mayer-Lay hielten die Festansprachen.
Oberst Albrecht Katz-Kupke und der CDU-Bundestagsabgeordnete Volker Mayer-Lay hielten die Festansprachen. | Bild: Volk, Siegfried

„Es ist mir eine große Ehre“, bekannte im Anschluss Festredner Volker Mayer-Lay. Vor 20 Jahren habe er in der ehemaligen Graf-Stauffenberg-Kaserne Sigmaringen sein eigenes Gelöbnis abgelegt, bekannte der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Bodensee. Die Politik habe die Bundeswehr in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt und deshalb sei besonders für das Material eine „Auffrischungskur“ notwendig. Der schreckliche Ukraine-Krieg zeige, wie zerbrechlich auch der Frieden in Europa sei, und dass die Demokratie deshalb wehrhaft sein müsse. Für den unvergleichlichen Einsatz, den Soldaten für ihr Land leisteten, um dieses notfalls mit der Waffe zu verteidigen, gebühre ihnen die uneingeschränkte Anerkennung der Gesellschaft, so Mayer-Lay.

Nach der Vereidigung erklang vom Heeresmusikkorps 10 die Nationalhymne und dann gratulierten der CDU-Parlamentarier und Oberst Katz-Kupke einer sechsköpfigen Abordnung, die stellvertretend für die 44 Rekruten ihre Hand an die Fahne gelegt und den Eid abgelegt hatten. Die Truppenabordnung trat ins Glied zurück und es ertönte „Rot scheint die Sonne“, wobei der Wind immer noch kräftig blies.