Stadtpfarrer Bernd Weber freute sich kurz vor Beginn der morgendlichen Messe zur Überlinger Schwedenprozession: „Der Herr Mayer-Lay kommt heute auch.“ Und spekulierte munter: „Vielleicht will er ja noch beten für die Richterwahl.“ Einen Platz unter den weltlichen Würdenträgern im Chorgestühl fand der CDU-Bundestagsabgeordnete noch, ob und wofür er allerdings gebetet hat, war nicht zu ergründen. Auf die Knie ging Volker Mayer-Lay, nachdem ihm dies Stadtrat Franz Dichgans vorgemacht hatte.

Dass die bislang einmalige Aufschiebung einer Richterwahl ein „echtes Desaster“ war, räumte er im Gespräch nach der Prozession offen ein und formulierte sein Missfallen über das Krisenmanagement in seiner eigenen Fraktion. „Wir hatten im Grunde drei Optionen“, sagte Mayer-Lay. Man habe sich quasi aussuchen können, „welches Desaster wir haben wollen am Freitagnachmittag“. Was passiert sei, nannte er allerdings „nicht die beste Wahl“.

Es sei schon ein Fehler gewesen, erklärte der Abgeordnete, dass man diesen Vorschlag mit der SPD so platziert habe. „Da hätte man bei uns besser nachgucken müssen“, erklärte Mayer-Lay, der gern geprüft gewusst hätte: „Bekommen wir da Probleme in der Fraktion?“ Dann hätte man aus seiner Sicht mit den Sozialdemokraten ins Gespräch gehen und eventuell sagen müssen: „Das kriegen wir nicht hin.“ Als zweiten Fehler bezeichnete Mayer-Lay die Absage der Wahl am Freitag. „Man hätte das einfach durchziehen sollen, um zu sehen, für wen es eine Mehrheit gibt.“ Allerdings habe man auch schon gemunkelt, dass die Partei Die Linke die Kandidatin nicht wählen wolle, um einen Krach in der Koalition zu provozieren. Er kenne die Richterin nicht persönlich. Wer seine „Extremmeinung“ allerdings so in der Öffentlichkeit platziert habe, „der braucht sich nicht zu wundern“. Dies könne gegebenenfalls Zweifel an der Unabhängigkeit am höchsten deutschen Gericht säen. Der ganze „Aufruhr“, wie er es nannte, sei ja erst zehn Tage zuvor entstanden und habe sich dann „kumuliert“. Nach der Verschiebung der Wahl sei quasi „die Hölle über uns hereingebrochen“, sagte Mayer-Lay. Auch aus dem eigenen Wahlkreis habe er viel Kritik zu hören bekommen.