Überlingen „Es war ein sensationelles Wochenende“, sagt Petra Weber, Vorsitzende des Frauensegelvereins „Die Seglerinnen“ mit Sitz in Konstanz. Auf Einladung der Regionalgruppe Bodensee des bundesweiten Vereins haben sich rund 25 segelnde Frauen aus Deutschland, Frankreich, Italien und sogar aus der Ukraine und Afghanistan in Überlingen getroffen. Mit eigenen und Mietbooten des Bootsverleihers Raschewski ging es zur Segel-Rallye quer über den See – bei teils heftigem Wind mit bis zu fünf Windstärken.

Die Idee hinter dem von der Europäischen Union geförderten Projekt namens Seasters ist es, Frauen im Segelsport europaweit zu vernetzen und ihnen vor allem einen besseren Zugang zum Segelsport zu ermöglichen. Denn der ist einerseits teuer und zudem – andernorts noch viel mehr als hierzulande – nach wie vor „männerdominiert“, sagt beispielsweise die italienische Seglerin Caterina Amicucci.

Sie hat das Erasmus+-Projekt namens Seasters maßgeblich mit initiiert. Während der Corona-Zeit sei die Idee entstanden, mit reinen Frauenmannschaften bei Regatten zu starten, sagt Amicucci: „Das gab es bis dahin nicht.“ Daraus wiederum seien Initiativen wie Mujeres in Mare und Sailing without Borders für die Integration geflüchteter Frauen entstanden. Und schließlich das EU-Projekt, gefördert mit 60.000 Euro.

So konnten Teilnehmerinnen aus Italien und Frankreich nun nach Überlingen reisen, um gemeinsam zu segeln und zu feiern. Die hiesigen Seglerinnen haben zuvor bereits an zwei Küstenregatten bei Rom teilgenommen sowie an der Frauenregatta Les Dames à la Barre in Marseille. Dort fördert der Verein Les Canoubieres Frauenmannschaften für Regatten, die Organisation Women for Sea macht sich im Meeresschutz stark.

Mit dabei waren auch drei junge Frauen aus der Ukraine und Afghanistan, die heute in Italien leben. Für sie ist das Segeln Neuland. „Ich komme aus Masar-e Scharif“, sagt beispielsweise Zahra Muradi, die in Rom studiert, „da gibt es kein Wasser.“ Sie schätzt vor allem das Gefühl der Freiheit auf dem Wasser.

„Die Rallye war für alle ein Riesenspaß“, sagt die Vorsitzende Petra Weber, die mit ihrem eigenen Boot teilnahm. Die insgesamt sieben Mannschaften hatten etwa die Aufgabe, ein Foto vom Teufelstisch zu fertigen, Knoten zu machen oder Fragen zum Bodensee zu lösen. Bei der Party und Siegerehrung am Abend wurden zudem die besten Videos von möglichst spektakulären Köpfern ins Wasser prämiert und die bunten Luftballons gezählt, die man mit anderen getauscht hatte. Denn es galt, auf dem Wasser von anderen Booten deren andersfarbige Ballons zu ergattern.

Den Abschluss des Erasmus+-Projekts wird Anfang Oktober das Womens Sailing Festival in Rom bilden. Auch hier wird Petra Weber mit weiteren hiesigen Mitgliedern dabei sein.

Unterdessen ist die Regionalgruppe Bodensee, mit rund 50 Mitgliedern größte Gruppe des Vereins, auch vor Ort recht aktiv. Am ersten Augustwochenende organisiert Margaretha Bucher-Schneider, Leiterin der Bodenseegruppe, wieder einen Kulturtörn nach Kreuzlingen. Mit Charterbooten geht es in den dortigen Hafen und anschließend ins See-Burgtheater zu „Honig im Kopf“ – und am nächsten Tag wieder zurück. Im kommenden Frühjahr wird erneut ein Skipperinnen-Training in Gohren stattfinden.

Die „Seasters“-Initiatorinnen arbeiten unterdessen daran, möglichst alle Organisationen segelnder Frauen in ganz Europa zu vernetzen. „Wir wollen noch viel größer werden“, sagt Caterina Amicucci. Mit dieser gebündelten Kraft wolle man sich dann bereits im kommenden Jahr auch für ein größeres Erasmus-Projekt bewerben.