Noch mehr Kunden, noch weniger Lebensmittel: Dann könnte es im Pfullendorfer Tafelladen an der Uttengasse zu Engpässen bei der Versorgung kommen. Umso mehr ist der DRK-Ortsverein als Betreiber auf Lebensmittelspenden angewiesen – nicht nur von Supermärkten.

Jeden Dienstag und Freitag zwischen 14 und 17 Uhr bildet sich vor dem Tafelladen eine Menschenschlange. Sie ist seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine vor fast drei Jahren deutlich größer geworden, weshalb die Öffnungszeiten an den beiden Tagen um jeweils eine Stunde verlängert wurden. „Die Anzahl der Kunden hat sich seit dem Krieg verdoppelt“, sagt Ortrud Hausmanns, ehrenamtliche Leiterin des Tafelladens.

Miete und Auto kosten Geld

Vor dem Krieg waren es an jedem Öffnungstag demnach rund 30 Bedürftige, die sich mit Lebensmitteln eingedeckt haben, „für die sie einen kleinen Obolus bezahlen müssen“, sagt Andreas Kees, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Pfullendorf. Schließlich müsse man für die Räumlichkeiten in der Uttengasse auch Miete und Strom bezahlt werden. Das Auto, das die Lebensmittel transportiert, kostet auch Geld – Versicherung und Spritkosten. „Der Tafelladen muss sich finanziell schon tragen können“, sagt Kees.

Viele Flüchtlinge aus der Ukraine

Die knapp 60 Bedürftigen – darunter viele Flüchtlinge aus der Ukraine, Frauen und Männer, Familien und Alleinstehende verschiedener Nationalitäten – zeigen vor ihrem Einkauf im Tafelladen ihren Berechtigungsschein vor, den ihnen die Stadt Pfullendorf für einen Zeitraum von sechs Monaten ausgestellt hat.

Rollierendes System

Nach Ablauf der Frist muss der Berechtigungsschein wieder verlängert werden. Außerdem bekommen alle Kunden eine farbige Karte, mit der an den beiden Öffnungstagen die Reihenfolge des Einlasses festgelegt wird. „Wir haben ein rollierendes System eingeführt, damit die Kunden mal am Anfang und mal am Ende dran sind“, sagt Andreas Kees. So sei es am gerechtesten.

Kundin findet einen Job

Einige Kunden bekommen den Schein nicht mehr ausgehändigt, weil sie mittlerweile einen Job haben und ohne Hilfe aus dem Tafelladen auskommen. Ortrud Hausmanns kennt so eine Frau, die seit längerer Zeit bei einer Pfullendorfer Firma beschäftigt und daher keine Kundin mehr ist. „Das sind dann die schönen Momente“, ergänzt Hausmanns.

Aber es gebe noch genügend Menschen, die seit der Eröffnung des Tafelladens vor 17 Jahren immer noch ihren Korb mit Lebensmitteln füllen – mit Obst und Gemüse, Nudeln, Milch, Brot, Butter und anderen Grundnahrungsmitteln, Trockenprodukten oder Konserven mit einem langen Mindesthaltbarkeitsdatum, das aufgrund der großen Nachfrage nie überschritten wird. „Die Regale sind jedes Mal leer“, ergänzt Hausmanns.

In den Regalen werden die Lebensmittel aufbewahrt, die an den beiden Öffnungstagen von den Kunden eingekauft werden.
In den Regalen werden die Lebensmittel aufbewahrt, die an den beiden Öffnungstagen von den Kunden eingekauft werden. | Bild: Thannheimer Dirk

Aber die Regale sind beim Einräumen der Ware oft nicht ganz voll, weil die Lebensmittelspenden weniger werden. „Die Supermärkte kalkulieren längst schärfer, müssen auch wirtschaftlich handeln“, so Hausmanns, die Verständnis für die Situation der Supermärkte aufbringt und ihnen zu großem Dank verpflichtet ist. „Ohne sie wäre es nicht möglich“, sagt Hausmanns, die seit der Gründung des Tafelladens dabei ist und die Abläufe organisiert.

Auf insgesamt 41 Ehrenamtliche kann sie zurückgreifen, auf die Lebensmittelsortierer, auf die Verkäufer und auf die Fahrer. Es gibt zwar immer eine Fluktuation, aber Hausmanns gelingt es, den Tafelladen am Laufen zu halten. „Für die Ehrenamtlichen ist eine Selbstverständlichkeit, den Bedürftigen zu helfen“, so Hausmanns.

Vereine spenden ihre Erlöse

Weil die Supermärkte ihre Spenden längst rationiert haben, bitten Kees und Hausmanns auch die Bevölkerung um Spenden. Gelegentlich kommen Bürger vorbei und überreichen unter anderem einen Sack Kartoffeln oder eine Kiste mit Äpfeln. Vereine und Schulen erkennen ebenfalls die Not der Bedürftigen und lassen die Tafel nicht im Stich. „Es ist schön zu sehen, wenn Schulen und Vereine, Kinder und Jugendliche ihre Erlöse aus Veranstaltungen oder Basaren dem Tafelladen spenden“, ergänzt Kees. Im ländlichen Raum würde das Miteinander noch funktionieren, sagt Kees. Die Geldspenden werden indes ausnahmslos für den Einkauf von Lebensmitteln ausgegeben.

„Ich bin gespannt, wohin die Reise geht.“
Andreas Kees, DRK-Vorsitzender

Und wie ist es um die Zukunft des Pfullendorfer Tafelladens bestellt? „Ich bin gespannt, wohin die Reise geht.“ Denn auch Andreas Kees kann nicht vorhersagen, ob die Stadt Pfullendorf noch weitere Flüchtlinge zugewiesen bekommt, zumal auch generell der Wohlstand schrumpfe und immer mehr Menschen in finanzieller Not seien. „Wenn es noch mehr Kunden werden, stoßen wir sowohl personell als auch räumlich an unsere Kapazitäten.“