Den Markttag nutzten Fabian Hengstler und Gottfried Ruckh vom Referat Prävention der Polizeidirektion Sigmaringen, um Interessierte über Betrugsmaschen aufzuklären, über Einbruchsschutz zu informieren oder auf die Gefahren bei der Pedelec-Nutzung hinzuweisen. Und Andreas Blender rührte die Werbetrommel für Nachwuchskräfte, denn die Polizei klagt bekanntlich über Personalmangel.

Einstellungskriterien bei Polizei seit Jahren unverändert

Der Ansprechpartner kam einem Vater gerade recht, dessen 18-jähriger Sohn sich bei der Polizei beworben hatte. Der Notendurchschnitt des Gymnasiasten liegt bei 1,3 und der junge Mann ist sportlich und sein absoluter Berufswunsch heißt: Polizist. Hoch motiviert sei er zum Einstellungstext nach Herrenberg gereist, wo allerdings schon zehn von 18 Bewerbern nach der ersten Runde ausgesiebt wurden. Der Pfullendorfer schaffte es nach dem schriftlichen Test bis zum Gespräch mit zwei Polizeipsychologen und erhielt dann seinen Ablehnungsbescheid. „Keine Begründung. Nix. Nur der Hinweis, dass er sich nochmals bewerben kann“, ist dem Vater das Unverständnis über das Behördenverhalten anzusehen. Andreas Blender kennt die Thematik, denn immer wieder wird er von Bewerbern oder deren Angehörigen wegen solcher Absagen konsultiert. Ein Problem sieht der erfahrene Polizist darin, dass die Einstellungskriterien und Vorschriften nicht angepasst werden. So schaffen es Bewerber mit Tätowierungen nicht einmal in die Vorauswahl. Ober dies angesichts der stetig steigenden Zahl von Tattoos auf Menschenhaut zeitgemäß ist, bleibt abzuwarten.

Mann erkennt noch rechtzeitigt Love-Scamming

Ein Mann sucht das Gespräch mit den Beamten und schildert, wie er fast Opfer des sogenannten „Love Scammings“ geworden ist, im letzten Moment den Betrug durchschaute. Bei dieser Masche treffen sich Opfer und Täter auf Datingportalen. Über Fakeprofile gaukeln Betrügerinnen und Betrüger den ahnungslosen Opfern Liebesgefühle vor, um ihnen Geld aus der Tasche zu ziehen. „Ich war kurz davor, Geld zu überweisen“, bekennt der Mann, und der Polizist hat den generellen Rat parat: „ Man muss hellhörig werden, wenn der Flirtpartner Geld möchte, bevor man sich überhaupt getroffen hat.“

Raffiniert und perfide agieren Betrüger bei Schockanrufen

Vornehmlich Ältere werden kontaktiert und die Anrufer geben sich beispielsweise als Enkel aus, die dringend Geld benötigen. Vermeintliche Polizisten konfrontieren den Gesprächspartner, dass ein Familienangehöriger einen Unfall verursacht hat und nur gegen Kaution auf freiem Fuß bleibt. Tatsächlich übergeben geschockte Senioren dann fremden Menschen die geforderte Summe, wobei es häufig um fünfstellige Beträge geht. Dass zuhause soviel verfügbares Bargeld aufbewahrt wird, steigert die Erfolgsaussichten der Betrüger. Ansonsten werden die Opfer angehalten, zur Bank zu gehen und das Geld abzuheben. Auf die SÜDKURIER-Frage, dass deren Mitarbeiter doch gefordert seien, solche ungewöhnliche Bargeldwünsche zu hinterfragen, weist Fabian Hengstler darauf hin, dass das Geld dem Bankkunden gehöre und er das Recht habe, es ohne ausführliche Erklärung von seinem Konto abzuheben.

Schulungen für Bankangestellte

Als Präventivmaßnahme bietet die Polizei für Bankbeschäftigte entsprechende Schulungen an. Zudem hat man an die Geldinstitute auch besondere Umschläge verschickt. Wenn jemand eine für seine Verhältnisse ungewöhnliche Abhebung wünscht, partout nicht auf Fragen reagiert, wird das Geld in diesen Umschlag verpackt, auf dem zu lesen ist: „Wurden Sie angerufen?“ oder „Hat jemand Sie zur Geheimhaltung verpflichtet?“ Diese Hinweise sollen Betroffenen Mut machen, das Geschehen aufzuklären und so womöglich Betrüger dingfest zu machen. Die Kriminellen versuchen deshalb, den erzeugten Schockmoment bis zur Geldübergabe aufrechtzuerhalten und bleiben mit ihren Opfern in stetigem telefonischen Kontakt. Auf jeden Fall sollten Betroffene Schockanrufe der Polizei mitteilen, denn dann greift eine weitere Vorsichtsmaßnahme. Wenn aus einer Region auffallend viele Meldungen eingehen, informiert die Polizei die Banken in dem Gebiet, damit deren Mitarbeiter ein waches Auge auf Kundenwünsche nach hohen Geldabhebungen hat.

Broschüre gibt Tipps und Hinweise

Die Polizei hat gemeinsam mit dem Weissen Ring eine 71-seitige Broschüre speziell für Senioren „Im Alter sicher leben“ veröffentlicht. Darin werden Betrugsmaschen detailliert beschrieben und Beispiele aufgezeigt. Auch auf Gefahren am Telefon, im Internet oder bei Vollmachten und Pflege wird hingewiesen. Dazu gibt es Ratschläge und Kontaktadressen für Betroffene bei der polizeilichen Kriminalprävention und dem Weissen Ring. Infos unter www.polizei-beratung.de