Als „Suche nach dem Königsweg“ bezeichnete FW-Fraktionschef Thomas Jacob bei der Verabschiedung des Doppelhaushaltes 2025/2026 die Aufgabe, einen Ausgleich zwischen der immer noch zufriedenstellenden Einnahmesituation und überbordenden Ausgaben zu finden. Die Mehrkosten resultieren häufig aus Aufgabenübertragungen von Bund und Land auf die Kommunen, ohne ausreichende Finanzierung. Aber die steigende Finanzlast ist nach Angaben von Jacob auch der Tatsache geschuldet, dass man sich in Pfullendorf einen hohen Standard leiste, von dem man dringend herunterkommen müsse.
Bauplatzvergabeplattform Baupilot ist ein „Bürokratiemonster“
Hingegen seien die Grundstückspreise zu niedrig, gab es vom FW-Chef einen Prüfungsauftrag für die Verwaltung, zudem habe man mit der Vergabeplattform „Baupilot“ ein Bürokratiemonster eingeführt. Er forderte, dass es jährlich mindestens vier Vergaberunden bei der Bauplatzvergabe geben müsse, auch um den stockenden Grundstücksverkauf anzukurbeln. Gesprächsbedarf sehe seine Fraktion auch bezüglich der Zukunft der Räuberbahn und beim Jugendhaus, wo man mit der Schulsozialarbeit auch Doppelstrukturen geschaffen hat, wobei Jacob klarstellte, dass die Schulsozialarbeit unerlässlich ist. Bezüglich der geplanten Parkplätze für die Realschule sieht die FW-Fraktion die Notwendigkeit, auch weil man sehr sicher sei, dass dieses Gelände nach wie vor ein Schulstandort bleiben wird.
Sanierungen abgelehnt
Bei der Ablehnung der Sanierung des Hauses „Baden-Württemberg“ im Seepark für 250.000 Euro ist sich die FW-Fraktion mit der CDU einig, wie der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Philipp Dürr in seiner Haushaltsrede erklärte. Auch die geplante Sanierung des Daches des ehemaligen Stov-Gebäudes, was mit 330.000 Euro veranschlagt wird, soll überprüft werden. Der für 200.000 Euro geplante Umbau des Bürgerbüros soll nach dem Willen der CDU gestrichen werden. Die Sanierung der gemeinsamen Küche der Realschule und der Kasimir-Walchner-Schule wird hingegen auf 2025 vorgezogen. Die Kosten von 150.000 Euro für neue Parkplätze bei der Realschule müsse hingegen klar überprüft werden, forderte Dürr namens der CDU.
Standort für Naturkindergarten weiter umstritten
Ein klares Ja gab es für die Sanierung des Spielgeräts „Seeungeheuer“ im Seepark, während bei der geplanten Erweiterung der Sandflächen für Beach-Handball und Fußball-Soccer die Vereine, die dort Turniere veranstalten wollen, sich mit Arbeitsleistungen einbringen sollen. Wie die Freien Wähler ist die CDU bezüglich des Standortes für den Naturkindergarten im Seepark noch unschlüssig.
Dürr wiederholte bezüglich der Kindergartengebühren die CDU-Position, dass der Anteil der Elternbeiträge 15 Prozent der Kosten nicht überschreiten darf. Bezüglich der Steuer- und Gebührenerhöhungen stellte er klar, dass seine Fraktion darüber erst beim Doppelhaushalt 2027/2028 sprechen wird.
UL will Haushaltsentwicklung abwarten
Die UL sieht den Bereich der Streuobstwiese Richtung Gaisweiler als geeignet, erklärte Fraktionsvorsitzender Michael Zoller.
Man spare Geld, da der Anschluss der Versorgungsleitungen kürzer sei, zudem benötige man weniger Zaun. Zudem werde die Zerstückelung der Freifläche beim Abenteuergolfplatz vermieden, was künftigen Nutzungen zugutekomme. Kritisch sieht die UL die Aussage, dass die Stadt 2025 und 2026 auf Steuererhöhungen verzichten wird. „Wir wollen Bürger und Betriebe schonen. Doch was ist, wenn sich die Lage ändert?“, fragte Zoller in die Runde. Die UL will die Zahlen abwarten, die Kämmerer Michael Traub traditionell Ende des Jahres zum Haushaltsstatus präsentiert, und dann gegebenenfalls die Anpassung der Grund-, Gewerbe- und Vergnügungssteuer bereits 2026 auf den Prüfstand stellen.
Münztoilette bei Jägerhof als Idee
Sollte man noch Geld übrig haben, könnte die Stadt den Lückenschluss des Radweges zwischen Kleinstadelhofen und der Kreuzung L 268-L200 in Angriff nehmen. Klare Vorstellungen hat die UL zur Nutzung des Ensembles „Altes Pflegeheim und Ärztehaus“, wo der Verkauf an einen Investor die beste Lösung wäre, „und da schließen wir die ZfP mit ein.“ Die Toilette beim Bootshaus im Seepark sollte zeitnah saniert werden. Das WC beim Jägerhof sei noch in gutem Zusammenstand, regte Zoller an, „ruhig mal über Münztoiletten“ nachzudenken. Die Sanierung des Hauses „Baden-Württemberg“ macht die UL von einem Nutzungskonzept abhängig.
Doppelhaushalt ohne Kreditaufnahme
Bürgermeister Ralph Gerster dankte den Räten für deren konstruktive Arbeit und die sachliche Diskussion. Einstimmig billigte der Gemeinderat den Doppelhaushalt 2025/2026, der erneut ohne Kreditaufnahme gestemmt wird.