Treffender hätte die Stegstreckerzunft ihr Narrenmotto für die Fasnet 2022 nicht wählen können: „S‘ wär wieder a Freid.“ Die Sehnsucht nach Normalität zog sich wie ein roter Faden durch die Beiträge bei der gestrigen Martinisitzung im Gasthaus „Lamm“. Pünktlich um 11.11 Uhr eröffnete Narrenbolizei Rainer Bosch die Versammlung und Stegstreckerchef Andreas Narr musste zunächst vier Minuten darauf verwenden, die Teilnehmer über die gültigen Corona-Regeln aufzuklären.

Bürgerwehrchef listete Missstände auf

Den ersten Applaus gab es für eine Ankündigung, dass der Streckgerichtsdelinquent 2020 und frühere Hauptamtsleiter Hans-Jürgen Rup, die von Paul Woerz zubereitete Brennsuppe zahlt. Bürgermeister Thomas Kugler hofft, dass es mit der Fasnet 2022 klappt, denn „Fasnet-to-go“ vor dem Bildschirm könne man kicken. Die Besucher auf seiner Seite hatte Bürgerwehrchef Anton Laicher, als er ein „kleines Päckchen an Missständen“ auflistete, allen voran die geplante Zentralisierung der Krankenhäuser, womit man Ortsnähe für Patienten mit Füßen trete. Wehmütig erinnerte Joe Heim daran, was es an der Fasnet 2020 nicht gab – kein Wecken, Narrenbaum, Fasnetsbändel oder gar den Umzug. Keine Mäschgerle waren auf den Straßen zu sehen, kein Narri-Narro aus Kinderkehlen zu hören. „Frust pur“, beschrieb Heim seine Gemütslage. Angesicht der vielen Baustellen in der Stadt warnte Volksbankchef Werner Groß vor Staus während der Rush-Hour-Zeit.

Von Fledermäusen und Sahnehäubchen

Die Querelen um das geplante Blockheizkraftwerk beim „Alten Haus“, inklusive den Mutmaßungen um zugeschäumte Fledermauszugänge, veranschaulichte Narr – auf Tabletts wurden Fledermausgummis serviert, auf die er eigenhändig einen Klecks Sahne sprühte. In Anlehnung von DDR-Staatschef Walter Ulbricht, der im August 1961 schwadronierte, dass niemand die Absicht habe, eine Mauer zu bauen, erklärte Narr mit Blick auf den Fund einer historischen Mauer am Schützenbühl im August 2021, dass in Pfullendorf niemand die Absicht habe, eine Mauer zu finden.

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Delinquent für Streckgericht 2022 steht fest

Andreas Narr verriet neben dem Narrenmotto (“S‘ wär wieder a Freid“) zudem, dass man für das Streckgericht 2022 schon einen Delinquenten gefunden habe, bevor mit Brennsuppe und Gesprächen der noch gemütlichere Teil der Fasnetseröffnung begann.