Die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine erhöht sich täglich, und Experten prognostizieren, dass die Flüchtlingswelle größer sein wird, als im Jahr 2015/2015. Auch im Kreis Sigmaringen haben schon mehr als 1200 Menschen Zuflucht gesucht, davon wurden mehr als 860 in der Landeserstaufnahmeinrichtung (Lea) in Sigmaringen untergebracht. Weitere 300, vornehmlich Frauen und Kinder, sind privat in den Gemeinden untergekommen. „Die Zugänge steigen stark. Die Kommunen und der Landkreis bereiten sich auf die Aufnahme weiterer Flüchtlinge vor“, zeigt sich die Erste Landesbeamtin Claudia Wiese überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Kreisbürger. Sie verantwortet seitens des Landkreises die Unterbringung der Menschen und prüft mit den Kommunen die Wohnungsangebote.

Tausende Menschen werden erwartet

Sollten 500 000 Menschen nach Deutschland kommen, muss Baden-Württemberg mindestens 65 000 Geflüchtete aufnehmen, die dann entsprechend der Einwohnerzahl an die Stadt- und Landkreise zugeteilt werden. Für den Kreis Sigmaringen wären das 455 Geflüchtete, allerdings nur, wenn das sogenannte Lea-Privileg nicht angerechnet wird. Weil sich in Sigmaringen eine von landesweit vier Erstaufnahmestellen für Flüchtlinge befindet, muss der Kreis nur die Hälfte des Kontingents aufnehmen. Ohne die Lea-Anrechnung sind es 910 Geflüchtete. Sollten wie 2015 eine Million Flüchtlinge kommen, verdoppeln sich die Zahlen.

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Bis zu 400 Menschen könnten in Obeschwaben-Kaserne untergebracht werden

Der Landkreis hat schon die ersten Geflüchtete aufgenommen, die vom Land aus den Landeserstaufnahmestellen und Ankunftszentren an den Landkreis zugewiesen werden. In der Gemeinschaftsunterkunft im Schmorlgebäude stehen dafür noch 25 Plätze zur Verfügung. Ende April folgen 52 Plätze in der neuen Gemeinschaftsunterkunft in Mengen. Nach und nach sollen auch Wohnungen belegt werden. Die Jugendherberge Sigmaringen hat angeboten, in den nächsten Tagen vorübergehend Geflüchtete aufzunehmen. In der ehemaligen Oberschwaben-Kaserne in Hohentengen könnten in drei Gebäuden bis zu 400 Menschen untergebracht werden, wobei die Gespräche Eigentümer, Gemeinde und Landkreis noch laufen. Zunächst sollen die Immobilien für ein Jahr angemietet werden, mit einer Verlängerungsoption von zwei Jahren.

Kreisverwaltung benötigt rund 1,9 Millionen Euro

Für die Anmietung, Herrichtung, Ausstattung und für den Betrieb weiterer Wohneinheiten sowie einzelner Gebäude auf dem Kasernengelände werden nach Berechnung der Ersten Landesbeamtin rund 1,9 Millionen Euro benötigt. In dieser Summe sind auch die Kosten für den stundenweisen Einsatz eines Sicherheitsdienstes sowie für die Flüchtlingssozialarbeit enthalten. Konkret sollen 5,5 Stellen für die Betreuung der Menschen geschaffen werden, die zunächst auf ein Jahr befristet sind.

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Maximal sechs Monate in der vorläufigen Unterbringung

„Wir sind zuversichtlich, in den nächsten Wochen den Menschen, die bei uns Schutz suchen, gute Unterkünfte anbieten zu können und auf Notquartiere etwa in Hallen verzichten zu können“, so Wiese. Die Geflüchteten bleiben maximal sechs Monate in der vorläufigen Unterbringung durch den Landkreis. Anschließend wechseln sie in die Anschlussunterbringung der Kommunen. Geflüchtete aus der Ukraine erhalten einen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis und können auch frühzeitig selbst privaten Wohnraum suchen.

Stadtverwaltung Pfullendorf hat Arbeitsgruppe gebildet

In Pfullendorf sind nach Angaben von Hauptamtsleiter Simon Klaiber schon mehrere Dutzend Geflüchteter bei Privatpersonen untergekommen und auch offiziell gemeldet. Die Verwaltung habe einen Krisenstab eingerichtet, der aktuell wöchentlich die Lage zu bewertet, um gegebenenfalls konkrete Maßnahmen zu beschließen und in die Wege zu leiten. Auf ihrer Homepage hat die Stadt unter https://www.pfullendorf.de/stadt/aktuelles-stadtinfo/flucht-aus-der-ukraine/index.php umfassende Informationen eingestellt. Alle Flüchtlinge werden gebeten, sich schnellstmöglich bei er Verwaltung zu melden und sich zu registrieren.

Serhiy Kosar hat seine Schwester Lena und ihre Familie mit Dominika (drei Jahre), Elisa (sieben Jahre) und Ehemann Jaroslaw (von links) ...
Serhiy Kosar hat seine Schwester Lena und ihre Familie mit Dominika (drei Jahre), Elisa (sieben Jahre) und Ehemann Jaroslaw (von links) von der Ukraine nach Denkingen geholt. | Bild: Volk, Siegfried

Wer Wohnraum anbieten möchte, kann sich direkt an die Stadt wenden. Ansprechpartnerin ist die Ruth Schuttkowski, die von Dienstag bis Donnerstag (Tel. 0 75 52/25 11 05 oder ruth.schuttkowski@stadt-pfullendorf.de) erreichbar ist. Pfullendorf und die anderen Kommunen sammeln die Angebote und leiten die längerfristigen Unterkunftsmöglichkeiten auch an das Landratsamt weiter, wo man gleichfalls Angebote für die Unterbringung (Tel. 0 75 71/102 63 31) abgeben kann.

Sammelaktion für weiteren Hilfstransport

Die Aktionsgruppe „Spendenaktion Ukraine“, die vergangene Woche mit fünf Transportern Spenden an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht und drei Dutzend Geflüchtete in den Landkreis Sigmaringen und damit in Sicherheit gebracht hat, plant in der kommenden Woche einen weiteren Hilfstransport. Dazu werden erneut Spenden gesammelt. In Pfullendorf ist die Sammelstelle vom Diakonischen Werk im Bonhoeffer-Haus eingerichtet und am Sonntag, 20. März, 10 bis 14 Uhr geöffnet. Angenommen werden ausschließlich Medikamente, Lebensmittel, Babynahrung und Windeln. Auch in der Sammelstelle in Meßkirch (Conradin-Kreutzer-Str. 2) können am Samstag, 19. März, 10 bis 14 Uhr, Spenden abgegeben werden, und zwar ausschließlich Frühlings- und Sommerkleidung und Schuhe für Frauen, Kinder und Babys.