Alfred Kaltenbach ist die Fassungslosigkeit, auch Wochen nach den Ereignissen, noch ins Gesicht geschrieben. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Das hätte ich nie für möglich gehalten“, schildert der Landwirt aus Kleinstadelhofen, was am 5. September passiert ist. Es war ein heißer Tag, die Hitze flimmerte und um seinen Milchkühen im Stall etwas Abkühlung zu verschaffen, hatte Kaltenbach die Stalltüre geöffnet.
Wetter schlägt dramatisch um
Es wurde Abend, und erste Regentropfen waren zu hören. Der Regen wurde dichter. Kaltenbach ging aus dem Haus, um die Stalltüre zu schließen. Es sind nur wenige Meter von seiner Haustür, durch die Scheune zum Stall. Als der Bauer die Tür erreicht, hat das Wetter völlig umgeschlagen. Heftige Windböen peitschen gegen die Türe. Nur mit äußerster Mühe kann gewinnt er sie verriegeln. „Es hat getobt. Das kann man sich nicht vorstellen.“ Kaltenbach geht in die Scheune, will zurück ins Haus, das nur knappe zehn Meter entfernt ist.

Keine Chance. Der Wind ist so heftig, der Regen so massiv, dass er in der Scheune bleibt. Plötzlich hört er einen riesen Knall. „Ich dachte, der Blitz hat eingeschlagen.“ Das Getöse hört plötzlich auf, ist so schnell verschwunden, wie über sein Anwesen hereingebrochen ist. Der Landwirt geht nach draußen, auch der Regen hat nachgelassen und was er sieht, kann Alfred Kaltenbach nicht glauben.
Dach der Lagerhalle ist komplett zerstört
Das Dach einer Lagerhalle, in dem schwere Maschinen stehen, dazu Getreidesilos ist komplett abgedeckt. Die meterlangen Blechplatten, bis zu 75 Kilo schwer, liegen verstreut auf der angrenzenden Wiese. Welche Kraft hat sie aus der Verankerung gerissen? Keine Zeit für lange Überlegungen. Das gelagerte Getreide, die Maschinen sind dem Regen ausgesetzt. Dann erhält der Landwirt noch einen Anruf. Ein paar Bäume, die auf einem Grundstück entlang des Verbindungsweges nach Großstadelhofen stehen, haben dem Sturm nicht standgehalten, sind umgestürzt und blockieren den Weg. Kaltenbach beschließt, die Feuerwehr Großstadelhofen zu alarmieren, die schnell vor Ort sind. Die auf der Straße liegenden Bäume müssen beseitigt werden. Auch die Denkinger Wehr rückt an, nachdem die Wehrleute im größten Teilort von Pfullendorf einige umgestürzte Bäume weggeschafft haben. Das Getreide in den Silos der dachlosen Halle wird immer mehr durchnässt. Ein provisorischer Schutz wird benötigt. Ein Feuerwehrmann hat die zündende Idee und die Feuerwehr Pfullendorf wird alarmiert, denn sie verfügt über Großgerät. Dazu gehört ein Fahrzeug mit einem Korb, der nach oben gehievt wird und von wo aus Feuerwehrleute eine Plane über die Silos spannen können.
Landwirt lobt Feuerwehren
„Alle Feuerwehrleute haben ruhig und konzentriert gearbeitet. Jeder wusste, was er zu tun hatte“, ist Alfred Kaltenbach voll des Lobes über die Einsatzkräfte, die letztlich um 0.30 Uhr die Arbeiten beendet hatten. Am Folgetag wird das Ausmaß des Schadens erst richtig sichtbar und der Landwirt ist trotz des Schadens, der etliche zehntausend Euro beträgt, doch dankbar.
Denn es hätte noch viel schlimmer kommen können. Kaltenbach sammelt die Reste des Wellblechdaches ein, dazu die darauf montierten Solardmodule, die hinter der Lagerhalle auf der Wiese liegen. Seine anderen Gebäude sind unbeschädigt, der Stall, die Scheune und das Haus.

Auch bei den Nachbarn entdeckt er keine abgedeckten Dächer, dafür rund 800 Meter entfernt in einem Waldstück, dass dort zahlreiche Bäume, die in der Mitte abgeknickt sind, als ob ein Riese mit einer Motorsäge mit Urgewalt die Bäume gemetzelt hat.
Schaden beträgt etliche zehntausend Euro
„Das war keine Sturmböe. Das muss ein Tornado gewesen sein“, ist Alfred Kaltenbach überzeugt. Nur der schmale Streifen, über den der Tornado fegte, wurde verwüstet und sein Weg führte über sein Anwesen, hin Richtung Furtmühle. Seine Vermutung wird kurze Zeit später bestätigt, auch von Gutachtern seiner Versicherung, die zur Schadensbegutachtung anrücken.