Eine neue Ära ist in den drei Pfullendorfer Apotheken zum Jahreswechsel angebrochen. Anton Siegle und Rainer Hinger, die bislang gemeinsam die Geschäftsführung von Central- und Linzgau-Apotheke sowie der Apotheke am Obertor innehatten, haben den Stab zum 1. Januar an Urs Bär weitergereicht, der seitdem als alleiniger Geschäftsführer firmiert. Und voll durchstartet in seiner neuen Aufgabe: In den ersten beiden Monaten wurden bereits die Botendienste ausgebaut, um den Kunden einen besseren Service zu bieten. „Vor allem älteren Menschen wollen wir mit unserem erweiterten Bringdienst eine bessere und bequemere Versorgung ermöglichen“, sagte der neue Geschäftsführer im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Seine Eltern sind beide Apotheker

„Ich bin quasi in einer Apotheke groß geworden“, erzählt Urs Bär mit einem Schmunzeln. Stammt der 29-Jährige doch aus einer Tettnanger Familie, die insgesamt neun Apotheken im Bodenseekreis, in Freiburg und Waldshut betreibt. Mutter, Vater und die Schwester von Urs Bär haben sich für diesen Beruf entschieden und dem jungen Mann war das Pharmazie-Studium sozusagen in die Wiege gelegt. Nach dem Abschluss im Jahr 2017 hat Bär Berufserfahrung in den elterlichen Apotheken gesammelt.

Die Apotheker Rainer Hinger (links) und Anton Siegle – hier auf einem Archivbild aus dem Jahr 2020 – sind die bisherigen ...
Die Apotheker Rainer Hinger (links) und Anton Siegle – hier auf einem Archivbild aus dem Jahr 2020 – sind die bisherigen Geschäftsführer der Pfullendorfer Apotheken. Jetzt haben sie den Stab an Urs Bär übergeben. | Bild: Siegfried Volk

Die drei Apotheken, die der 29-Jährige jetzt leitet, sollen ihre Namen behalten. Es wird also keine Bären-Apotheke wie in Tettnang geben, kündigt der neue Geschäftsführer an. Aber er kann sich vorstellen, dass die Eingänge eventuell ein Bär als Logo zieren wird, wie es in seiner Heimatstadt der Fall ist. Rund 30 Mitarbeiter führt Urs Bär seit dem 1. Januar.

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Vor dieser Verantwortung ist ihm nicht bange: „Ich bin in Apotheken aufgewachsen und habe dann meine Ausbildung gemacht. Meine Eltern haben zusammen mehr als 100 Jahre Erfahrung im Apothekenwesen, da habe ich gute Ratgeber, wenn ich Fragen habe“, sagt er. Bislang pendelt Bär noch jeden Tag von Tettnang nach Pfullendorf, aber er hat bereits eine Wohnung gefunden und wird diese in Kürze beziehen, wie er berichtet.

Auch in die Ortsteile wird geliefert

Gleich die erste Veränderung, die Urs Bär eingeführt hat, ist die Ausweitung des Botensystems der Pfullendorfer Apotheken. „Damit können wir Kunden, die schlechter zu Fuß sind, besser versorgen“, betont der neue Geschäftsführer. Wer ein Medikament braucht, das erst noch bestellt werden muss, muss an diesem Tag kein zweites Mal die Apotheke aufsuchen, sondern kann sich das Bestellte am Abend von einem Boten der Apotheke bringen lassen. „Das gilt auch für alle Pfullendorfer Ortsteile“, versichert der 29-Jährige.

E-Rezept noch nicht digital übertragbar

Urs Bär zeigt sich als Befürworter von digitalem Fortschritt im Apothekenwesen. Ein Beispiel ist das E-Rezept. Seit September vergangenen Jahres sind Apotheken in ganz Deutschland grundsätzlich in der Lage, E-Rezepte anzunehmen und abzurechnen. Dabei wird ein QR-Code statt der klassischen schriftlichen Medikation auf das Rezept gedruckt. Der Code kann auf dem Smartphone des Patienten eingescannt werden und digital an die gewünschte Adresse der ausgewählten Apotheke gesandt werden. So sollte es theoretisch laufen. Doch die Realität sieht derzeit noch anderes aus: „Momentan können diese digitalen Rezepte noch nicht übertragen werden“, schildert Urs Bär.

Digitalisierung schreitet langsam voran

Er geht davon aus, dass die Digitalisierung voranschreiten wird – wenn auch langsam – und den Kunden dann die Möglichkeit gegeben sein wird, Rezepte den Apotheken digital zu übermitteln. „Wir wären soweit, das E-Rezept kann kommen“, betonte Bär.

Seit dem Jahr 2018 gibt es die Apotheke am Obertor in Pfullendorf. Sie ist die dritte Apotheke in der Stadt.
Seit dem Jahr 2018 gibt es die Apotheke am Obertor in Pfullendorf. Sie ist die dritte Apotheke in der Stadt. | Bild: Siegfried Volk

Viele Änderungen habe es gegeben in den wenigen Jahren, seit er selbst als Apotheker tätig ist. Als Beispiel nennt er verschiedene Maßnahmen gegen das Fälschen von Medikamenten, wie etwa das SecurPharm-System. Verschreibungspflichtige Arzneimittel haben seither zwei Sicherheitsmerkmale auf der Verpackung.

Individueller Code als Schutz vor Fälschungen

Zum einen gibt es einen zusätzlichen Öffnungsschutz, wie beispielsweise ein Klebesiegel, das ziemlich schwer zu entfernen ist. „Daran sieht der Patient, dass sein Medikament noch nicht geöffnet wurde“, erläutert Bär. Zum anderen ist auf jeder Packung zusätzlich ein individueller Code aufgedruckt, der abgescannt wird, wodurch die Echtheit des Produktes überprüft werden kann.

Pfullendorfer kaufen Medikamente vor Ort

Mit Freude hat er in den ersten Monaten seines Wirkens wahrgenommen, dass viele Einwohner gerne die Apotheken vor Ort nutzen, anstatt online Medikamente zu bestellen. „Die Pfullendorfer sind lokal orientiert“, stellt Urs Bär fest. Sich Zeit zu nehmen für eine individuelle Beratung ist ihm und seinem Team wichtig. Dabei kommt es auch vor, dass der eine oder andere Kunde das Kleidungsstück ein bisschen lupft, um zu zeigen, was gerade nicht in Ordnung ist. „Ich habe schon einiges gesehen“, sagt Bär schmunzelnd. Solche Dinge steckt er ohne Probleme weg, das gehört für ihn zu seinem Beruf.

Struktur soll bestehen bleiben

Aktuell soll nun das Warenlager ausgebaut werden, damit möglichst viele Produkte beim lokalen Versorger vorrätig sind. Dass in der Linzgaustadt drei Apotheken für die Kunden zur Verfügung stehen, soll erst einmal so bleiben. „An der bestehenden Struktur verändern wir derzeit nichts“, versichert Urs Bär abschließend.