Man schrieb das Jahr 1844, als in der Brauerei des Land- und Gastwirts und geprüften Bierbrauers Josef Restle, Inhaber des Gasthofs zum „Kreuz“ in Spöck, Hochbetrieb herrschte. Die benötigten Grundstoffe, Gerste und Hopfen, standen genügend zur Verfügung. Braugerste kam von den Bauern aus Ostrach und Pfullendorf, Hopfen aus der Altshausener Gegend und in Ostrach vom Landwirt Spannagel und dem Kirchenbauern Birkhofer. Die Hefe wurde nach dem Rezept eines königlich-württembergischen Fachberaters selbst produziert und sauberes Wasser konnte dem eigenen Brunnen entnommen werden.
Kühlräume fehlten
Nur eines fehlte, und das waren Kühlräume für das erzeugte Weiß- und Braunbier, das in Holzfässern gelagert werden musste. Josef Restle fand schnell eine Lösung, besaß er doch, unweit vom Ort entfernt ein Grundstück, das sich über den sogenannten Buckel „Waldberg“ hinzog, und unter dem der Brauer Felsen vermutete. Eine Probegrabung gab ihm recht. Er beauftragte im Januar 1844 den Saulgauer Kellergraber Mäuerle, in den Felsen einen Keller zu hauen. Nachdem der Keller gehauen war, beauftragte der Braumeister die Maurermeister Kolb und Fidel Reichle aus Saulgau, für 30 Gulden und 20 Kreuzer den Keller zu wölben. Bei niederer und gleichmäßiger Temperatur konnte das erzeugte Weiß- und Braunbier in Holzfässern nun zur besten Qualität gären.
Braumeister Restle spürte bald, dass der Keller nicht ausreichte. So entschloss er sich nach knapp zehn Jahren, also 1854, für eine Erweiterung. Am 13. November begannen die Saulgauer Maurermeister Fidel Reichle und Kolb mit Bau und Wölbung und brauchten für letztere 5000 Ziegelsteine. Abermals erfolgte eine Erweiterung anno 1858. Der Auftrag ging an die Kellerbauer und Kellerwölber Josef Mäuerle und Franz Josef Scheffold von Saulgau. Benötigt wurden für die Wölbung jeden Kellers 5600 Ziegelsteine. Diese wurden größtenteils von der Ziegelei in Litzelbach bei Altshausen bezogen. Kleinere Mengen lieferten die Ziegeleien in Habsthal und Ostrach.
Bierpfanne wiegt 471 Pfund
Im Jahr 1846 wurde eine Bierpfanne aus edlem Kupfer angeschafft, die der Kupferschmied Steinhauser aus Saulgau lieferte. Diese wog 471 Pfund. Inzwischen standen dem baufreudigen Braumeister Restle drei Keller zur Verfügung. Das erzeugte Bier war weit und breit bei Jung und Alt beliebt und geschätzt. So lieferte Josef Restle anlässlich des Brandes der Bauernhofes Birkhofer in Dichtenhausen (heute Unger) am 14. November 1870 mehrere Fässchen Bier für die badischen Feuerwehren von Burgweiler und Ochsenbach und die württembergischen Floriansjünger von Ostrach und Tafertsweiler. Der gute Geschmack des Spöcker Bieres gelangte sogar bis in die Pfarrhäuser der Umgebung.
Josef Restle betrieb neben der Brauerei eine angesehene Landwirtschaft mit Vieh- und Pferdezucht. Er beschäftigte mehrere Knechte und Mägde. Eine treue Hilfe war ihm sein Bruder Blasius. Restles Tiere waren in der ganzen Region begehrt. So erwarb in den 80er Jahren Hermann Einstein von Buchau für 272 Gulden die Stute Luise und die Stadt Pfullendorf für 274 Gulden die Stute Gretel. Wiederholt wurde Restle zum Bürgermeister der Gemeinde Spöck gewählt. Am 11. Februar 1863 verlieh ihm der König von Preußen ein Ehrenzeichen mit der Aufschrift „Für Verdienste um den Staat“.
Ende des 19. Jahrhunderts endete, familiär bedingt, der Brauereibetrieb. Das Gasthaus „Kreuz“ wurde unter dem Namen Fischer fortgeführt. Der Felsenkeller diente Landwirten aus Spöck und der näheren Umgebung zur Überwinterung von Kartoffeln. Diese verließen den Keller im Frühjahr dank der gleichmäßigen niederen Temperatur so frisch wie sie im Herbst eingebracht wurden. Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg trafen sich Jugendliche zu Festen und Feiern in der „Spöcker Katakombe“.