„Wir können weitermachen!“ Aline Witschel, die am Marktplatz das Café Moccafloor betreibt, stemmte sich mit aller Macht gegen das drohende Aus für ihren Betrieb. Die corona-bedingte Schließung des Betriebes hat die Einnahmen extrem reduziert, während die fixen Kosten sich aufsummierten. Die Belastung wurde so groß, dass Witschel im Dezember ganz aufhören wollte. Um das Moccafloor als „Wohnzimmer von Pfullendorf„, wie sie im SÜDKURIER-Gespräch formuliert, zu erhalten, wandte sie sich an die Öffentlichkeit.
„Mehrere tausend Euro sind auf dem Spendenkonto eingegangen“
Eine Spendenaktion wurde gestartet, um die Löcher in der Kasse zu stopfen, Löhne, Versicherungen, Nebenkosten, Miete und sonstige laufende Kosten zu begleichen. Und der Erfolg ist enorm. Mehrere tausend Euro sind auf das Spendenkonto eingegangen, und die Unterstützung vieler Menschen macht Aline Witschel schier sprachlos und dankbar. Für sie und ihr Team ist diese Anteilnahme Ansporn und Verpflichtung zugleich, „das Café als Ort der Kultur, des Genusses und Glücks“ weiter zu betreiben. Zusätzlich gab es Anfragen und Aufträge für das Catering-Angebot und auch der Dienstag, an dem Hamburger-Kreationen „to-go“ angeboten werden, läuft hervorragend. „Wir können wieder auf eigenen Beinen stehen“, ergänzt Witschel, dass der feste Mitarbeiterstamm von drei Beschäftigten gesichert ist. Dankbar ist die Gastronomin, dass der Vermieter in dieser schwierigen Zeit ihr „sehr entgegengekommen ist.“
Kulturbeauftragter: „Wichtige Location für Veranstaltungen“
Der städtische Kulturbeauftragte Andre Heygster, der die Unterstützungsaktion mit initiierte, erinnert im SÜDKURIER-Gespräch mehrfach daran, dass das Café eine sehr wichtige Location für Kulturveranstaltungen ist, und man Abstriche beim Veranstaltungsangebot machen müsste, wenn die Räumlichkeiten nicht mehr zur Verfügung stünden. Heygster berichtet, dass sich Künstler meldeten, die angeboten haben, Benefizkonzerte im Café zu veranstalten.
Überlegungen für ein neues Betreibermodell
Zeitgleich mit der Spendenaufruf wurde eine Crowdfunding-Aktion gestartet, auch um eine längerfristige Perspektive des Betriebes zu sichern, und hier haben sich schon Dutzende Unterstützer mit rund 4500 Euro beteiligt. Witschel kann sich für das Moccafloor auch eine andere Eigentümerstruktur vorstellen, beispielsweise ein genossenschaftliches Modell. Sie hat schon einige Projekte entdeckt und informiert sich fleißig. „Natürlich werden wir unsere Unterstützter immer wieder über den Stand der Dinge informieren“, ergänzt die Gastronomin, die mit ihren Berufskollegen in Pfullendorf in regem Austausch steht. Sie weiß, dass der Lockdown für viele Betriebe existenzbedrohend ist – diese Erfahrung hat sie selbst machen müssen.