Seit drei Jahren sind Mona Buris und Nico Wolber ein Paar. Diesen besonderen Tag feiern der 28-Jährige und seine 24-jährige Partnerin, die beide als Krankenpfleger arbeiten, in ihrer Wohnung im zweiten Geschoss des Gebäudes in der Heiligenberger Straße, und zwar am Dienstag, 24. Oktober. Die Beiden können länger feiern, Nico hat frei, muss nicht frühmorgens zur Arbeit. Um 24 Uhr wird das Licht ausgemacht und es wird Mittwoch, 25. Oktober – ein Tag der alles im Leben der jungen Leute verändert.
Nico hört den Rauchmelder
„Gegen 7.30 Uhr habe ich den Feuermelder vom Flur unten gehört“, erzählt Nico Wolber vom Beginn der dramatischen Ereignisse. Er springt aus dem Bett, will nach dem piepsenden Rauchmelder schauen, geht die Treppe hinunter, wo sich die Wohnung der 81-jährigen Nachbarin befindet. Die Seniorin macht die Tür auf und ruft um Hilfe. Dichter Rauch kommt aus der Wohnung. Nico rennt hinein, entdeckt im Wohnzimmer einen brennenden Tisch, nimmt einen mit Wasser gefüllten Topf, will das Feuer löschen. Schnell erkennt er: „Das bringt nichts.“

Dann will er die Flammen mit mehreren Decken ersticken. Vergebens. Er rennt zur Tür, schreit nach oben in Richtung Mona. „Ich habe den Rauchmelder in unserem Flur gehört“, erzählt die 24-Jährige. Der Rauch von der unteren Wohnung ist durch die offene Tür nach oben gezogen und hat den Alarm ausgelöst. „Ich bin aufgestanden, in den Hausgang gelaufen und habe gesehen, dass alles voller Rauch ist. Weil ich nicht wusste, wo Nico sich aufhält, habe ich ihn zunächst oben in unserer Wohnung gesucht, als ich aber dann von der unteren Wohnung Geräusche wahrgenommen habe, bin ich die Treppe runter gelaufen, wo auch der Rauch immer dichter wurde. Dort hab ich Nico in der Küche unserer Nachbarin gehört, wie er gerufen hat: Ruf die Feuerwehr Baby“, was ich dann auch gemacht habe. Während dem Telefonat bin ich wieder hochgerannt und habe unseren Kater Milow gesucht. Nachdem Nico unsere Nachbarin in den Rollstuhl gesetzt hat, der im Hausflur stand, rannte er auch in unsere Wohnung hoch, um nach Milow zu suchen.“
Vergebliche Suche nach dem Haustier
Die Suche nach ihrem Kater, der Mona seit neun Jahren begleitet, ist vergebens. Das Tier ist geflüchtet: „Alles war voller Rauch. Man hat keine Luft mehr bekommen.“ Der Qualm wurde unerträglich, die Flammen breiteten sich aus. Mona und Nico bringen ihre Nachbarin aus dem Haus. Die alte Frau ist gehbehindert, hat seit Kurzem einen Rollstuhl. Jetzt ist sie in Sicherheit, steht vor der Haustür. Dann kommt ein Ersthelfer und bringt sie weiter weg. Auch die jungen Leute sind draußen und Nico Wolber steht nur mit Boxer-Shorts bekleidet vor dem Gebäude, seine Freundin im Schlafanzug.
Die Flammen schlagen aus der Wohnung der Seniorin im ersten Stock. Die Löscharbeiten der Feuerwehr sind in vollem Gange. Die drei Hausbewohner werden medizinisch versorgt und dann ins Krankenhaus gebracht: Verdacht auf Rauchgasvergiftung. Mona wird ambulant behandelt und geht anschließend in die Wohnung von Verwandten. Die Feuerwehr durchsucht das Gebäude, entdeckt aber keine weiteren Personen im Haus.
„Alles was wir hatten, haben wir verloren.“
Nico und Mona sind auch eine Woche nach dem Brand noch mitgenommen. „Das Knistern der Flammen geht mir nicht aus dem Kopf“, erzählt der 28-Jährige. „Dieses Gefühl, keine Luft zu bekommen“, schildert seine 24-jährige Freundin. Zwei Tage nach dem Brand gehen die Beiden, nach Absprache mit Polizei und Feuerwehr, in die zerstörte Wohnung, suchen nach verwendbaren Habseligkeiten. Aber ihre Möbel, ihre Kleidung, Erinnerungsstücke – nichts ist mehr da beziehungsweise nicht mehr zu gebrauchen.
Wohnungssuche und Spendenaktion
Eine von Angehörigen und Freunden initiierte Spendenaktion hatte bislang schon eine unglaubliche Resonanz, wofür Nico Wolber und Mona Buris sehr dankbar sind. Es wurde ein Spendenkonto eingerichtet (Verwendungszweck: Hausbrand Pfullendorf. Kontoinhaber: Kai Belling). Eine Überweisung ist nur über Paypal möglich (https://www.paypal.me/kaiub19385). Das Paar hat mittlerweile ausreichend Kleidung und benötigt nun vor allem eine Wohnung in Pfullendorf. Wer den beiden Krankenpflegern eine Wohnung anbieten möchte, kann seine Offerte an siegfried.volk@suedkurier.de schicken und die Information wird dann sofort an diese tollen jungen Leute weitergeleitet.
Dank an die Feuerwehr

Ein Bedürfnis ist es den beiden jungen Leuten den Feuerwehrleuten zu danken. „Die Feuerwehr war ganz schnell vor Ort“, erzählt Mona Buris, dass sie um 7.42 Uhr mit dem Handy den Notruf absetzte, einige Minuten mit der Rettungsleitstelle sprach und schon hörte sie die Sirene der Feuerwehrautos. Dankbar ist die junge Frau für den sensiblen Umgang der Einsatzkräfte mit ihrem toten Kater. Ein Feuerwehrmann hatte das tote Tier in der Wohnung gefunden, das erstickt am Boden lag, wickelte es in eine Decke und übergab den leblosen Körper dem wartenden Paar. Einen Trost findet Nico Wolber für den Verlust des Katers: „Er ist nicht verbrannt.“
Große Anteilnahme gibt dem Paar viel Trost
Jetzt heißt es für die jungen Leute, das Geschehen zu bewältigen und den Blick nach vorne zu richten. Da hilft es, dass das Paar bei den Eltern von Nico eine Bleibe und damit Halt in der Familie gefunden hat. Viel Trost gibt ihnen auch die große Anteilnahme vieler Menschen, die helfen wollen: „Danke. Das hilft uns, alles zu verarbeiten“, sagt Nico und Mona ergänzt: „Mir fehlen wirklich die Worte.“ Das Paar hat seiner Nachbarin das Leben gerettet und muss nun sein Leben komplett von Vorne beginnen. Aber, das wird im Gespräch mit dem SÜDKURIER klar, alles hätte an diesem Mittwoch alles noch schlimmer kommen können. Was wäre geschehen, wenn Nico Wolber das Haus frühmorgens zur Arbeit verlassen hätte? Wären seine Freundin und die Nachbarin, in deren Wohnung das Feuer ausbrach, rechtzeitig wach geworden? Hätten sich die Flammen in der eng bebauten Häuserzeile in der Heiligenberger Straße ausgebreitet?