Durch die Hyperinflation, die Ruhrbesetzung und den Hitlerputsch gilt das Jahr 1923 als Krisenjahr. In Rast jedoch trotzten in diesem Jahr eine Handvoll Männer der Weltlage und wagten mutig den Aufbruch 1923, als Robert Hahn das Bürgermeisteramt bekleidete, fand sich eine Gruppe junger Männer zusammen, die Eifer und Freude der Volksmusik nachgingen. Als Gründungstag gilt der 20. April, das geht aus der Festschrift des Musikvereins Rast hervor. An jenem 20. April gründeten die Vereinsmitglieder Joseph Hänsler, Joseph Schad, Theodor Häuptle, Bernhard Alber, Joseph Rothmund und Konrad Renz die Musikkapelle Rast.

Die Raster Musikkapelle 1925: (von links) Hans Matheis, Bernhard Alber, Joseph Hänsler, Bernhard Blum, Josef Häuptle, Josef Schad, ...
Die Raster Musikkapelle 1925: (von links) Hans Matheis, Bernhard Alber, Joseph Hänsler, Bernhard Blum, Josef Häuptle, Josef Schad, Joseph Rothmund, Theodor Häuptle, Rudol Walk, Otto Häuptle. | Bild: Gemeinde Sauldorf

Neue Instrument in der Gründungsphase

Zweimal pro Woche machten sich die Musiker mit ihren selbst finanzierten Instrumenten auf den Weg ins mehrere Kilometer entfernte Dorf Krumbach, wo der Militärmusiker Leander Blum die Musikanten unterrichtete. Die Musiker wünschten, mit anderen Kapellen aufzuspielen. Doch die Raster Instrumente waren zu hoch gestimmt, sodass dann aus diesem Grund sämtliche Instrumente neu angeschafft werden mussten. Die Gemeinde schätzte die Kapelle und gewährte zur Anschaffung der Instrumente gar ein Darlehen. Auch erhielten die Musikanten reichlich Spenden von privater Seite.

Das Festprogramm

Von der Feuerwehrkapelle zum Musikverein

Die erhielten Feuerwehruniformen. So traten die Musiker zunächst als Feuerwehrkapelle auf. Die Zahl der Aktiven stieg langsam, aber stetig an. Joseph Hänsler war der erste Dirigent der Kapelle, die häufig in der Öffentlichkeit aufspielte und an verschiedenen Musikfesten in der Region teilnahm. 1935 trat die Kapelle mit zwölf Aktiven dem Reichsverband für Volksmusik bei. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs dauerte die Aufwärtsentwicklung der Kapelle. Der Kriegseinbruch setzte dieser jedoch ein vorläufiges Ende, setzte und riss auch große und schmerzliche Lücken in die Reihen der Musiker. 1946 wurde dann das Vereinsleben wieder aufgenommen.

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Musiker entwickelten sich nach dem Krieg weiter

Die Musikkapelle Rast gehörte in den Nachkriegsjahren dem Seegau-Linzgau Musikverband an. Zum 30-jährigen Bestehen der Musikkapelle traten die Musiker erstmals in neuen schmucken Uniformen auf. Auch damals ermöglichten Spenden der Bürger deren Anschaffung. Im Jahr 1953 übernahm Werner Stadler den Dirigentenstab. Er trieb die Ausbildung des Nachwuchses voran und führte die Kapelle zu einer beachtlichen Klangqualität.

Erste Frau trat 1970 in den Musikverein ein

Im Jahr 1970 trat die erste Frau in den Musikverein ein, der bis dahin eine reine Männerdomäne darstellte. Heute liegt die Frauenquote bei mehr als 50 Prozent. Durch die Kreisreform im Jahr 1973 kam die Musikkapelle Rast zum Blasmusikverband Sigmaringen des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg. Im Jahr 1985 ließ sich die Kapelle ins Vereinsregister eintragen und benannte sich in Musikverein Rast e.V. um. Gerhard Schmid übernahm die musikalische Leitung und setzte den eingeschlagenen Weg mit Jugendausbildung und Ausbau des Klangkörpers weiter fort.

Der Musikverein Rast feiert 2023 sein 100-jähriges Bestehen.
Der Musikverein Rast feiert 2023 sein 100-jähriges Bestehen. | Bild: M.A. Spoettl Fotodesign

Viele Meilensteine in der Vereinsgeschichte

Aus den Reihen des Musikvereins gründete Gerhard Schmid im Jahr 1989 die Happy Big Band, die jedoch nach sieben Jahren wieder aufgelöst wurde. Im Jahr 1998 übernahm Joachim Amann den Dirigentenstab von Gerhard Schmid und setzte die gute Dirigentenreihe des Musikvereins fort. Vom Jahr 2008 bis Anfang 2012 leitete Ralf Amann den Musikverein. Sebastian Blender führte in der Übergangszeit die Kapelle, bis Szabolcs Hatvani die Dirigentschaft übernahmen und den Musikverein mit Schwung und Freude führte. Jonas Häuptle und Sebastian Blender vertraten in der Übergangszeit die Dirigenten.

Rosa Benz dirigiert die Musikerinnen und Musiker

Seit Oktober 2021 ist Rosa Benz die junge und engagierte Dirigentin, die mit ihrem abgeschlossenen Studium in Trompete den Verein weiter musikalisch voranbringen möchte. Im Jahr 2023 zählt der Musikverein 112 Mitglieder, davon 57 aktive Musiker. An das Bezirksmuskfest im Sommer 1963 erinnert sich der Raster Schriftsteller Arnold Stadler noch gerne. Beim damaligen Festumzug war er Täfele-Bua. Markgraf Bernhard von Baden war Schirmherr. Die Verbindung zum Adelshaus Baden hält bis heute an.