Drei neue Dorfgemeinschaftshäuser in einer Gemeinde mit gerade einmal sechs kleinen Ortsteilen – ist das wirklich nötig? Der Gemeinderat von Sauldorf sagt „Ja“ und steht voll hinter dem Großprojekt für 2021. Entstehen sollen die Gebäude in Rast, Boll und Bichtlingen. In einer Sitzung am Donnerstag im Feuerwehrhaus Sauldorf kam man der Realisierung wieder ein Stück näher. Andrea Bogner-Unden, Landtagsabgeordnete der Grünen, wohnhaft in Wald und zuständig für den Wahlkreis Sigmaringen, wurden die drei Projekte von den jeweiligen Vertretern, Bürgermeister Wolfgang Sigrist und Liegenschaftsverwalter Christian Walter im Detail vorgestellt.
Arbeiten sollen idealerweise die Vereine selbst ausführen
Wie schon in früheren Gemeinderatssitzungen besprochen, erhält jedes Dorfgemeinschaftshaus eine finanzielle Unterstützung von 200 000 Euro von der Gemeinde Sauldorf. Dieser Betrag soll die Materialkosten decken, denn die Bau- und Umbauvorhaben sollen idealerweise ausschließlich von den neu gegründeten Vereinen selbst ausgeführt werden. Ortsansässige Firmen, private Fachleute, jeder soll die Möglichkeiten haben, sich produktiv einbringen zu können. Dies sei ein Projekt, das, wie Bogner-Unden anmerkte, eine Gemeinschaft besonders zusammenschweißt, weshalb sie persönlich das Vereinsleben auch so liebe und das Vorhaben der Gemeinde unterstützen möchte.
Sie zeigte sich während der Sitzung äußerst überzeugt und versprach weiterführende Schritte, um eine Förderung des Landes im Rahmen des ERL- Programmes (Entwicklungsprogram Ländlicher Raum) in die Wege zu leiten. Durch die Einzelantragstellungen der jeweiligen Vereine, könnten diese so pro Dorfgemeinschaftshaus nochmals etwa 200 000 Euro, zusätzlich zur Unterstützung der Gemeinde, an Zuschüssen vom Land erhalten. Geld, das für die Fertigstellung der Gebäude notwendig sei, so Bürgermeister Wolfang Sigrist im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Im Ortsteil Rast soll ein kompletter Neubau entstehen

Für den Ortsteil Rast, die bis dato noch überhaupt keine Räumlichkeiten für gemeinschaftliche Aktionen besitzt, ist ein kompletter Neubau geplant. Dieser soll neben der Auentalschule in Rast entstehen. Wie Dorfgemeinschaftsvertreter Gregor König erklärt, sei der große Rückhalt aus der Bevölkerung nicht nur spürbar, sondern spiegelt sich auch in den hohen Mitgliederzahlen des neu gegründeten Vereins wieder. Von den rund 400 Einwohnern sind bereits knapp 100 dem Verein beigetreten. Probleme die Bürger für das Projekt auch während der Corona- Pandemie zu begeistern, habe es nicht gegeben, so König weiter. Geplant ist nun ein barrierefreier Neubau mit einem Saal, der nach Bedarf mittels Trennwand verkleinert werden kann, wodurch sich dem Musikverein die Möglichkeit ungestörter Proben ergebe. 140 Sitzplätze sieht die Planung für den, ungeteilten, Saal vor.
In Bichtlingen Anbau an die alte Schule geplant

Bereits 2016 ist auch in Bichtlingen der Gedanke nach einem öffentlichen Veranstaltungsraum aufgekommen. Zwar besitzt der Ort bereits Räumlichkeiten, die für die Öffentlichkeit nutzbar sind, jedoch sind diese nicht behindertengerecht beziehungsweise barrierefrei. Ein Aspekt, der für den Bichtlinger Vertreter Werner Brutscher besonders wichtig ist, denn damit das Dorfleben in Takt bleibt, sollte die Einbindung aller Einwohner möglich sein.

Da dies zum jetzigen Zeitpunkt eben nicht der Fall ist und Bichtlingen auch sonst keinen Ort zum gemeinsamen Zusammenkommen hat, etwa in Form einer Gaststätte, soll nun ein Veranstaltungsraum an das alte Schulgebäude angebaut werden. Für 140 Sitzplätze will der knapp 150 mitgliederstarke Verein hier später sorgen.
In Boll soll es einen Anbau an das alte Rathaus geben

Die bisherigen Möglichkeiten sich in Boll als Gemeinschaft zusammenzufinden, sind sehr beschränkt, fasst der nicht barrierefreie Saal im Pfarrhaus gerade einmal 80 Personen und auch die Gaststätte „Schwanen“ ist in Karl-Anton Menigs Augen keine zukunftssichere Alternative. Und so wird auch Boll als dritter Ort ein Dorfgemeinschaftshaus erhalten. Dieses soll, wie auch in Bichtlingen, als Anbau erfolgen. Hierfür bietet sich das alte Rathaus an, dem gut auf dem jetzigen Parkplatz in Richtung Kirche ein Saal angefügt werden kann. Die Gründung des Fördervereins in Boll wurde laut Vertreter Karl-Anton Menig außerdem vor knapp drei Wochen offiziell bestätigt. Mit Spannung warten nun sowohl die Vertreter der Dorfgemeinschaften, als auch die Gemeinde ab, ob ihre Zuschussanträge mit Unterstützung von Andrea Bogner-Unden vom Land bewilligt werden.
