Die Flurneuordnung kann für betroffene Landbesitzer sehr schmerzhaft sein, wenn sie sich von ihrem Eigentum trennen müssen und dafür aus ihrer Sicht keinen gleichwertigen Ersatz erhalten. „Jeder hat die besten Felder“, drückte es einer der Beteiligten an der Flurneuordnung in den Sauldorfer Ortsteilen Bietingen, Boll und Krumbach treffend aus. Das Flurneuordnungsverfahren – vor 22 Jahren begonnen – fand am vergangenen Mittwoch in Krumbach auf einer Wiese nahe dem neu entstandenen Gehölzirrgarten seinen feierlichen Abschluss.
Dass aus knapp 2200 Flurstücken mit einer Durchschnittsgröße von etwas über einem halben Hektar rund 900 Flurstücke mit einer Durchschnittsgröße von 1,4 Hektar entstanden sind, ist wohl das wichtigste Ergebnis der Neuordnung. Fast 300 Teilnehmer waren an dem Verfahren beteiligt, das fast 1800 Hektar landwirtschaftliche Flächen und Wälder umfasste. Rund 4,3 Millionen Euro hat die Gemeinde Sauldorf investiert, damit nach der Flurneuordnungen die landwirtschaftlichen Flächen besser anzufahren und zu bewirtschaften sind. 85 Prozent hat die Gemeinde davon aus Fördermitteln finanziert.
Neue Wege kommen auch Radlern und Wanderern zugute
Aber auch ökologische Maßnahmen gehörten zum Verfahren, wie das Einrichten sogenannter Gewässerrandstreifen, die vor Düngemittel- und Pestizideintrag schützen, sowie Biotope. Im Rahmen des Verfahrens wurden dazu über 70 Kilometer neue Wege angelegt, die zum Teil auch als Rad- und Fußwege der Bevölkerung und dem Tourismus zur Verfügung stehen. Für den Wegebau mussten weitere ökologische Ausgleichsmaßnahmen getroffen werden. Eine davon ist der Gehölzirrgarten in Krumbach.

Am Ende hat alles ohne Gang zu Gericht geklappt
Sicherlich war diese Flurneuordnung in Sauldorf kein leichtes Unterfangen, aber größere Streitigkeiten mit den Grundstückseigentümern blieben offenbar aus. „Es gab keine gerichtlichen Auseinandersetzungen“, lobte der Sauldorfer Bürgermeister Wolfgang Sigrist den Ablauf der Flurneuordnung in den drei Ortsteilen der Gemeinde in seiner Ansprache. Es sei natürlich für die Bürger schwierig, sich von ihren Flächen zu trennen, die ihre Großeltern schon bewirtschaftet haben, und neue Fläche anzunehmen, sagte Sigrist. Er lobte die Arbeit der in Ravensburg ansässigen Unteren Flurbereinigungsbehörde sowie der Teilnehmergemeinschaft der betroffenen Eigentümerinnen und Eigentümer. „Sie haben viel Überzeugungsarbeit leisten müssen“, sagte Sigrist.

„Mit der Flurneuordnung haben wir ein Instrument, mit dem wir beides verbinden können“, meinte die Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium und Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz, die zu den Feierlichkeiten aus Stuttgart angereist war. Zum einen schaffe man für die Landwirtschaft Rahmenbedingungen, die ihrer Wettbewerbsfähigkeit nicht schaden und dazu seien inzwischen weitere Ziele gekommen, wie die natürlichen Kreisläufe zu stärken, den Naturhaushalt zu fördern und die Artenvielfalt und Biodiversität zu stärken“, erklärte Kurtz.

Aktuell habe man in Baden-Württemberg 300 Flurneuordnungsverfahren am Laufen, berichtete die Staatssekretärin. Sie ehrte die Vorstände der Teilnehmergemeinschaft mit einer Urkunde. Die Flurneuordnung sei auch eine große gemeinschaftliche und ehrenamtliche Leistung, sagte Kurtz.
Das landwirtschaftliche Wegenetz sei zur Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen völlig neu gestaltet worden, fasste der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft, Oskar Hahn, das Ergebnis der Flurneuordnung zusammen. „22 Jahre hören sich lang an“, meinte Hahn auf die Durchführungszeit des Verfahrens bezugnehmend. „Aber vom Spatenstich 2005 bis zur Besitzeinweisung 2008 waren es letztendlich nur drei Jahre Bauphase. Alles andere danach war eigentlich nur Büroarbeit.“ Eine Besonderheit in Boll sei gewesen, dass man den Segelflugplatz im Rahmen der Flurerneuerung gedreht habe. Dadurch sei erst das neue Baugebiet in Boll entstanden.

Am Ende erfolgte die feierliche Eröffnung des Gehölzirrgarten durch Gemeindevertreter und politische Prominenz. Bereits zuvor hatte Bürgermeister Sigrist das Engagement des Projektleiters bei der Flurbereinigungsbehörde, Jürgen Jauch, gelobt, der beim Bau des Irrgartens mit „Pickel und Spaten“ selbst Hand angelegt hatte. Nach dessen Ruhestand habe nun die örtliche Feuerwehr die Pflege übernommen, wie Sigrist berichtete. Zum Gehölzirrgarten gehört eine Grillstelle sowie ein Barfußpfad.