Wirtshäuser waren früher der Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft. Sie waren Treffpunkt für Vereine und Probelokal für die örtliche Musikkapelle. Seit viele Gasthäuser mit sogenannten Nebenzimmern für Veranstaltungen geschlossen sind, ist die Forderung vieler Dorfgemeinschaften nach einem eigenen Dorfgemeinschaftshaus nur verständlich. Auch in der zur Gemeinde Sauldorf gehörenden Ortschaft Wasser gibt es kein Wirtshaus mehr. Deshalb haben sich dort bereits im Jahr 2020 engagierte Bürger zusammengeschlossen. Sie wollen in Eigenregie und mit Unterstützung der Gemeinde Sauldorf das bisher für Vereinsaktivitäten genutzte, alte Schulgebäude mit einem Anbau erweitern. Nun – bald drei Jahre später – steht zwar die Planung für die Baumaßnahme, die Mitglieder des eingetragenen Vereins Dorfgemeinschaft Wasser wissen allerdings immer noch nicht, wie sie ihren Traum vom Dorfgemeinschaftshaus insgesamt finanzieren sollen. Deshalb war auf ihrer jüngsten Hauptversammlung am vergangenen Mittwoch auch „das liebe Geld“ wichtigstes Thema.
Pläne für ehemalige Schule
Die aktuelle Planung sieht vor, den bisherigen, aus den 1970er Jahren stammenden Anbau an das ehemalige Schulgebäude abzureißen und stattdessen einen Saal mit rund 150 Plätzen, einer Ausgabeküche und behindertengerechten Toiletten zu schaffen. Dafür hat es vom Sauldorfer Gemeinderat bereits das „Okay“ gegeben. Auch der Bauantrag für den Anbau beim Landratsamt in Sigmaringen ist gestellt. Er habe die Unterlagen im November vergangenen Jahres direkt in den Briefkasten beim Baurechtsamt eingeworfen, so der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Wasser, Werner Brutscher.
Kosten von bis zu 1,5 Millionen Euro
Noch sind die genauen Kosten nicht beziffert. Der Verein will so schnell wie möglich den genauen Materialbedarf ermitteln, Angebote bei Handwerkern einholen und die genauen Kosten beziffern. Derzeit stehen 1,14 Millionen Euro an Baukosten im Raum, die vom Architekturbüro, das die aktuelle Planung erstellt hat, vor geraumer Zeit errechnet wurden. Dem gegenüber stehen 200.000 Euro, die der Sauldorfer Gemeinderat noch unter dem ehemaligen Bürgermeister Wolfgang Sigrist bereits für das Projekt bewilligt hat. Außerdem ist ein Zuschuss vom Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) von etwas über 261.000 Euro zugesagt. Bleibt ein Betrag von 680.000 Euro, den der Verein finanzieren muss. Außerdem rechnet Brutscher durch die aktuell Lage auf dem Bausektor mit deutlichen Mehrkosten. Bis zu 1,5 Millionen Euro Gesamtkosten könne er sich vorstellen, meinte Brutscher.

Ob Pizza-Aktion, Kuchenverkauf oder die Bewirtung bei der Eröffnung des Bahnhofs für die Biberbahn im vergangenen Jahr in Bichtlingen. Die Dorfgemeinschaft Wasser hat sich über das Vereinsjahr redlich bemüht, Geld für die Baufinanzierung einzunehmen, wie dem Bericht der Schriftführerin Birgit Waldenspuhl zu entnehmen war. Das machte sich auch am sehr positiven Kassenstand bemerkbar, den Kassiererin Gabriele Matheis vermelden konnte. Der Vorstand einschließlich Kassierern wurde einstimmig von den anwesenden Mitgliedern entlastet.
In der Diskussion, an der sich auch die anwesenden Gemeinderäte Adolf-Martin Hensler und Roland Halder, der Bürgermeister Severin Rommeler vertrat, rege beteiligten, wurden viele Ideen diskutiert, wie denn der fehlende Betrag zu finanzieren sei. Einig war man sich, dass dieser nicht allein durch Eigenleistung erbracht werden könne.
Kosten sollen neu ermittelt werden
Es müssten zunächst die tatsächlichen Kosten neu ermittelt werden, um eine Strategie für den Bau der Dorfgemeinschaftshäuser zu entwickeln, meinte der seit März amtierende Bürgermeister, Severin Rommeler, auf Nachfrage des SÜDKURIER. Er führe mit den drei Vorsitzenden der verantwortlichen Vereine regelmäßige Gespräche. Bis Mitte Mai wolle er gemeinsam mit ihnen die tatsächlichen Baukosten ermittelt haben, meinte er. Er könne sich vorstellen, dass die Dorfgemeinschaftshäuser über mehrere Jahre – je nach Finanzlage – mit weiterem Geld der Gemeinde und Eigenleistungen der Bürger gebaut werden könnten. Die Finanzierungsfrage müsse aber nochmal im Gemeinderat besprochen werden, betonte er.
Der Gemeinderat hatte am 14. Juli 2022 dem Abschluss einer Vereinbarung über die Benutzung des gemeinwohlorientierten öffentlichen Projekts Dorfgemeinschaftshaus Wasser zugestimmt. Die Vereinbarung entsprach dem, was mit der Dorfgemeinschaft Boll besprochen wurde. Im Januar dieses Jahres musste sich dann der Gemeinderat mit einem Zusatz befassen, den die Dorfgemeinschaft Wasser wollte. Darin wird Eigenleistung zugesagt, aber es heißt auch: „Finanzielle Mittel, die der Träger (Dorfgemeinschaft) bis zur Fertigstellung des Dorfgemeinschaftshauses nicht erbringen kann, übernimmt die Gemeinde.“ Beschlossen wurde vom Rat daraufhin, dass die Verwaltung Abstimmungsgespräche aufnimmt.