An der Salemer Schlossschule war der neue Stettener Pfarrer unter anderem als Schulpfarrer tätig. Neumann gehört zum Freundeskreis des evangelischen Geistlichen, gleichzeitig zeigte seine Anwesenheit, wie stark Uwe Reich-Kunkel am Ausbau der ökumenischen Beziehungen interessiert ist. Dass dieses Zeichen bei der katholischen Seite auf Zustimmung stößt, wurde beim Grußwort von Martina Sieber deutlich. Die stellvertretende Vorsitzende des katholischen Pfarrgemeinderats entschuldigte Pfarrer Edwin Müller, der sich noch im Urlaub befindet. Gleichzeitig kündigte sie an, Müller werde seinen neuen Kollegen so bald wie möglich besuchen.

Innerhalb des evangelischen Kirchenbezirks wird die Entscheidung des Oberkirchenrates begrüßt, die Stelle in Stetten erneut zu besetzen. Dekanin Regine Klusmann formulierte es in der voll besetzten Kirche so: "Ich freue mich nicht nur, dass der Oberkirchenrat die Stelle besetzt hat, sondern gerade mit Uwe Reich-Kunkel." In dieser Wertung zeigte sich Gisela Bruszt einig. Die Vorsitzende der Bezirkssynode sagte: "Die Wahl von Uwe Reich-Kunkel ist eine große Ehre für uns." An den Pfarrer gewandt, sagte sie: "Sie werden hier sehnsüchtig erwartet." Diese Sehnsucht bezog Bruszt nicht nur auf die Gläubigen vor Ort. Sie erinnerte daran, dass Regine Klusmann in der Vakanz seit dem Weggang von Pfarrer Achim Brodback die Stellvertretung in Stetten übernommen hatte – zusätzlich zu ihren Verpflichtungen und dem langen Anfahrtsweg von Überlingen. Heute werde der Dekanin mit der Amtseinführung "eine zusätzliche Last" von den Schultern genommen.

Bei aller Freude bedeutet die neue Aufgabe für Uwe Reich-Kunkel auch eine Herausforderung. Klusmann verglich den Wechsel von der Schlossschule in Salem nach Stetten mit dem Schicksal eines jungen Adlers, der von seinen Eltern aus dem Horst geworfen wird, um ihm das Fliegen beizubringen. Allerdings kümmerten sich die Eltern auch darum, dass der Jungadler nicht wirklich abstürzt. Klusmann formulierte damit die christliche Überzeugung: "Da ist einer, der mich auffängt und trägt."

Beim Empfang im Gemeindesaal hatten die Kinder aus dem Kindergarten, dem Kindergottesdienst und der Jungschar einen Chor gebildet. Die neun Jahre alte Jara Alber hatte die Aufgabe übernommen, dem Pfarrer im Namen der Jungen und Mädchen eine Kinderbibel zu überreichen. Zu den Grußwortrednern gehörte Bürgermeister Maik Lehn. Der Rathauschef zeigte sich darüber erfreut, dass Uwe Reich-Kunkel und seine Frau, die neue Meßkircher Pfarrerin Anja Kunkel, das Stettener Pfarrhaus beziehen.

Hintergrund

Im Normalfall wird eine freie Pfarrerstelle im Bereich der Badischen Landeskirche im internen Pfarrer-Amtsblatt ausgeschrieben. Interessenten bewerben sich beim Dekanat, das die Bewerbung an Kirchengemeinde weiterleitet. Hat sich die Ortsgemeinde für einen Kandidaten entschieden, muss diese Wahl noch vom Oberkirchenrat bestätigt werden. Im Fall Stetten ist es die erste Stelle für Reich-Kunkel als Gemeindepfarrer. Er ist deshalb zunächst für zwei Jahre als Pfarrer auf Probe eingestellt – soweit die Erklärung des Kirchengemeinderatsvorsitzenden Stepan Spillecke. (hps)