Im Beisein zahlreicher Gäste hat der Kommandeur der 10. Panzerdivision mit Sitz in Veitshöchheim, Generalmajor Ruprecht von Butler, dem in der Heuberggemeinde Stetten a.k.M. stationierten Artilleriebataillon (ArtBtl) 295 unter dem Kommando von Oberstleutnant Kevin Freudenberger in einer feierlichen Zeremonie ein Fahnenband verliehen. Fahnenbänder werden in vielen Armeen als besondere Ehrung vergeben und sind in Deutschland die höchste Auszeichnung, mit der eine Regierung einen militärischen Verband ehren kann.
Wie der Generalmajor deutlich machte, geht es bei der Fahnenbandverleihung „um die besondere Anerkennung des in Einsätzen der Bundeswehr Geleisteten und um nichts Geringeres!“ Den Verbänden der Bundeswehr, aber auch der Öffentlichkeit, soll mit dem sichtbar an der Truppenfahne getragenen Fahnenband dargestellt werden, „wo sich das Bataillon weltweit in besonderen Situationen, in besonderen Einsätzen im Ausland bewährt hat“.

Mit einer Paradeaufstellung und gerahmt vom Heeresmusikkorps Ulm, leider gestört vom nicht aufzuhaltenden Bindfadenregen, befestigte von Butler, begleitet von Oberstleutnant Kevin Freudenfeld, das Band an der Truppenfahne mit den Aufnähern für die Einsätze SFOR 1997, SFOR 1998 und SFOR 2000, wobei der Generalmajor für die später Geborenen erläuterte, dass die SFOR-Einsätze auf dem Auseinanderbrechen des Vielvölkerstaates Jugoslawien fußte, was damals mit zunehmender Gewalt und Menschenrechtsverletzungen einherging. Das habe die internationale Gemeinschaft ab 1992 zur Intervention auf dem westlichen Balkan bewogen. „Diese Einsätze erlauben den Menschen, heute auf dem Balkan in Frieden zu leben“. Von Butler erinnerte hierbei auch an die 20 Soldaten der Bundeswehr, die im Dienst auf dem Balkan starben.

Der Aufnäher „KFOR“ stand für die Einsätze im Kosovo. Diese Truppe, gegründet 1999, sollte im Auftrag der Vereinten Nationen den Krieg im Kosovo beenden, indem sie serbische Truppen zum Abzug brachten und die Entmilitarisierung des Kosovo durchsetzten. Der Frieden entstand nur dadurch, dass die Konfliktparteien mit militärischen Gewalt getrennt worden seien, blickte von Butler zurück. „Nur so konnte das Morden beendet werden“. Die Bundeswehr sei heute noch daran beteiligt, den Frieden zwischen Serbien und dem Kosovo zu überwachen und zu erhalten.
Weitere Aufnäher des Fahnenbandes symbolisierten die Einsätze in den Jahren 2013, 2018 und 2019 in Mali, bei denen Teile des Bataillons zur europäischen Trainingsmission EUTM und MINUSMA gehörten. In Mali ging es darum, die Sahel-Zone so zu stabilisieren, „damit die Menschen dort leben können, ohne ständig durch vagabundierende Banden und instabile staatliche Gebilde bedroht und vertrieben zu werden“, zeichnete von Butler die dortigen, unzumutbaren Lebensumstände nach.

Ein besonders prägender Einsatz sei der in Afghanistan gewesen, so der Generalmajor, der seine eigene persönliche Betroffenheit mit Verwundung und Todesberührung andeutete. Er umriss die Hintergründe, die es sinnvoll erscheinen ließen, nach Afghanistan zu gehen, um zu verhindern, dass Mord und Terror, der die USA, London oder Madrid seinerzeit erschütterte, „auch da, wo wir zu Hause sind“ zuschlägt. „Wir mussten zeigen, dass wir nicht erst warten, bis sich die Gefahr bei uns materialisiert, sondern sie dort bekämpfen, wo sie entsteht“. Von Butler verglich den Soldaten in solch schwieriger Mission als Anästhesist, der den Patienten eine Weile ruhig stellen kann. „Der Chirurg muss dann das eigentliche Problem angehen“, verwies er auf die Politik. Er attestierte den dort gewesenen Bundeswehrangehörigen, dass sie ihren Auftrag „treu, tapfer, unter Entbehrungen im Dienste der Bundesrepublik Deutschland für unseren Frieden und unsere Freiheit erfüllt haben“.
Auch im Baltikum habe das ArtBtl 295 2017 und 2018 im Rahmen der eFP (enhanced Forward Presence) seinen Teil zur Abschreckung einer möglichen Nato-Bedrohung der Bündnispartner erbracht. Die jüngsten Entwicklungen hätten gezeigt, dass dies alles andere als unnötig sei, denn „wer niemanden hat, der sich für einen einsetzt, wird schnell zum Spielball des vermeintlich Stärkeren“. Russland dürfe den Krieg gegen die Ukraine nicht gewinnen, denn es würde suggerieren, dass im 21. Jahrhundert ein Angriff eines Staates auf seine Nachbarn zum Erfolg führen kann. „Die ukrainischen Soldaten kämpfen auch für unsere Freiheit“, befand von Butler, der sich klar für eine intensive Unterstützung der Ukraine aussprach. Eine sichere Zukunft für folgende Generationen könne es nur geben, wen äußere Sicherheit, innere Ordnung und wirtschaftliche Prosperität gegeben sei. „Ist aber die äußere Sicherheit nicht gegeben, dann wird alles andere zur Makulatur“.
Zu Beginn der Verleihung hatte der Generalmajor zusammen mit dem Kommandeur der Deutsch-Französischen Brigade, Oberst Philipp Leyde, und dem Kommandeur des ArtBtl 295, Oberstleutnant Kevin Freudenberger, den Soldaten Ehre erwiesen, indem sie die Front der Aufstellung abschritten.