Revolution in der Bockstadt! Die Böcke sind seit gestern völlig außer Rand und Band. Keine Macht der Welt konnte die wilde Herde am „Schmotziga“ noch bändigen. Schließlich mussten sie die letzten Jahre weitgehend in ihren Stallungen verharren. Umso wilder nahm die Horde das Zepter in die Hand.

Trotz enormer Gegenwehr gelang es weder den kampferprobten Soldaten der Garnison, noch der tapfer kämpfenden Garde von Schultes Maik Lehn ihre Bastionen zu verteidigen. Im Sturm übernahmen die Böcke das Regiment, warfen die verstaubten Akten aus dem Rathaus und setzten über die tollen Tage Uwe Stolz als Narrenbürgermeister ein.

Soldaten haben keine Chance
Schon in aller Herrgottsfrühe kündigten lauter Trommelwirbel, Fanfarenklänge und Glockengeläut an, dass fortan die Stunde der Böcke schlägt. Kurz darauf machte sich die große Bockherde samt Zunftkapelle daran, die Garnison zu stürmen. Zwar hatte die Armee stramme Verteidigungslinien aufgebaut und sogar Wasserwerfer in Stellung gebracht, doch war gegen die Übermacht der wild anrennenden Herde kein Kraut gewachsen. Kleinlaut blieb den unterlegenen Soldaten keine Wahl, als sich der Übermacht der Böcke zu beugen, die Schlüsselgewalt zu übergeben und die wilde Horde mit Speis und Trank zu besänftigen.

Schultes Maik Lehn muss den Schlüssel rausrücken
Frisch gestärkt trieben die Böcke dann in Kindergärten und Schule ihr Unwesen, wobei sie von Glasbläsern und Felsadappern kräftig unterstützt wurden. So richtig zur Hochform lief die Bande dann beim traditionellen Sturm auf das Rathaus auf. War es Schultes Maik Lehn Ende Januar noch gelungen, seinen Amtssitz gegen einen gräfischen Jüngling souverän zu verteidigen, so war gegen die wildgewordene Bockherde allerdings kein Kraut mehr gewachsen. Massenweise flogen verstaubte Akten aus den Fenstern, derweil der geschlagene Schultes die Insignien der Macht kleinlaut raus rückte und an Narrenbürgermeister Uwe Stolz weiter reichte: „Mein Name ist Programm“, machte der Narrenschultes aus seinem Stolz keinen Hehl, „die nächsten sechs Tage an der Spitze der Bockstadt zu stehen und deren Geschicke zu lenken“.

Drei Jahrgänge am Start
Derweil heizte die Zunftkapelle dem närrischen Volk tüchtig ein, während die Angehörigen der Jahrgänge 2001, 2002 und 2003 für ein Novum in der Bockstadt sorgten. Denn üblicherweise sind es nur die Zwanzigjährigen, denen die ehrenvolle Obliegenheit zukommt, einen strammen Narrenbaum in die Höhe zu stemmen. Doch wegen der vergangenen Corona-Einschränkungen waren heuer gleich drei Jahrgänge am Start. Dementsprechend lautstark wurden die Burschen von den Mädels ihrer Jahrgänge angefeuert.

Unterdessen ging auf der Rathaustreppe der gefürchtete Hammer der Stettener Bockzunft wieder auf zahlreiche Narrenhäupter nieder. Denn ohne traditionellen Bockschlag geht am Schmotziga in Stetten gar nix. Also durften sich auch diesmal wieder zahlreiche Bürgerinnen und Bürger über die hohen Weihen der Böcke und der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) freuen, und sich nach dem „brutalen Hammerschlag“ mit einem großen Schluck Bockmilch und einem frischen Fasnetsküchle sofort wieder stärken.

Buntes Treiben bis in die Nacht hinein
Das bunte Treiben setzte sich im Schlosshof, einigen Kneipen und im beheizten Festzelt der Zunft fort. Am Abend versammelte man sich zum traditionellen Hemdglonkerumzug. In einer langen Nacht ging es beim traditionellen Feuerwehrball in der Alemannenhalle hoch her, wo das närrische Volk von der Band „Midnight Special“ unterhalten und von der Wehr mit reichlich Bockmilch versorgt wurde.

Bockzunft
Die Bockzunft Stetten am kalten Markt e. V.ist ein Verein zur Pflege des fasnachtlichen Brauchtums, der 1950 gegründet wurde. Zentrale Figur der Stettener Fasnet und der Bockzunft ist der Bockstetter „Bock“.