Jeden Mittwochabend wird emsig gewerkelt, gestichelt und genäht, denn bis zum 14. Juli muss alles fertig sein. Die Rede ist vom Team der Nähstube, das seit März wieder dabei ist, für das kommende große Stettener Sommertheater Kostüme und Ausstattung zu fertigen. Nähstubenleiterin Beatrix Mattes hält einen Stoffbeutel mit zwei Jutegurten hoch: „Momentan nähen wir einfache, aus groben Stoff bestehende Schulrucksäcke für die Kinder, die im neuen Stück die Schüler spielen werden“. Allerdings werden die Jutestricke, die beim „Prototyp“ die Schultergurte darstellten, ausgetauscht werden gegen weichere Schnüre. „Jute oder Sisal ist einfach zu rau“, befand auch Heike Potthoff-Scherer, die gerade dabei war, ein Knäuel weicher Stricke zu entwirren.

Neues Stück beschäftigt sich mit der Zukunft
„Zukunftsmusik“ heißt das Stück von Drehbuchautor Jeremias Heppeler, das unter der Regie von Lindenhof-Intendant Stefan Hallmayer am 14. Juli im Schlosshof vor dem Rathaus uraufgeführt wird. Entgegen den vorangegangenen sieben Theaterstücken, die seit 1999 in der Regel im vierjährigen Turnus aufgeführt worden sind, begibt sich das neue Stück in die Zukunft, allerdings in eine weit entfernte Zukunft. In einer Welt, die den Untergang gesehen hat, lange nach der Auflösung der modernen Gesellschaft, kämpft die Menschheit in archaischen Gruppen ums Überleben.
Klimawandel als globale Katastrophe
Auch in Stetten am kalten Markt. Wissenschaft, Kunst und Kultur sind verpönt, sogar verboten. Inmitten dieser kargen Gesellschaft stößt eine Gruppe Jugendlicher auf Relikte und Dokumente aus einer längst vergangenen und vergessenen Zeit“, so hatte Hallmayer den Inhalt des neuen Stücks beschrieben, das Anklänge an Orwells Roman „1984“ zu zeigen scheint. Offenbar hat ein kleiner Teil der Menschheit eine globale Katastrophe überlebt, die nun unter dem Diktat einer Minderheit lebt, die bestimmt, was Menschen wissen dürfen und was nicht. Das Publikum darf auf die Premiere gespannt sein.
Aus alten Bettlacken werden Gewänder
Der Stoff des Stücks und die Umsetzung hält für die Nähstubenfrauen viel Überraschendes bereit, das ihre Kreativität herausfordert. „Das macht aber auch Spaß“, meinte Mattes und deutete auf braune hemdartige Gewänder. „Das werden die Schuluniformen der Schüler.“ Damit die Qualität der Gewebe für alle gleich ist, „haben wir alte Bettlaken in der Waschmaschine braun eingefärbt“. Neben Beatrix Mattes und Heike Potthoff-Scherer gehören auch Waltraud Callembach, Margarita Gabler, Hannolore Grosch, Siglinde Jäger-Haselmeier, Marion Löffler, Heidi Volk, Elke Weber und Carmen Weingast zum Nähstubenteam. Mattes: „Wir arbeiten jeden Mittwochabend in unterschiedlicher Besetzung.“ Fachliche Anleitung und Unterstützung bekommen sie von Requisiteurin Brigitte Oswald und Kostümbildnerin Katharina Müller.