Sie ist nicht gerade vom Glück verfolgt, die junge Führungsriege von Stettens größtem Verein, dem Turn- und Sportverein (TSV). Nahezu seit sie am Ruder sind haben sich der Vorsitzende Florian Pepke und sein Stellvertreter Patrick Ruda permanent mit Schlagwörtern Corona, Inzidenzen, 3G, 2G und dergleichen auseinanderzusetzen. Dass sie das große Vereinsschiff mit aktuell noch 1263 Passagieren dennoch auf Kurs gehalten haben, wurde bei der jüngsten Hauptversammlung im vereinseigenen Sportheim deutlich.

Gewaltige Einschränkungen durch Corona

„Ausgefallener Spielbetrieb, abgesagte Wettbewerbe, kein oder nur sehr eingeschränkter Trainingsbetrieb, dazu ein über weite Strecken geschlossenes Fitness- und Gesundheitszentrum“ (FGZ), so Vorsitzender Florian Pepke zu Beginn seines Berichts. Dies seien allesamt „Tiefschläge für den TSV“ gewesen, die ein normales Vereinsleben gewaltig eingeschränkt hätten. Angesichts dessen verzichtete Pepke auf einen ausführlichen Tätigkeitsbericht, beschränkte sich stattdessen auf die aktuelle Lage des Vereins.

Fitnesscenter über lange Zeit komplett geschlossen

Während der TSV im Oktober 2020 noch 1345 Mitglieder in seinen Listen geführt habe, sei diese Zahl bis zur Hauptversammlung auf 1263 zurückgegangen: „Das entspricht einem Rückgang von 6,1 Prozent“ rechnete Pepke vor und führte dies in der Hauptsache auf Nutzer des FGZ zurück, das über lange Zeit komplett geschlossen werden musste: „Das kann man schon verstehen, dass uns da einige den Rücken gekehrt haben“, so Pepke, der sich andererseits freute, dass die große Masse trotz der massiven Einschränkungen zum TSV und zum FGZ gestanden hätten.

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Kleines Plus in der Kasse

Finanziell habe sich der geschäftsführende Vorstand darum bemüht, die zur Verfügung stehenden staatlichen Finanzhilfen in Anspruch zu nehmen, was am Ende auch geklappt habe: „Der Verein steht finanziell nach wie vor solide da“, betonte der Vorsitzende. Weil allerdings nicht absehbar sei, wie sich die Dinge weiter entwickeln, habe der geschäftsführende Vorstand entschieden, „vorerst auf größere, nicht zwingend notwendige Investitionen zu verzichten“. Dass die Kasse beim TSV nach wie stimmt, legte Kassier Eric Lehmann anschließend dar. Bei hohen Einnahmen und Ausgaben, die in der Summe einem kleinen Wirtschaftsbetrieb gleichkamen, hatte sich das Ergebnis nahezu die Waage gehalten, schloss am Ende gar mit einem Plus von gut 1000 Euro ab. Lehmann durfte viel Beifall entgegennehmen, zumal er nach elf Jahren seinen letzten Kassenbericht abgab.

Nach elf Jahren gab Kassier Eric Lehmann (vorne rechts) zum letzten Mal tiefe Einblicke in sein umfangreiches Zahlenwerk.
Nach elf Jahren gab Kassier Eric Lehmann (vorne rechts) zum letzten Mal tiefe Einblicke in sein umfangreiches Zahlenwerk. | Bild: Gerd Feuerstein

Wie ein roter Faden zogen sich anschließend die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen durch die Berichte der Abteilungen. Dabei ließen die Verantwortlichen Yannik Klaus (Handball), Mathias Gabler (FGZ), Gesamtjugend (Daniela Knobel), Robin Sieber (Fussball), Gerd Alber (Jugendfussball), Birgit Marquart (Turnen, in Vertretung von Stephanie Tomaselli) sowie Dagmar Höfler-Eichbaum (Leichtathletik) ihre Freude durchblicken, dass der Sportbetrieb derzeit – zwar teils mit Einschränkungen – aber immerhin wieder stattfinden könne.

Lob von Bürgermeisterstellvertreter Klaus-Dieter Halder

Weil in den Berichten „durchweg die hohe Motivation der Betreuerinnen und Betreuer deutlich heraus zu hören“ gewesen sei, zollte Bürgermeisterstellvertreter Klaus-Dieter Halder allen Verantwortlichen seinen hohen Respekt: „Viele sind heiß darauf, weiter zu machen“, lobte er und leitete anschließend auch die Wahlen. Dabei wurden Stellvertreter Patrick Ruda und Elise Pepke (Mitgliederverwaltung) erneut bestätigt, während Torsten Frank einstimmig zum neuen Kassenverwalter gewählt wurde.

Trend stoppen bevor es zu spät ist

Birgit Marquart (links) erhielt die bronzene Verdienstnadel und Hilde Martin für 25 Jahre die silberne Treuenadel überreicht.
Birgit Marquart (links) erhielt die bronzene Verdienstnadel und Hilde Martin für 25 Jahre die silberne Treuenadel überreicht. | Bild: Gerd Feuerstein

„Der Verein lebt vom Mitmachen“, richtete Vorsitzender Florian Pepke wie schon in den Vorjahren einen flammenden Appell an die Versammlung. Er ließ keine Zweifel aufkommen, dass es „ohne mehr Engagement der Mitglieder auf Dauer nicht weiter gehen“ könne. Leider würden sich immer noch viel zu wenige einbringen: „Und statt mehr werden es noch weniger“, verdeutlichte er die Crux, dass auf die Schultern der Engagierten „so immer noch mehr Last drauf gepackt“ werde. Zwar könne der Vereinsbetrieb mit den Wenigen gerade noch aufrecht erhalten werden. Aber das Motto „Wegducken, irgendwer wird es schon richten“ funktioniere sicher nicht mehr lange: „Es bleibt zu hoffen, dass wir diesen Trend stoppen können, bevor es zu spät ist“, sagte er.