Unter dem Motto „Zukunft gestalten im ländlichen Raum“ nimmt die Gemeinde Stetten a.k.M. im kommenden Frühjahr einen neuen Anlauf, ihre Bürger an der Entwicklung ihrer Kommune aktiv zu beteiligen. Einhellig stimmte der Gemeinderat in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung dafür einer Kooperation mit der Hochschule Albstadt-Sigmaringen im kommenden Jahr zu.
Studierende begleiten den Prozess
Wie schon in früher von der Gemeinde angestoßenen Marketingprozessen sollen dabei möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit gegeben werden, gemeinsam mit Studierenden der Hochschule Albstadt-Sigmaringen die Herausforderungen der Zukunft zu definieren, diese in kleineren Arbeitsgruppen weiter zu konkretisieren und letztlich möglichst zur Umsetzung zu bringen. Wie Bürgermeister Maik Lehn wissen ließ, sei das Projekt von Professor Uwe Sachse von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen geplant und im dortigen Studiengang Betriebswirtschaftslehre unter dem Begriff „Entrepreneurship“ angesiedelt. Der Prozess solle im Rahmen des nächsten Sommersemesters starten, damit wegen der möglichen Einschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gegebenenfalls auch Veranstaltungen im Freien ermöglicht werden können. Das Projekt wird von den Studierenden des Studiengangs Betriebswirtschaft und Life Science geplant, durchgeführt und ausgewertet.
Wo sieht die Bürgerschaft die Zukunft der Gemeinde?
„Wo sieht die Bürgerschaft die Zukunft unserer Gemeinde“, fragte Lehn und wies darauf hin, dass sich die Gesellschaft bereits vor der Corona-Pandemie in verschiedenen Lebensbereichen stark verändert habe. Als Beispiel nannte er die Nachwuchsprobleme in vielen Vereinen, die sich seit längerer Zeit abzeichnen würden. Dies könnte beispielsweise ein Thema sein, das bearbeitet werden könne. Aus Sicht der Gemeinde sollte daher in einen Prozess eingetreten werden, in welchem die Akteure sich über die Zukunft aktiv Gedanken machen, „um so ein Fundament für wichtige Zukunftsentscheidungen zu bilden“, so Lehn. Er freute sich, dass mit dem Wirtschaftsverbund und dem Förderverein attraktive Region Stetten am kalten Markt e.V. bereits weitere Partner vor Ort gefunden werden konnten, welche gemeinsam mit der Fachhochschule Albstadt-Sigmaringen dieses Zukunftsprojekt auf den Weg bringen wollen.
Potentialanalyse zur regionalen Entwicklung soll entstehen
Zielsetzung des Projekts sei eine Potentialanalyse zur regionalen Entwicklung der Gemeinde. Gemeinsam mit den Studierenden soll im späten Frühjahr 2022 eine Großgruppenveranstaltung (“Open Space“) mit zirka 100 Mitbürgerinnen und Mitbürgern stattfinden. „Für die Verwaltung und die Hochschule ist die Bürgerbeteiligung bei diesem Prozess besonders wichtig, damit eine breite Meinungsbildung, über alle Alters- und Berufsgruppen hinweg, ermöglicht wird“, so das Gemeindeoberhaupt.
Kein vorab starr festgelegter Ablauf
„Open Space“ oder auch „Freiraum“, stellt eine Methode zur Gestaltung von Großkonferenzen dar, in denen die Arbeit der teilnehmenden Personen auf den Prinzipien der Selbstorganisation und Selbstbestimmung beruht. Im Gegensatz zur traditionellen Konferenz gibt es im „Open Space“ kein im Voraus geplantes Veranstaltungsprogramm, also keinen festgelegten Ablauf. Dieser wird von den Teilnehmern zu Beginn der Veranstaltung selbst gestaltet. Lediglich ein Leitthema wird vorgegeben, beispielsweise: „Wie wollen wir in Zukunft in Stetten am kalten Markt leben?“ Aus Sicht des Gemeindeoberhauptes solle der Prozess auch dazu dienen, „dass die Bürgerschaft sich wieder mehr einbringt.“ Insofern seien die interessierte Bürgerschaft und Verantwortliche aus Vereinen und Organisationen „schon heute herzlich zur Auftaktveranstaltung eingeladen“, wenngleich deren Termin bislang noch nicht genau feststehe.
Gemeinderat einstimmig dafür
Auch Oliver Beil (CDU) und Sandra Rupp (FW), die von Seiten des Gemeinderates an entsprechenden Vorbesprechungen teilgenommen hatten, unterstützten Bürgermeister Lehn und befürworteten den Einstieg in den Beteiligungsprozess. Es handle sich um eine gute Investition in die Zukunft, waren sich auch Florian Dreher (ILS) und Daniel Sauter (FW) einig. Der Blick von außen sei dabei extrem wichtig, so Sauter, „um eingefahrene Bahnen zu verlassen und neue Wege zu beschreiten“. Letztlich stimmte der Stettener Gemeinderat dem Projekt ohne wenn und aber zu, zumal für die Zuarbeit der Hochschule durch die Studierenden keine Kosten erhoben werden. Für die Planungen und Durchführung des Projekts, rechnet die Verwaltung mit Aufwendungen in Höhe von schätzungsweise 3000 Euro und schlug vor, den Betrag im kommenden Haushalt einzustellen.