„Nach allem, was wir bisher feststellen, ist die Karenzzeit eine Weiterentwicklung für alle Beteiligten“, fasst Rektor Klaus Flockerzie das Geschehen der vergangenen Tage und Wochen gegenüber dem SÜDKURIER zusammen. Trotz der räumlichen Distanz bringe die Zwangspause alle am Schulleben Beteiligten scheinbar näher zusammen. Dabei stünden die Lernbegleiter (Lehrer) auf diversen Plattformen in ständigem Austausch mit ihren Lernpartnern (Schülern) und auch mit deren Eltern.

Materialbörse auf der Homepage
Über die Homepage des Schulzentrums würden auf der sogenannten Materialbörse die Wochenpläne der jeweiligen Klassen und Lerngruppen bereitgestellt. So würden weiterhin alle Fächer, auch die Nebenfächer, beschult, wobei der digitalen Unterricht durch entsprechende Arbeitspläne und Videokonferenzen ergänzt werde: „Ferner haben wir eine neue Schulcloud eingerichtet, in der man sich in verschiedenen Chatgruppen über das Lernen und den richtigen Lernweg austauschen kann“, berichtet Flockerzie. Auch das Team der Schulsozialarbeit unter Leitung von Tobias Buck bringe sich an vielen Stellen förderlich in den Prozess ein. „Ein von ihm initiiertes Krisentelefon ist rund um die Uhr erreichbar und über eine Videokonferenz – dem ‚Sozi-Meeting – only for Schüler‘ – war er schon mehrfach aktiv“.

Leitfäden über Vorgehensweise beim Lernen zuhause
Bereits am 4. März, also knapp zwei Wochen vor Bekanntwerden der Schulschließungen, habe man unter der Leitung seines Stellvertreters Jürgen Lebherz eine Task-Force eingerichtet und den Lernpartnern detaillierte Leitfäden über die Vorgehensweise beim Lernen zuhause an die Hand gegeben, samt entsprechender Tipps sowie sämtlicher Kontaktdaten ihrer Ansprechpartner in der Karenzzeit. Das Unterrichtsmaterial werde nach festen Zeitplänen ins Netz gestellt, wobei die dazu gehörenden Lösungen freilich erst nach einigen Tagen veröffentlicht würden.
Zur optimalen Betreuung der Schüler stehe die Lerngruppenleitung darüber hinaus via Telefon, E-Mail oder per Videokonferenzen zur Verfügung: „Auch unser Kollegium steht über pädagogische Frage- und Problemstellungen in ständigem Austausch“, berichtet der Schulleiter, der sich inzwischen über das positive Feedback zahlreicher Eltern und deren Vertreter freuen darf. Wie er anerkennend feststellt, fänden sich viele Eltern plötzlich in der ungewohnten Rolle als Ersatz-Lehrer wieder und setzten sich so deutlich stärker mit der Schule auseinander.
Disziplin und Selbstmanagement
Die Lernpartner lernten derzeit kennen, wie wichtig Disziplin und Selbstmanagement beim Wissenserwerb sei: „Dass das Ganze erstaunlich gut klappt, hätten wir nicht unbedingt erwartet“, sagt der Rektor. So zeige eine erste hausinterne Auswertung, dass die überwiegende Mehrheit der Lernpartner die gestellten Aufgaben auch einreiche: „Es stellt sich heraus, dass engagierte Lernpartner auch daheim motiviert und sorgfältig arbeiten“, freut sich Flockerzie, weil mehr als 70 Prozent der Schüler die wünschenswerte Lernleistung erreichen. Nur etwa ein Viertel der Schüler setze sich mit dem vorgegebenen Stoff nicht genügend auseinander. Diejenigen, die in der Schule weniger engagiert seien, würden sich natürlich auch online nicht so häufig melden.
„Eine Umfrage unter den Lernpartnern startet morgen. Wir erhoffen uns neben der zahlreichen Teilnahme natürlich auch valide Ergebnisse, wie wir das Lernen insgesamt, aber natürlich auch das digitale Lernen weiter voranbringen können“, berichtet Konrektor Jürgen Lebherz, der vor Ort die Stellung hält.
Die bislang positiven Erfahrungen führt Flockerzie nicht zuletzt auf sein „innovatives, äußerst engagiertes Kollegium„ zurück, das den digitalen Unterricht mit kreativen Ideen bereichere und damit die Motivation der Schüler enorm hebe: „Manche von uns sind praktisch rund um die Uhr erreichbar“, was von den Schülern sehr geschätzt werde. Wer vom Kollegium besonders fit im Umgang mit der digitalen Technik sei, helfe den anderen, sodass auch Videoschalten und dergleichen inzwischen meist ohne große Probleme abliefen: „Wir arbeiten Hand in Hand“, stellt der Schulleiter erfreut fest. Noch mehr freut ihn allerdings, „dass sich unsere Schüler in dieser besonderen Situation nicht alleine gelassen fühlen“.

Blick nach vorne
Mit Blick in die Zukunft denken der Schulleiter und sein Team bereits darüber nach, das digitale Lernen am Stettener Schulzentrum weiter voranzutreiben. So könnte man sich den Ausbau der aktuellen Materialbörse um eine virtuelle Bibliothek erweitern, die speziell auf den Schulstandort Stetten a.k.M. abgestimmt wäre. Durch den Betrieb einer Online-Lernplattform, die Wissen verfügbar hält, könnte selbständiges, interaktives Lernen ermöglicht und gefördert werden. „Unterrichtsbegleitend könnte beispielsweise auch eine Online-Wissensdatenbank zur Verfügung gestellt werden, deren professionelle Web-Betreuung natürlich finanziert werden müsste“, sagt Klaus Flockerzie.
Nicht zuletzt erhofft sich die Schule von den beiden Landtagsabgeordneten des Wahlkreises Sigmaringen – Andrea Bogner-Unden (Bündnis 90/Die Grünen) und Klaus Burger (CDU) – dringend notwendige Unterstützung.