Im Jahre 1999 feierte die Gemeinde Stetten am kalten Markt ihr 1200-jähriges Bestehen. Der Anlass sollte nicht nur in den sonst üblichen historischen Umzügen, sondern in einem groß angelegten Theaterspektakel als Open-Air-Event im Schlosshof gefeiert werden. In der Folge vereinbarte die Gemeinde Stetten eine Kooperation mit den Profis vom Theater Lindenhof aus Melchingen. Die damaligen Aufführungen waren ein gigantischer Erfolg und ernteten überwältigenden Zuspruch von Publikum und Fachwelt. Das „Stettener Sommertheater“ war geboren.

Bild 1: Stettener Sommertheater: Bühne frei für die Inszenierung der „Zukunftsmusik“

Die Aktivisten gründeten einen Verein. Die Theaterspieler wurden Mitglied im Landesamateurtheaterverband, von dem die folgenden Produktionen nahezu ausnahmslos mit hohen Preisen ausgezeichnet wurden. Und stets basierte die Theaterarbeit auf drei Säulen: Der „Partizipation“, wonach Jeder und Jede egal welchen Alters, Geschlechts, Status oder Herkunft einen Platz in der Produktion findet, egal ob vor oder hinter den Kulissen. Die zweite Säule ist die „Professionelle Anleitung“, wonach die Inszenierungen nach gemeinsamer Stoffauswahl in Kooperation mit einem professionellen Leitungsteam erstellt werden. Und zum Dritten war es der „Lokalbezug“, weil mit jeder Inszenierung lokale Stoffe theatralisch aufbereitet wurden.

Bild 2: Stettener Sommertheater: Bühne frei für die Inszenierung der „Zukunftsmusik“
Neues Terrain

Doch diesbezüglich wagen sich die Stettener diesmal auf ein neues Terrain, wagen mit ihrer aktuellen Produktion zwar den Blick nach vorne, der an Aktualität allerdings kaum größer sein könnte. So erzählt „Zukunftsmusik“ zunächst von einer Welt nach dem Zusammenbruch, in der es die Menschheit trotz aller Warnungen verpasst hat, eine Wende herbeizuführen. Die Welt wie man sie heute kennt, gibt es deshalb nicht mehr. Nur wenige haben den Crash überlebt, darunter die Enklave am Kalten Markt, in der die herrschenden Uniformierten ein strenges Regiment führen. Technische Hilfsmittel, Wissenschaft und Kunst sind verboten. Doch es kommt zum Aufstand. Neugierde und Wissenshunger der Jugendlichen und ihre Sehnsucht nach einem Leben in Freiheit treibt sie an, verbotene und lebensbedrohliche Dinge zu tun. Sie öffnen Archive, erlernen kulturelle Praktiken und organisieren Zusammenkünfte und kämpfen für mehr Gerechtigkeit, mehr Beteiligung, mehr persönliche Autonomie. Die „Bande“ fordert ein Mitspracherecht unabhängig von Status, skizziert eine neue Gesellschaftsutopie. Was sind die Rahmenbedingungen menschlichen Zusammenlebens? Wer darf diese bestimmen und diktieren? Wer macht die Musik? In „Zukunftsmusik“ erheben Kinder ihre Stimmen. Singend kritisieren sie: „Wir lernen noch wie zu Kaisers Zeiten“. Am Ende zerlegen sie das Herrschaftssystem und machen die Musik selbst.

Bild 3: Stettener Sommertheater: Bühne frei für die Inszenierung der „Zukunftsmusik“

„Sich eine Vorstellung von der Zukunft zu machen ist nichts Neues“, sagt Regisseur Stefan Hallmayer. Im Grunde genommen seien Entwicklungen zum Besseren kaum möglich, ohne sich Vorstellungen einer anderen Welt zu machen. Zukunft entwerfen gehe nur mit positiven Bestimmungen und unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus der Vergangenheit. Die Kunst, das Theaterspiel, seien Möglichkeiten sich mit der Vergangenheit und der Zukunft zu beschäftigen. Dem Crash ins Auge zu blicken, bevor er da sei. Macht und Ohnmacht von Menschen in anderen gesellschaftlichen Strukturen nachzuspüren, ohne unmittelbar betroffen zu sein. Träume und Albträume zu beschreiben: „Das alles tun wir hier, in Stetten am kalten Markt auf dem großen Platz, vor dem Rathaus. Ohne Altersbegrenzung“, so Hallmayer.

Bild 4: Stettener Sommertheater: Bühne frei für die Inszenierung der „Zukunftsmusik“

Inzwischen hat die Stettener Theatergemeinschaft sieben groß angelegte Stücke erarbeitet, die durchweg für viel Furore sorgten. Ein Kern von etwa 30 Akteuren bildet das schauspielerische Herz der Stettener Theaterbewegung. Diese hochengagierten und spielfreudigen Amateure erzeugen eine Zugkraft, die immer mehr Mitspielerinnen und Mitspieler mobilisiert. Gerade bei den letzten Aufführungen waren auffällig viele junge Mitwirkende zu sehen. Mittels der Teilnahme unterschiedlichster Menschen aller Altersstufen verzeichnet die Stettener Spielgemeinschaft eine herausragende Figurenvielfalt unterschiedlichster Charaktere und Typen.

Bild 5: Stettener Sommertheater: Bühne frei für die Inszenierung der „Zukunftsmusik“

„Zukunftsmusik“

Das Stück feiert morgen Abend Premiere im Stettener Schlosshof. Weitere Spieltermine sind 15./16.¦Juli sowie 21./22./23.¦Juli und am 28. und 29.¦Juli – jeweils um 20¦Uhr. Karten an der Abendkasse sowie im Stettener Rathaus erhältlich. Preise: Vorverkauf 18 Euro, Abendkasse: 23 Euro; ebenso können Karten im Internet erworben werden unter:
http://www.stettener-sommertheater.de.

Bild 6: Stettener Sommertheater: Bühne frei für die Inszenierung der „Zukunftsmusik“
Bild 7: Stettener Sommertheater: Bühne frei für die Inszenierung der „Zukunftsmusik“