Ihre neue Aufgabe empfindet sie als „ein bisschen wie Heimkommen“. Tatsächlich kehrt Adelheid Linster zu ihren Wurzeln zurück, wenn sie im neuen Schuljahr die Leitung der Heimschule Kloster Wald übernimmt – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen stammt die 48-Jährige aus Wald und ist in der Gemeinde aufgewachsen. Zum anderen hat sie selbst in der Heimschule die Schulbank gedrückt. „Ich bin eine Ur-Wälderin“, verrät sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER schmunzelnd.

Erinnerungen an eigene Schulzeit wurden wach

„Als ich im vergangenen November gehört habe, dass der derzeitige Rektor Hartwig Hils aufhört und die Stelle frei wird, hat das etwas bei mir bewirkt“, schildert Adelheid Linster, die am Pfullendorfer Staufer-Gymnasium Deutsch und Französisch unterrichtet. Erinnerungen an die eigene Schulzeit in Wald wurden wach – Jahre, die Adelheid Linster als eine schöne und zukunftsweisende Zeit empfunden hat, wie sie erzählt. Angenommen und gut aufgehoben habe sie sich in der Heimschule gefühlt. „Man wuchs in einem geborgenen Raum auf und hatte die Gelegenheit, sich auszuprobieren. Die Schülerinnen wurden gestärkt und selbstbewusst ins Leben entlassen“, sagt sie.

Vorgespräche waren ermutigend

Trotz der schönen Erinnerungen, hat Adelheid Linster eine Weile gebraucht, bis sie sich endgültig dazu durchringen konnte, sich auf die Stelle zu bewerben. „Es ist einfach eine große Aufgabe. Eine Herausforderung, vor der ich – nach wie vor – großen Respekt habe“, schildert sie ihre Gefühle. Immer wieder verwarf sie den Gedanken, ihren Hut in den Ring zu werfen und sich zu bewerben. Doch das Thema ließ sie nicht los: „Es war wie ein Samen, der irgendwo gesät ist“, sagt die 48-Jährige. Den Ausschlag dafür, sich tatsächlich zu bewerben, hätten schließlich Gespräche mit den Verantwortlichen in Wald gegeben – Schulleiter Hartwig Hils und seine Stellvertreterin Ingrid Langer –, die sie als sehr ermutigend empfunden hatte.

Schulleiter Hartwig Hils verlässt die Heimschule nach Ablauf des aktuellen Schuljahres.
Schulleiter Hartwig Hils verlässt die Heimschule nach Ablauf des aktuellen Schuljahres. | Bild: Sandra Häusler

Ihre Bewerbung reichte Linster beim Schulträger, der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg, ein. „Auch das Vorgespräch mit Stiftungsdirektor Dietfried Scherer, war sehr positiv“, erinnert sie sich. Das Vorstellungsgespräch fand schließlich vor dem Vorstand der Stiftung statt, auch ein Vertreter der katholischen Kirche sei dabei gewesen, so die Lehrerin. „Es gab ein ausführliches Interview, reihum wurden mir Fragen gestellt“, schildert die 48-Jährige das Prozedere. Im Vorfeld hatte sich Adelheid Linster natürlich auf dieses Gespräch vorbereitet. Doch dabei hat sie gemerkt, dass man vieles, was auf eine künftige Schulleiterin zukommt, nicht trainieren kann.

Sie will an der neuen Aufgabe wachsen

„Viele Dinge werden damit zusammenhängen, dass man Dinge organisiert und im Hintergrund wirkt, damit dieses System Schule laufen kann“, meint die Pädagogin. „Erfahrung als Lehrerin bringe ich mit, an meiner neuen Aufgabe werde ich wachsen“, ist sich Adelheid Linster sicher.

Begeisterungsfähigkeit ist ihre Stärke

Einer ihrer Stärken sei ihre Begeisterungsfähigkeit, mit der sie in den über 20 Jahren als Lehrerin am Pfullendorfer Staufer-Gymnasium immer wieder andere Menschen angesteckt hat. Etwa, als es darum ging, ein Leitbild für das Gymnasium zu erarbeiten und es ihr – zusammen mit anderen – gelang, verschiedene Gruppen der Schule gemeinsam ins Boot zu holen, deren Bedürfnisse und Ziele zu erarbeiten und in das Leitbild zu integrieren.

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Auf die Frage nach ihren Vorbildern nennt Adelheid Linster die ehemalige Schulleiterin in Wald, Schwester Michaele Csordas, und auch Anette Ebinger, Schulleiterin am Staufer-Gymnasium, und deren Vorgänger Peter Schramm. Von ihnen wird sie sich einiges abschauen, aber trotzdem ihren eigenen Stil entwickeln. Als „Ur-Wälderin“ ist sie mit den speziellen Begebenheiten der Bildungseinrichtung mit Internat und Werkstätten bereits vertraut; jetzt möchte sie sich die Zeit nehmen, um die Menschen kennenzulernen, die dort gemeinsam lernen und auch teilweise leben. „Es ist ja nicht wie in der Politik, wo man schon nach 100 Tagen gefragt wird, was die ersten Ergebnisse sind“, schmunzelt Adelheid Linster.

Lehre bringt Selbstbewusstsein für die Mädchen

Sie freut sich auf die speziellen Begebenheiten der Heimschule Kloster Wald und hat den Eindruck, dass dort eine gute Unterrichtsatmosphäre gepflegt wird. „Auch die Lehre, welche die Schüler dort absolvieren können, ist etwas ganz Besonderes. Etwas, das die Schule sehr reich macht, wenn man sieht, was dabei entsteht, und was das an Selbstbewusstsein für die Mädchen bringt“, freut sich Linster. In einer Zeit, in der viele aus der Kirche austreten, wird sie nun Leiterin einer Schule der katholischen Kirche.

Christlicher Glaube wird im Schulalltag gelebt

„Da werden sich sicher einige Leute fragen, warum. Es bedeutet mir viel, den christlichen Hintergrund wichtig und sinnvoll zu erhalten – im Kleinen, an dieser Schule“, sagt die Lehrerin. Voll und ganz könne sie unterschreiben, wie der christliche Glaube in Wald im Schulalltag gelebt wird. Das empfindet sie als Bereicherung sowohl für die Lehrer, als auch für die Schüler.

Schülerinnen lernen im geschützten Raum

Auch, dass in der Heimschule nach wie vor nur Mädchen unterrichtet werden, findet sie sinnvoll. „Schülerinnen können im geschützten Raum lernen. Auch in den naturwissenschaftlichen Fächern können sie selbstbewusster auftreten“, meint Linster. Am Gymnasium seien in Fächern wie Mathematik immer noch überwiegend Jungs in den Leistungskursen vertreten. „Tatsächlich trauen sich Mädchen oft nicht oder wir haben sie vielleicht auch zu sehr in Schubladen gesteckt“, bedauert die 48-Jährige.

Schulgeld ist für externe Schülerinnen gering

Dass die Heimschule eine Privatschule ist, für die Eltern bezahlen müssen, macht sie für Adelheid Linster nicht zu einem elitären Ort. „Für die externen Schülerinnen ist es ein relativ geringer Betrag. Die internen Schülerinnen machen inzwischen nur noch etwa ein Viertel oder weniger der rund 500 Schülerinnen aus“, erläutert sie.

Wechsel in der Schulleitungsrunde verkündet

„Gebeichtet“ hat sie ihren künftigen Wechsel in Pfullendorf zunächst in der Schulleitungsrunde und dort für eine große Überraschung gesorgt. Nur Anette Ebinger habe von ihren Ambitionen vorher gewusst und diese auch unterstützt. „Der Tenor bei den anderen war: `Das ist wunderbar für dich, aber schade für unsere Schule`“, schildert Linster. Wichtig war ihr, den Kollegen zu vermitteln, dass es keinen Grund gibt, der sie vom Staufer-Gymnasium wegtreibt. „Ich bin hier nicht auf der Flucht, sondern es gibt einfach etwas, das mich in Wald angezogen hat“, stellt sie klar.

Ehemann Uwe unterstützt sie

Zu den schönen Dingen ihrer rund 20-jährigen Laufbahn am Staufer-Gymnasium gehört auch, dass sie dort ihren Mann Uwe kennengelernt hat, der ebenfalls Lehrer ist. Er unterstützt die Entscheidung seiner Frau und wird gemeinsam mit ihr dafür sorgen, dass der zwölfjährige Sohn Felix weiterhin gut versorgt ist. „Wir wohnen in Überlingen; der Schulweg bleibt also in etwa gleich für mich“, verrät Adelheid Linster. Sonst wird sich aber einiges für sie ändern, dessen ist sie sich voll bewusst. Am Freitag, 24. Juni, wird Hartwig Hils offiziell in Wald verabschiedet und Adelheid Linster feierlich begrüßt.