Wie am Band nähen die Maßschneidermeisterinnen der Heimschule Kloster Wald seit Wochen farbenfrohe Behelfs-Mund-und Nasenmasken. Insgesamt wurden bereits 2560 Exemplare gefertigt: 60 für die verbliebenen Mitarbeiter der Heimschule, 1 500 für die Mitarbeiter der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg. Aktuell nähen die Meisterinnen 1 000 Masken, um die insgesamt rund 500 Schülerinnen zum etappenweisen Schulstart mit jeweils zwei Masken auszustatten.

Maßschneiderinnen organisieren im Akkord Maskenproduktion
Am allgemeinbildenden Mädchengymnasium mit Internat werden im Zuge der Doppelqualifikation Abitur plus Gesellenbrief Maßschneiderinnen, Schreiner und Holzbildhauerinnen ausbildet. Zwei Tage nach der Schulschließung sei Internatsleiterin Rita Schmid auf die Leiterin der Lehrwerkstätten Diana Kempf zugekommen, ob sie in der Schneiderei für die noch verbliebenen Mitarbeiter Mund-Nasenmasken nähen würden. „Ich habe meine Kolleginnen angeschrieben, denn zu diesem Zeitpunkt war die Schule schon fast wie ausgestorben. Einige meiner Kolleginnen haben sich spontan bereit erklärt, diesem Wunsch nachzukommen. Es entstanden verschiedene Masken, denn jede Meisterin hatte ihren eigenen Prototyp kreiert“, schildert Diana Kempf.
Masken aus Wald sind gefragt
Nur wenige Tage später übergab sie die 60 Behelfsmasken für die Mitarbeiter der Heimschule. „Gefühlt hatten wir eine Unmenge an Organisationsaufgaben, wir waren alle von morgens bis abends mit der Umsetzung der, sich ständig verändernden Maßnahmen vor Ort in der Schule beschäftigt, ohne dass Schülerinnen da waren“, blickt Diana Kempf zurück. Am 1. April erreichte sie die Bitte der Geschäftsführerin der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg, für alle Mitarbeiter der Stiftungsschulen ebensolche Masken zu fertigen. „Bis in den Abend hinein lief meine Organisation und am anderen Morgen um acht Uhr standen meine zuverlässigen Kolleginnen zur Stelle, um mit der Produktion zu beginnen“, berichtet die Maßschneidermeisterin.
Nähaktion in der Heimschule
Vorab mussten sich die Meisterinnen auf einen Maskentyp einigen, denn die Fertigung von 1 500 Masken macht einen rationalen Arbeitsablauf notwendig. „Selbstverständlich haben wir uns während dem Nähen der Masken an die vorgegebenen Abstandsregelungen gehalten. So arbeiteten alle Meisterinnen verteilt auf mehreren Räumen“, unterstreicht die Werkstättenleiterin.
Ehemalige Schülerinnen helfen mit
Sogar eine ehemalige Schülerin holte sich einen Zuschnitt ab, um zu Hause Masken für die Heimschule zu fertigen. „Es wären gerne noch mehr Schülerinnen gekommen, um die Aktion zu unterstützen, aber wir durften keine Schülerinnen ins Haus lassen“, so Kempf. Einen Teil der Stoffe hatte die Schule vorrätig, andere wurden beim Stammlieferanten bestellt. „Tagelang nähten wir auf Hochtouren und konnten so am Ende der Osterferien die dreizehn Pakete für die Stiftungsschulen der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg packen“, sagt Diana Kempf stolz. Nachdem klar gewesen sei, dass nach den Osterferien der Schulunterricht nach wie vor nicht beginnen werde und die Maskenpflicht vermutlich auch ausgeweitet werden würde, legten die Meisterinnen erneut los und produzierten weiter Masken, um für alle Schülerinnen der Heimschule Kloster Wald zum Schulstart zwei Masken bereitstellen zu können.

Zusatzunterricht für Auszubildende
Auch Firmen hätten bereits um Masken angefragt, sagt Diana Kempf. Ob dieser Anfrage nachgekommen werden kann, kann die Werkstättenleiterin noch nicht beantworten. Ab dem 4. Mai starten zunächst die Jahrgangsstufen elf und zwölf mit dem Unterricht. Dann gilt es für die zukünftigen Maßschneiderinnen, die versäumten Ausbildungsinhalte lückenlos nachzuholen. Dazu wird voraussichtlich Zusatzunterricht erforderlich, und dies unter erschwerten Bedingungen wie Abstandsregelungen, Hygiene und Maskenpflicht für Lehrer und Schüler.
Maßschneidermeisterinnen mit Begeisterung
Rund 15 Minuten brauchen die Meisterinnen für die Anfertigung einer Maske. „Eine genaue Ausführung erfordert eine gewisse Zeit“, so Diana Kempf. „Es ist viel anstrengender, als wenn man unterschiedliche Arbeiten macht“, stellen Anke Freericks und Rosalinde Sagel-Ott fest. „Das Schöne ist, dass wir selbst mal nähen dürfen und nicht ausschließlich unterweisen“, ergänzen Stefanie Kästle und Rita Seyfried. Alle vier sind Meisterinnen an der Heimschule. Ihre Meisterkollegin Veronika Ruther erläutert: „Neu ist, dass wir jetzt in der Maskenproduktion dieselben Arbeitsschritte ausüben. Normalerweise werden in unseren Werkstätten ausschließlich Einzelstücke auf Maß gefertigt.“