„Was ist derzeit nur in unserer Wohlfühlgemeinde Wald los“, fragen sich die Bürger der 2600-Einwohnergemeinde anlässlich einer Einbruchsserie Mitte Oktober und weiteren Vorfällen. Ein Einbruch ist für viele Betroffene ein schwerer Eingriff in die Privatsphäre. Er löst zunächst mal einen Schock aus und bedeutet auch einen Verlust des Sicherheitsgefühls. Nachdem sich die Betroffenen einige Tage von dem Schrecken erholen konnten, fragte der SÜDKURIER nach, wie es ihnen damit geht.
Bereits sechs Einbrüche oder Versuche in die Apotheke

Von der Einbruchsserie am 17. Oktober ist die Physikats-Apotheke in Wald betroffen. Apothekerin und Inhaberin Annette Mayerhöfer hatte Montag früh die Einbruchsspuren entdeckt. Es ist bereits der sechste Einbruch, schildert sie. Die Schlösser an der Haupteingangstüre und einer Garagentüre waren herausgebohrt worden, die Türen einen Spalt weit geöffnet. Nach einem vorangegangen Einbruch hatte sich die Apothekerin polizeilich beraten lassen und die Apotheke mit zusätzlichen sicherungstechnischen Maßnahmen versehen. Diese Nachrüstsicherungen stellten ihre Wirksamkeit nun unter Beweis und verwehrte den Tätern den Zutritt zur Apotheke.

Es wurde nichts entwendet, sagt sie, der Schaden sei immer hoch und vor allem mit Ärger und Zeitaufwand für die Instandsetzung der Schließanlage ärgerlich, gerade zu Beginn der Erkältungswelle, die sowieso ein hohes Arbeitsaufkommen für die Apothekenmitarbeiter bedeute. „Es ist kein Geld in der Kasse und kein Tresor vorhanden, nach dem man suchen kann“, unterstreicht Annette Mayerhöfer. „Gerade in Apotheken, die immer für die Menschen da sind und versuchen, Menschen zu helfen, da finde ich so einen Einbruch ziemlich traurig“, sagt sie. Der Einbruchsversuch verursachte dennoch einen Sachschaden von rund 500 Euro, der von der Versicherung teilweise übernommen wird. „Wenn sie diese kriminelle Energie in eine reguläre Arbeit stecken würden, wäre sie doch viel sinnvoller genutzt“, sagt die Apothekerin.
Wertvolle Spezialwerkzeuge und Geräte gestohlen
Den Einbruch in sein Autohaus im Gewerbegebiet Geißwiesen entdeckte Kraftfahrzeugmechanikermeister Wolfgang Amann am Montag, 18. Oktober. Als er eintraf standen alle Türen zur Werkstatt offen, der Schreibtisch war durchwühlt, Schubladen geöffnet. „Da war mir das schon klar, was geschehen ist“, erinnert er sich an diesen Moment. Da beim Rundgang am Sonntag noch alles in Ordnung gewesen war, muss der Einbruch in der Nacht von Sonntag auf Montag geschehen sein, gibt der Inhaber einer Kraftfahrzeugwerkstatt mit Waschanlage an. Es ist unklar, ob es ein oder mehrere Täter waren. Der Einbrecher entwendete hochwertige Spezialwerkzeuge, alle akkubetriebenen Geräte, etwas Wechselgeld, Zulassungstaschen und Diagnosesoftware. „Viel gutes und hochwertiges Werkzeug habe ich über die langen Jahre meiner Selbstständigkeit zusammengetragen“, bedauert Wolfgang Amann den Verlust. Die Stromversorgung der Videokamera hatten die Täter gekappt. „Genau um 3.22 Uhr ist das Bild schwarz geworden“, so Amann. Die ersten Stunden nach dem Einbruch war die Arbeit für ihn und seine Mitarbeiter sehr schwierig. Erst im Tagesablauf habe sich gezeigt, was alles an Werkzeug gestohlen wurde. Ein Kollege half mit Werkzeug aus. Gerade ist das Team mit dem Radwechsel von Sommer- auf Winterreifen sowieso enorm ausgelastet. Nun müssen die Belege für die Werkzeugkäufe für die Versicherungen zusammengesucht und die Werkzeuge ersetzt werden. „Für rund 8000 Euro habe ich bereits neues Werkzeug bestellt“, berichtet der Geschädigte. Nach der Alarmierung sei die Polizei innerhalb weniger Minuten vor Ort gewesen, um den Einbruch aufzunehmen und die Spuren zu sichern, lobt der Betroffene.
Einbruch in die Pizeria
Auch die Gaststätte „Ristorante Pizzeria Michelangelo“ wurde von dem oder den Tätern in dieser Nacht aufgesucht. Pächter Salvatore Lisanti berichtet im Telefongespräch, dass die Täter wenig Sachschaden angerichtet haben, etwas Wechselgeld und die Eiskasse entwendet haben.
Einige Fälle von Vandalismus
Am 22. Oktober entdeckte ein 24-Jähriger in Wald einen Vermummten in seiner Reifenwerkstatt, der die Reifen aufschlitzte. Als er ihn festhielt, kamen zwei weitere Vermummte hinzu und forderten ihn unter Vorzeigen eines Messers auf, den Täter loszulassen. Dann flüchteten sie. Am 28. Oktober zerstach ein Unbekannter in der Hohenzollernstraße die Reifen eines Opels. Bereits im März waren die Scheiben von zwei Traktoren und einem Mähdrescher in Ruhestetten und einem Schlepper in Reischach/Litzelbach von Unbekannten zerschlagen worden.
Tipps der Polizei zur Einbruchsvorbeugung
Polizeikommissarin Nadine Götz ist beim Polizeipräsidium Ravensburg im Referat Prävention-Standort Sigmaringen zuständig für die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle und weitere Themen. Sie gibt den SÜDKURIER-Lesern Tipps:
Einbruchsvorbeugung
- Die Haustüre verschließen, nicht nur zuziehen, auch wenn Sie zu Hause sind!
- Verlassen Sie sich nicht nur auf Ihre Nachbarn, treffen Sie für sich Einbruchschutzmaßnahmen.
- Achten Sie auf unbekannte Personen und Fahrzeuge in Ihrer Nachbarschaft und teilen Sie Auffälligkeiten sofort der Polizei mit.
- Beleuchtung im und um das Gebäude, so steht der Täter und auch Sie nie im Dunkeln.
- Keine hohe und undurchsichtige Einfriedung.
- Mechanische Sicherungstechnik wie Sicherheitsbeschlag im Fenster mit Pilzkopfzapfen und passendem Sicherungsverschlussstück, abschließbare Fenstergriffe, alternativ aufschraubbare Nachrüstsicherungen.
- Elektronische Sicherungstechnik, beispielsweise Videoüberwachung und Einbruchmeldeanlage ergänzend zur mechanischen Sicherungstechnik.
Verhalten bei einem Einbruch
- Die Polizei verständigen (Tel. 110) und auf deren Eintreffen warten.
- Nichts berühren und den Tatort nicht verändern.
- Je weniger Personen den Tatort betreten, desto besser.
- Ruhe bewahren.
- Wahrnehmung eines Beratungsangebotes.
Zahl der Einbrüche im Landkreis Sigmaringen 2020
- Bundesland Baden-Württemberg: 4696
- Polizeipräsidium Ravensburg: insgesamt 158, davon im Bodenseekreis 56, im Landkreis Ravensburg 65 und im Landkreis Sigmaringen 37.
- Landkreis Sigmaringen: 2020 erfasste Fälle 37, aufgeklärte Fälle neuen, Aufklärungsquote 24,3 Prozent, Schaden rund 640 049 Euro.
Beratungsangebot der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle im Landkreis Sigmaringen
- Kostenlos, unverbindlich und produktneutral.
- Hinweis auf zertifizierte Errichter und Hersteller während der Beratung.
- Bauplan- und/oder Nachrüstungsberatung bei Einfamilienhäusern, Mehrfamilienhäusern sowie Gewerbetreibenden mit Klein-, Mittel- und Großbetrieben.
- Ansprechpartnerin: Nadine Götz, Telefonnummer 0 75 71/10 4-3 02 oder E-Mail an das Referat Prävention ravensburg.pp.praevention@polizei.bwl.de
Tipps im Internet zu Einbruchschutz und Beratungsstellen
www.k-einbruch.de oder