Rebellisch, provokativ, solo – Söllner: Der bayerische Liedermacher, Gitarrist und Sänger ist noch lange nicht müde, in Liedern und Texten so richtig seine Meinung zu sagen. Das lieben auch seine Fans bis heute an ihm. Am Samstagabend war Hans Söllner in der Zehn-Dörfer-Halle zu Gast. Eigentlich hätte sein Konzert bereits am 12. November 2021 stattfinden sollen. Söllner hatte aber durch den Veranstalter verlauten lassen, dass er auf keinen Fall 2G- oder 3G-plus-Konzerte gebe und keines falls in Regionen, in denen der PCR-Test kostenpflichtig und vorgeschrieben sei. Auch Konzerte ohne Abstand, bei denen während des gesamten Konzerts Maskenpflicht bestehe, werde Hans nicht spielen. Die 3G-Regel galt jedoch am Samstag noch und wurde auch am Eingang der Zehn-Dörfer-Halle kontrolliert.
Verbale „Watschen“ verteilt
Um 20 Uhr startete der Auftritt von Hans Söllner in Wald. Im Kilt und mit der Gitarre trat er vor das Publikum. Das war zahlreich gekommen und füllte den Zuschauerraum nahezu bis auf den letzten Platz, um den Gesellschafts- und Systemmeuterer Söllner zu hören. Mit einer frechen „Gosch“, der großen Portion Kritik und seinem tiefbayerischen Dialekt ist er seit Jahrzehnten erfolgreich auf der Bühne unterwegs. Ob Politiker, Religion, Juristerei oder Maskenpflicht – er verpasst allem und jedem eine verbale „Watschen“. Und er singt nicht nur gerne, er redet auch viel und hat dabei eine Menge zu sagen. Wer seinen Reden folgt, der kann den durchaus enthaltenen Tiefgang in dem, was er sagt, auch hören.
Söllner nimmt kein Blatt vor den Mund
Aber den Söllner muss man verstehen, nicht nur sprachlich, auch inhaltlich. Und der hat ihm im Laufe seiner Karriere schon mehr als einmal Ärger bereitet. Zahlreiche polizeiliche und gerichtliche Anzeigen, Anklagen und Verfahren hatte Söllner bereits am Hals, unter anderem wegen Beleidigung und Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Söllner wettert, kritisiert und spottet und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Locker, flapsig, gegen den Strom und doch in eine Richtung, in der ihm sein Publikum folgt, führt ihn sein musikalischer Weg. Was nicht selten seicht und vulgär daher kommt, entbehrt manch einer eindeutigen Philosophie nicht. Eine der Quintessenzen von dem, um was es Söllner geht: Nicht alles mitmachen, was einem von oben vorgeschrieben wird, nicht immer mit der Masse mit schwimmen; das machen, was für einen selber gut ist, das Beste aus allem rausholen und auch mal was riskieren. Das riet er auch seinem Publikum in Wald und erntete Zustimmung, die sich in Applaus äußerte.
Bio-Hanf für alle
Neben seiner umstrittenen Art und künstlerischen Meinungsfreiheit, tritt Söllner seit Langem für die Legalisierung von Marihuana ein. Auch dafür hat er sich sowohl Freunde als auch Feinde gemacht. Seit 40 Jahren versucht er, die Legalisierung von Hanf voran zu treiben. Das habe ihm Verfolgung, Diskriminierung, Hausdurchsuchungen, Verkehrskontrollen, Unterdrückung und Strafen gebracht, aber trotzdem nicht daran gehindert weiter zu kämpfen, schreibt Söllner auf seiner eigenen Homepage. Er habe nun vor, mit einer Reihe von Bio-Hanfprodukten sein Vorhaben zu stärken. Die Produkte entsprächen den vorgegebenen Richtlinien für den Verkauf, seien kosmetische Produkte und von natürlicher und biologischer Qualität. Söllner lässt sich also auch hier immer wieder etwas Neues einfallen, um seine Fans nicht zu enttäuschen.
Auch wenn sein aktuelles und angeblich letztes Album „Genug“ heißt, scheint von einem Hans Söllner doch noch etwas zu kommen. In den nächsten Monaten bis Oktober 2023 ist der Liedermacher jedenfalls erst mal für seine Fans in Deutschland und Österreich auf Tour.