Wer hätte vor vier Wochen gedacht, dass der Krieg in der Ukraine das Thema Corona auf Platz zwei verdrängen würde? Der Sozialwissenschaftler und Psychotherapeut Knud Eike Buchmann verstand es anlässlich einer Veranstaltungsreihe des Generationentreffs Lebenswert, über die Folgen der Corona-Pandemie die neue Situation lebensnah in seine Ausführungen einzubinden.

Vom Virus mitten ins Kampfgeschehen

War es bei Corona ein winziges Virus, dem per Impfung bei den meisten Menschen der Schrecken genommen wurde, steht beim Krieg in der Ukraine ein Mensch im Hintergrund, dessen wahre Absicht niemandem gewärtig sein kann. „Das, was wir gerade erleben, ist nicht gut“, so Buchmann – und weiter: „Wir müssen aber lernen, damit umzugehen.“

Ängste von Tag zu Tag

Mit Ulrika Bames und Peter Swadosch hatte der Referent zwei Bürger ans Mikrophon gebeten, die ihre Gefühlslage angesichts Corona und dem Konflikt mit Russland offenlegten. Während Peter Swadosch nach der Impfung seine Ängste besiegt wusste, belaste ihn nun der Ukraine-Krieg sehr: „Ich bin wütend.“ Auch Ulrika Bames zeigt sich geängstigt von der Lage, insbesondere, weil seit dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland Frieden herrschte.

„Was kann ich tun?“

„Was kann ich tun?“ Mit dieser Frage führte Buchmann die gut 50 Zuhörer im Kurhaus auf eine wichtige Spur. Jeder gesunde Mensch ist für sein Glück selbst verantwortlich. Wie er diese Verantwortung wahrnehme, wird von erlernten Grundeinstellungen geprägt. Hinzu kommt die genetische Veranlagung, die Menschen eher optimistisch oder eher pessimistisch sein lässt.

Vor Ängsten fliehen?

Es sei wichtig, sich Ängsten zu stellen, nicht vor ihnen zu fliehen und sie auch ernst zu nehmen. Schon allein das Sprechen über die Schrecken bewirke Angstabbau. „Die bewusst sachliche Auseinandersetzung, gepaart mit einer Portion Disziplin, ist ein guter Weg zur Angstbewältigung“, so Buchmann. Zuversichtlich nach vorne zu schauen, verbunden mit der Frage: „Wie komme ich wieder ins Lot?“, gehöre ebenso zur Belastungsbewältigung.

Die kleinen Dinge des Lebens...

Auch die Erkenntnis, dass wir verletzbar sind, es aber auch ein Danach geben wird, werde zu einer tragfähigen Brücke: „Wem es gelingt, sich trotz der Belastungen noch auf die kleinen Dinge des Lebens zu freuen, erfährt Kraft bei der Konfliktbewältigung.“

Leugnen bringt nichts

Wer sich gleich am Morgen negative Nachrichten anhöre, vor dem Schlafengehen aufwühlende Filme anschaue oder wer schwierige Lebensphasen gar leugne, tue seiner Stimmungshygiene keinen Gefallen. Positiv für das Seelenleben wirkten sich in diesen unruhigen Zeiten dagegen konkrete Zukunftsplanungen, soziales und kreatives Handeln, der Kontakt zu positiv gestimmten Menschen sowie das herzliche Lachen aus.