Bad Dürrheim – Die St. Georg Apotheke an der Friedrichstraße hat am Freitag, 31. Januar, zum letzten Mal geöffnet. Inhaberin Brigitte Hutzenlaub schließt nach genau 54 Jahren das Geschäft. Die Apotheken-Landschaft in der Kurstadt ist seit Jahren in Bewegung – und verändert sich nun weiter markant. „Der Abschied fällt mir schwer“, betont die Apothekerin. Sie habe eine schöne Zeit hinter sich. Die Apotheke war der Lebensmittelpunkt der bekannten und beliebten Bad Dürrheimerin.
Viele Herausforderungen
Sie blickt zurück: So gut wie ständig habe es Veränderungen gegeben: Gesundheitsreformen, neue Kassensysteme, die fortschreitende Digitalisierung. Auch dank ihrer langjährigen Mitarbeiterinnen sei dies stets bewältigt worden. Sie erklärt: „Da ich auf den Tag genau an einem 1. Februar gestartet bin und klar war, dass ich die Apotheke aus Altersgründen nicht mehr fortführen kann, habe ich vor einem halben Jahr beschlossen, diesen Termin zu fixieren.“ Von ihrem Großvater hat Brigitte Hutzenlaub ein Rezept aus dem Jahr 1926 gefunden mit dem Hinweis „Apotheke Bad Dürrheim“, sodass sie vermutet, dass es schon damals eine Apotheke in der Stadt gab.
Hutzenlaub, die aus der bekannten Medizinerfamilie Huber stammt, hat in Freiburg studiert und die Apotheke von einem Vorgänger übernommen. Gerne erinnert sie sich an die Zeiten, als die Kurgäste zahlreich anreisten und das Stadtbild prägten. So habe man es mit ganz unterschiedlichen Menschenschlägen zu tun gehabt. Schweizer und Franzosen hat sie beraten; den engsten Kontakt hatte sie freilich zu den Bad Dürrheimer Familien, die sie über mehrere Generationen begleiten durfte.
Das Gespräch mit der Kundschaft war Brigitte Hutzenlaub stets wichtig. So ist es nicht verwunderlich, dass viele ihrer Kunden von der Schließung betroffen sind. Was nun für sie persönlich kommt, weiß die Apothekerin noch nicht. Sie will es langsam angehen lassen und hofft, dass sich für das Inventar noch eine Verwendung findet. Medikamente, die noch in Ordnung sind, kann sie an Lieferanten zurückgeben. Zwar wurde nach einer Nachfolgelösung gesucht, aber die zu erwartenden Umsätze seien wohl zu niedrig.
Von ihren Mitarbeiterinnen ist Jutta Müller von Beginn dabei. Bereits seit zehn Jahren in Rente, half sie immer noch mit, weil ihr die Arbeit Spaß machte. Evi Hauser ist über 45 Jahre dabei und vielen Kunden unter anderem als freundliche Medikamentenlieferantin bekannt. Sie geht nun in den verdienten Ruhestand. Lydia Enns ist 1996 eingestiegen und schaut sich nach einer neuen Beschäftigung um. Walburg Bächler zählt 24 Beschäftigungsjahre. Außerdem waren noch drei Teilzeitkräfte im Team.
Abwanderungen zu Onlineanbietern spürte auch die St. Georg-Apotheke. „Ich finde allerdings eine fundierte Beratung sehr wichtig“, sagt Brigitte Hutzenlaub. Gesetzlich ist es geregelt, dass Apotheken keine längeren Urlaubsschließungen haben dürfen und schmunzelnd berichtet die Apothekerin, dass man es für außergewöhnlich betrachtete, wenn sie während den Öffnungszeiten mal woanders gesehen wurde.
Erstaunlich ist, dass es in der Kurstadt sogar über einen kurzen Zeitraum vier Apotheken im Zentrum gab. Die nun letzte Apotheke in der Kurstadt ist die Salinen-Apotheke von Andrea Kanold. Auch sie berichtet von einer großen Zeitenwende im Apothekergeschäft. 1999 hat Kanold die Apotheke in der Bahnhofstraße gekauft und konnte somit im letzten Jahr das 25-jährige Jubiläum feiern. Nach dem plötzlichen Tod des Betreibers der Johannis-Apotheke hat sie diese 2019 übernommen. Allerdings führten Ende letzten Jahres wirtschaftliche Gründe zur Schließung.
Letzte Apotheke im Ort
Die acht Mitarbeiter hat sie von dort alle übernommen, sodass sie nun zwölf Mitarbeiter beschäftigt. „Was die Schließung der Apotheke von Brigitte Hutzenlaub für uns bedeuten wird, kann ich überhaupt nicht einschätzen“, sagt sie. In letzter Zeit wurde der Bringdienst stark ausgeweitet. Im nächsten Schritt will Andrea Kanold Abholfächer einführen und das Geschäft um einen weiteren Kassenarbeitsplatz ergänzen.
Ihr Interesse am Computer besteht schon lange, sodass sie sich mit den wachsenden Anforderungen der Digitalisierung anfreunden kann. Allerdings hat sie die Aufgaben der Homepage-Betreuung und des Shop-Handels an Profis weitergegeben.
Zu viel Zeit würde das rauben und schließlich habe sie auch noch andere Interessen: Zum einen ihre Arbeit als Stadträtin und außerdem unternimmt sie mit ihrem Ehemann gerne Fahrradtouren.