Eltern in der Zwickmühle: Weil andere Kinder ein Smartphone haben, wünscht sich das eigene auch eins. Doch was als Notfallhandy argumentiert wird, kann sich schnell als Quelle für Falschinformationen entpuppen.

„Ich will nicht, dass sich meine Tochter in den sozialen Medien mit anderen vergleicht. Die Fotos könnten bearbeitet sein. Künstliche Intelligenz macht es schwierig zu unterscheiden, was nun echt ist oder nicht“, sagt Maylin Lazarevic. Die Mutter hat noch ein wenig Zeit, sich Gedanken über Online-Regeln zu machen – ihre Tochter ist erst sieben Jahre alt.

Online-Plattformen sind echte Zeitfresser

Die Erstklässlerin Radmila Lazarevic verfüge lediglich über ein einfaches Kinderhandy mit GPS. Damit kann sie im Notfall angerufen oder geortet werden. Dabei geht es der Mutter vorallem um die Sicherheit, sagt sie. Und wenn dann irgendwann die Diskussion über soziale Medien aufkommen sollte?

Am liebsten würde Maylin Lazarevic alle Apps wie Instagram und TikTok komplett verbieten. „Ich selbst habe auf meinem Handy alles gelöscht, weil ich auch so viel Zeit im Internet verloren habe. Wie schnell sind mal zwei Stunden vergangen“, sagt die Villingerin.

Seriöse Quellen schützen vor fragwürdigen Inhalten

Diese zeitfressende Erfahrung hat auch Angelika Landerer auf Facebook gemacht. Zudem sind ihr immer mal wieder fragwürdige Beiträge von der Online-Plattform ausgespielt worden.

„Ich hinterfrage die Informationen und recherchiere, ob da was dran ist“, sagt die Marbacherin. Schnell habe sie über seriöse Quellen herausfinden können, ob die Informationen auf Facebook stimmen, oder nicht.

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Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Medienkompetenz – so heißt die Fähigkeit, Medien kritisch, konstruktiv und selbstbestimmt zu nutzen. Das traut Angelika Landerer auch ihrer Tochter Karina zu. „Wenn ihr irgendwas im Netz unsicher erscheint, kommt sie auf mich zu“, sagt die Mutter.

Trotz großem Vertrauen möchte sie ein Auge auf die Handynutzung ihrer zwölfjährigen Tochter behalten. Über eine Online-Funktion habe sie bestimmte Internetseiten und soziale Medien wie Instagram und TikTok auf Karinas Handy gesperrt. WhatsApp habe sie freigegeben, da die Kommunikation der Schulklasse darüber verläuft.

Manche Kinder dürfen im Netz mehr als andere

Große Diskussionen oder Streit zwischen Mutter und Tochter über mehr Spielräume auf dem Handy habe es kaum gegeben.

„Sie hat sich mal mehr Rechte auf YouTube gewünscht, weil sie nur Videos im Kinderbereich anschauen konnte“, sagt Angelika Landerer. In der Klassengruppe seien oft Links zu Liedern verschickt worden, die Karina nicht habe anhören können. „Da haben wir ihr den Zugang erlaubt, damit sie mitreden kann.“

Der Druck sei da, weil Mitschüler bereits mehr Freiräume im Netz haben. „Manche nutzen schon TikTok, führen eigene Kanäle und sind dann auch mehr am Handy“, erzählt Karina, die aktuell in der siebten Klasse ist. Sie selbst habe kein Bedürfnis danach.

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Lieber gehe sie ihren Aktivitäten in Vereinen nach, wie zum Beispiel Judo. „Wir bekommen neben dem Sport auch beigebracht, wie wir uns selbst verteidigen können, wenn uns jemand ärgert – also erst einmal mit Worten. Wenn das nicht hilft, sollen wir mit unseren Eltern oder Lehrern sprechen“, sagt die Zwölfjährige.

Mobbing an der Schule sei ein Thema, auch über die Online-Plattformen. Aufklärung und Prävention habe die Polizei schon in Unterrichtsstunden geleistet. „Dabei haben wir gelernt, wie man richtig handelt“, sagt Karina.

Das VS-Forum hilft Erwachsenen, Kinder im Online-Dschungel zu schützen

Wo im Internet die Gefahren lauern, erklärt der Social-Media-Experte Andre Wolf beim VS-Forum des SÜDKURIER.

Referent Andre Wolf weiß, wo die Fehlinformationen im Internet lauern.
Referent Andre Wolf weiß, wo die Fehlinformationen im Internet lauern. | Bild: Hanser, Oliver

Im Gespräch mit Chefredakteur Stefan Lutz zeigt der Experte, warum alle schon einmal auf Desinformation hereingefallen sind und wie besonders die Kinder davor geschützt werden können. Wolf führt anschaulich und spannend vor Augen, wie Social Media das Denken beeinflusst.

Wie können wir Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Tanten und Onkel besser mit dem neuen Phänomen umgehen? Am Donnerstag, 17. Juli, um 19 Uhr gibt Wolf in der Neuen Tonhalle in VS-Villingen ganz konkrete Tipps für den Umgang mit der Fälschungs-Industrie im Netz. Jetzt kostenlos Plätze reservieren: www.meinSK.de/vs-forum-25. Der Anmeldeschluss ist Mittwoch, 16. Juli.