Blumberg-Fützen – Ohne ihn fährt nichts: Valentin Stöckle ist die Lokomotive bei den Dampffahrten der Schauschwänzlebahn. Als passionierter Eisenbahn-Fan, Heizer und Lokführer sorgt er dafür, dass die Sauschwänzlebahn an derzeit jedem zweiten Wochenende während der Saison unter Dampf fahren kann.

Historische Eisenbahnen haben ihn schon als kleiner Junge begeistert. „Immer wenn ich bei meinen Großeltern in Crailsheim zu Besuch war, fühlte ich mich wie im Paradies“, erzählt der 62-Jährige. Da sein Großvater als Lokführer bei der Deutschen Bahn (DB) arbeitete und in einer Bahn-Dienstwohnung wohnte, hatte er es nicht weit bis zum Bahnhof, dem Stellwerk und den vielen ihn faszinierenden Zügen und Lokomotiven. Es gab jede Menge zu sehen, da der Bahnhof in Crailsheim ein Streckenmittelpunkt zwischen größeren Städten wie Nürnberg, Stuttgart oder Ulm war. Der Ort war für ihn so imposant, dass er das dortige Bahnbetriebswerk im Maßstab 1:87 als Modell nachbaute und es somit nach wie vor bei sich zu Hause bestaunen kann. Die Original-Anlage wurde sukzessive abgerissen, nachdem 1976 die letzten Dampflokomotiven vom Gleis gingen und aus dem aktiven DB-Betrieb ausschieden.

Für Valentin Stöckle folgte eine längere dampffreie Zeit, doch seine Leidenschaft ließ ihn nie los. Immer wieder besuchte er Veranstaltungen, die sich um die historischen Züge drehten und nahm an Sonderfahrten mit Dampflokomotiven teil. Im Herbst 1988 wurde der gelernte Maurer und Polier schließlich spontan gefragt, ob er nicht Lust habe, am Wochenende bei der Sauschwänzlebahn mitzuarbeiten. Er musste nicht lange überlegen und sagte zu. Als Quereinsteiger arbeitete er zunächst in der Werkstatt mit, bevor er schon im Folgejahr als Heizer zum Einsatz kam und schließlich auch die Ausbildung zum Lokführer absolvierte. Er sammelte viele Erfahrungen und erhielt Mitte der 1990er-Jahre das Angebot, seine Aufgabe bei der Bahn hauptberuflich wahrzunehmen. Damit machte er sein Hobby zum Beruf. Zwischenzeitlich übernahm er auch Verantwortung als Technischer Leiter im Vorstand des Vereins Wutachtalbahn (WTB), welcher bis zu seiner Verselbständigung 1997 eine Sektion des 1977 gegründeten gemeinnützigen Vereins Eurovapor mit Sitz in der Schweiz war und zwischenzeitlich in den Verein der Dampflokfreunde Schwarzwald-Baar übergegangen ist, an dessen Spitze Valentin Stöckle als erster Vorsitzender steht.

Nach 15 Jahren kehrte Valentin Stöckle wieder zu seinem früheren Beruf auf den Bau zurück, blieb der Sauschwänzlebahn aber bis heute mit vielfältigem ehrenamtlichem Engagement treu. Immer dann, wenn die Dampflok der Dampflokfreunde Schwarzwald-Baar an der Spitze der Waggons über die Schienen der 25 Kilometer langen Strecke von Blumberg-Zollhaus bis nach Weizen schnauft, ist Valentin Stöckle im Einsatz. Zusammen mit einem Team aus drei Lokführern und vier Heizern sorgt er dafür, dass die vereinseigene Dampflok 50 2988, die letzte noch betriebsfähig erhaltene Original-DB-50, gehegt und gepflegt und für ihre Einsätze vorbereitet wird. Schon am Vorabend vor den Fahrtagen wird der Kessel aufgeheizt und die Achsen- und Stangenlager werden geschmiert. Wenn nach der Fahrt für die Fahrgäste das Vergnügen vorbei ist, ist bei den ehrenamtlichen Helfern noch lange nicht Schluss: Wieder in ihrem Domizil im Lokschuppen Fützen angekommen, müssen sie das Feuer putzen, die Brennkammer ausschlacken, den Aschekasten leeren, neue Kohle für die nächste Fahrt laden, die Stangen schmieren, die Rauchkammer leeren, eventuell kleinere Reparaturen vornehmen und den Behälter mit neuem Wasser füllen. Die Lok liegt ihnen allen sehr am Herzen und so investieren sie gemeinsam mit einer vierköpfigen ehrenamtlichen Schraubertruppe jährlich etwa 3000 Arbeitsstunden, um das Schmuckstück betriebsfähig zu erhalten. In den kommenden beiden Jahren steht die nächste kostspielige Hauptuntersuchung an. Während 2025 zunächst der Kessel an der Reihe ist, muss die Lok 2026 von den Achsen genommen werden, wenn das Fahrwerk zur Hauptrevision ansteht.

Neben der Dampflok kümmern sich Vereinsmitglieder auch um die vereinseigene Rangierlok Köf II, die seit dem Erwerb 2016 in Eigenleistung restauriert und auf Vordermann gebracht wurde, bis sie schließlich im Mai 2024 die Abnahme bestanden hat und seither wieder für Arbeitszugeinsätze eingesetzt wird. Trotz der vielen Arbeitsstunden haben die historischen Eisenbahnen nie an Reiz für Valentin Stöckle verloren. Nach wie vor steht er gerne in der Lok und heizt oder steuert sie. „Lok fahren ist eine Sache für sich, einfach etwas ganz Besonderes: Obwohl man mit einem großen Stahlkoloss unterwegs ist, kann und sollte man die Lok sehr gefühlvoll fahren“, empfiehlt er nach jahrzehntelanger Erfahrung.