Katharina Höcker

„Hier hat man die Tote gefunden“, sagt Sonja Kindler und deutet in das Gestrüpp unterhalb des Eichbergstutz. Die Leiche entstammt – glücklicherweise – Kindlers Fantasie. Sie schreibt seit einigen Jahren Bücher, darunter auch Regionalkrimis. Ihr neuestes Buch „Schwarzwälder Hundstage“ ist gerade erschienen.

Darin ermittelt Kommissarin Ines Sandner im idyllischen Blumberg, Sonja Kindlers Heimat. Das ruhige Städtchen und eine grausige Mordserie schließen sich nach Meinung der Autorin nicht aus. Im Gegenteil: „Auch wenn es idyllisch aussieht, passieren kann trotzdem überall etwas“, sagt Kindler. „Man sieht schließlich nicht in die Menschen hinein.“

Das gilt auch für die Autorin selbst: Wie ein Mensch, der in seiner Freizeit gerne Morde zu Papier bringt, wirkt sie nicht. Die 59-Jährige ist glücklich verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkel. Wenn Sie nicht gerade Krimis schreibt, ist sie gerne in der Natur unterwegs.

In ihrem neuen Krimi erzählt sie mehrere Kapitel aus der Perspektive des Täters und sorgt so dafür, dass seine Motivation für den Leser nachvollziehbar werden. Was macht den Menschen aus und was macht ihn gut oder böse? „Ich finde das Thema so interessant. Außerdem macht es die Geschichte spannend“, sagt Kindler.

Von der Leserin zur Autorin

Auf ihrem Weg zur professionellen Autorin nahm die 59-Jährige einige Umwege. Sie beginnt in ihrer Kindheit Bücher „zu verschlingen“, auch heute liest sie nach eigenen Angaben rund 150 Bücher pro Jahr. Früh schreibt sie selbst erste Geschichten. Trotzdem schlägt sie eine bodenständige Berufslaufbahn ein und arbeitet als Schadensanalytikerin bei einem metallverarbeiten Betrieb. Erst ein Wettbewerb für Nachwuchsautoren motiviert sie, ein ganzes Buch zu schreiben.

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„Als das Buch dann fertig war, wollte ich es auch gerne in der Hand halten können“, erinnert sich Sonja Kindler. Sie findet einen Verlag, der mit einer Zuzahlung ihr Buch publiziert. „Da habe ich Blut geleckt“, sagt sie. Bei ihrem zweiten Buch experimentiert sie mit dem Genre Abenteuergeschichte und wechselt dafür den Verlag. Bei ihrem dritten Roman kehrt sie ins Krimi-Genre zurück. Doch nachdem „Tödliches Vergessen“ veröffentlicht wird, geht ihr damaliger Verlag Pleite.

Autorin Sonja Kindler mit ihrem neuesten Buch auf dem Eichberg. Der Wunsch, ihre Geschichten auch in der Hand halten zu können, ...
Autorin Sonja Kindler mit ihrem neuesten Buch auf dem Eichberg. Der Wunsch, ihre Geschichten auch in der Hand halten zu können, motivierte sie dazu, sich einen Verlag zu suchen. | Bild: Katharina Höcker

Ein Grund aufzugeben? Nicht wirklich. Sonja Kindler wird auf der Plattform Lovelybooks aktiv. Hier sucht sie Kontakt zu anderen Autoren, tauscht Tipps zum Schreiben aus, sie liest viel Fachliteratur und befragt einen Villinger Polizisten, um ihre Romane noch realistischer zu machen. Außerdem kommt sie bei einem neuen Verlag unter, der sich auf ein regionales Programm spezialisiert hat. Die Autorin ist zufrieden. „Dort bin ich angekommen“, sagt Kindler.

Was sie besonders freut: Sie hat viel Mitspracherecht. „Das erste Cover vom neuen Buch hat mir zum Beispiel nicht so gefallen“, berichtet sie. Der Verlag tauscht es gegen eine Aufnahme von Bäumen im Nebel aus – die gefällt der Autorin viel besser. „Genauso sieht es frühmorgens an einem Sommermorgen auf dem Eichberg aus“, sagt sie begeistert.

Ich habe einen sehr guten Lektor. Wenn er mich kritisiert, weiß ich, dass er Recht hat.
Autorin Sonja Kindler

In den vergangenen Jahren wurde das Genre der Regionalkrimis immer beliebter. Was macht die Faszination für den Leser aus? „Die Möglichkeit, die Orte im Buch auch besuchen zu können“, ist sich Kindler sicher. Ihr macht es so viel Spaß, über ihre Heimat zu schreiben, dass sie schon überlegt hat, ihre Kommissarin direkt nach Blumberg umziehen zu lassen. „Hier kenne ich jedes Eck und kann alles viel genauer beschreiben“, erzählt sie. Letztendlich hat sie die Idee aber wieder verworfen, schließlich soll Ines Sandner in der gesamten Region ermitteln.

Der Schwarzwald muss in den Titel

Ursprünglich hätte das Buch übrigens nur Hundstage heißen sollen. „Aber diesen Titel gab es schon zu oft und er ist auch geschützt“, erklärt Kindler. Außerdem sorgt der neue Titel dafür, dass das Buch die richtigen Leser findet. „Wer nach den Schlagworten Schwarzwald und Krimi sucht, der weiß bei dem neuen Titel direkt was er bekommt“, sagt Sonja Kindler.

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Die „Schwarzwälder Hundstage“ hat sie bereits auf einer Lesung vorgestellt. Dabei fällt ihr das gar nicht so leicht. „Ich bin eher der schüchterne Typ“, sagt die Autorin. In Blumberg wird sie häufiger erkannt und auf ihre Bücher angesprochen. „Da erzählt mir dann morgens jemand beim Bäcker, dass ihm das Buch gut gefallen hat“, berichtet Kindler und freut sich.

Autorin Sonja Kindler signiert ihren neuesten Roman.
Autorin Sonja Kindler signiert ihren neuesten Roman. | Bild: Katharina Höcker

Wenn Kindler schreibt, dann tut sie das „fast sporadisch“, es gibt keinen festen Rhythmus. Aber: „Wenn ich mich zum Schreiben hinsetze, dann will ich mindestens zwei Stunden dranbleiben können.“

Den nächsten Krimi hat Sonja Kindler bereits angefangen. „Da möchte ich aber noch nichts verraten“, sagt die Autorin und schmunzelt. „Im Moment ist es so, dass der Prolog schon einen ziemlichen Hammer bringt.“ Eines ist jedoch sicher: Kommissarin Ines Sandner ermittelt wieder im Schwarzwald.