Herr Link, sehen Sie die Weiherdammschule für den digitalen Unterricht gut aufgestellt?
Diese Frage kann ich nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. Einerseits bieten die digitalen Medien besonders unseren Lehrkräften im Unterricht eine große Unterstützung wie zum Beispiel beim anschaulichen Lernen. Seit bereits vier Jahren unterstützt eine Lernsoftware eines Schweizer Unternehmens unsere Schüler und Schülerinnen beim täglichen Lernen. Andererseits gibt es zu wenig Endgeräte die den Zugang für diese Lernsoftware für alle Schüler und Schülerinnen ermöglicht. Zur Zeit teilen sich nämlich mehrere Schüler und Schülerinnen eines dieser Endgeräte, was immer wieder zu Konflikten zwischen den Schülern führt. Ein weiteres Problem ist, dass es zu wenige dieser überzeugenden Lernsoftwares gibt, die alle Unterrichtsblöcke umfassen.
Hat sich die technische Ausstattung in der Corona-Krise verbessert?
Nein das war nicht direkt der Fall. Das Land Baden-Württemberg hat ein Förderprogramm für die Bereitstellung von Endgeräten bereitgestellt. Bisher sind diese Endgeräte allerdings nicht ausgestellt worden. Damit hat sich für uns als Schule in Bezug auf die technische Ausstattung nicht viel verändert. Im Moment stehen fünfzehn Laptops für unsere Schüler und Schülerinnen zur Verfügung Unsere Klassenzimmer sind mit Wlan, einem Beamer, Elmos und der klassischen Tafel ausgestattet.
Was fehlt noch aus Ihrer Sicht?
Ganz dringend benötigen wir ein Anschaffungs-, Installations- und Wartungskonzept. Mit dem Kauf der Endgeräte ist es nicht getan. Damit die Schulen tagtäglich zuverlässig den Einsatz von Endgeräten nutzen können, benötigen wir Fachpersonal, um diese Geräte zum Laufen zu bringen. Die Stadt besitzt eine eigene EDV- Abteilung, die uns zwar bei Problemen unterstützt, die uns aber zum Beispiel bei Störungen nicht direkt zur Verfügung steht. Ich wünsche mir eine länderübergreifende Entwicklung in Form einer einheitlichen Bildungs-und Lernplattform, die für Schüler/-innen, Lehrer und Eltern einfach zu benutzen ist.
Und die juristische Situation?
Viele Angebote im Internet, wie zum Beispiel Youtube dürfen aus lizenzrechtlichen Gründen nicht im Unterricht eingesetzt werden. Das Benutzen eines digitalen Klassenbuchs, welches viele Perönlichkeitsrechte eines Schülers umfassen, ist juristisch noch nicht geklärt.
Aus der Erfahrung Homeschooling heraus: Entscheidet die Einkommenssituation, ob Kinder besser lernen können? Etwa wenn in den Familien nur ein mobiles Endgerät zur Verfügung steht?
Wie soll eine mehrköpfige Familie, die beispielsweise nur ein Endgerät besitzt, einem digitalen Homeschooling Angebot folgen? Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangssituationen haben wir uns an der Weiherdammschule dafür entschieden, unser Homeschooling Angebot per Post zu verschicken und telefonisch zu besprechen. Mit diesen Maßnahmen gelingt uns für alle Schüler/innen eine Bildungs- und Chancengleichheit.
Braucht jeder Schüler ein Tablet, das ihn nichts kosten darf?
Wer Bildungs- und Chancengleichheit in digitaler Form umsetzen möchte, muss diese Voraussetzungen schaffen – da ist die Politik gefragt! Nur dadurch wird wirklich jedem Schüler und jeder Schülerin die Möglichkeit gewährleistet, am Homeschooling Angebot teilzunehmen. Konkret bedeutet das, dass jeder Schüler ein kostenloses Tablet samt mobilem Datenübertragungszugang erhält. Chancen der Umsetzung.
Haben Ihre Lehrer schon Diensttablets?
Nein, bisher besitzt in Blumberg keine Lehrkraft ein Dienst-Tablet, doch der Bund möchte mit den Ländern noch in diesem Kalenderjahr die Lehrkräfte mit einem Dienst-Tablet ausstatten. In diesem Zuge würde ich mich freuen, wenn auch die Kommunen Gelder für die technische Unterstützung bereitstellen würden.
Die Digitalisierung des Unterrichts ist ein großes Vorhaben. Haben Sie noch dringendere Baustellen?
Von einer direkten Baustelle kann hier nicht die Rede sein. Viel mehr sehe ich die Sorge, dass für zu wenig junge Menschen der Beruf der sonderpädagogischen Lehrkraft wählen. Gerade im ländlichen Raum spüren wir den Mangel an ausgebildeten Sonderpädagogen und Sonderpädagoginnen.
Fragen: Jens Wursthorn