Blumberg-Kommingen Was für ein Jubiläum: Die Betreiber des Gasthauses Zur Linde haben das 175-jährige Bestehen des Lokals in Kommingen gefeiert – ein Haus mit wechselhafter Geschichte. Die „Linde“ ist ein Traditionsgasthaus inmitten des beschaulichen, knapp 300¦Einwohner zählenden Dorfes am Rande der Blumberger Gemarkung. Sie ist seit vielen Jahrzehnten weit mehr als nur eine Gaststätte, in der Speisen und Getränke serviert werden, sondern auch ein Ort der Begegnung und Geselligkeit, an dem sich die Leute treffen, unterhalten und Neuigkeiten austauschen. 175¦Jahre, das war für das Betreiberehepaar Stefanie und Sebastian Giersig ein Grund, dieses Jubiläum mit einem Fest in und rund um die „Linde“ gebührend zu feiern.
In ihrer Ansprache an die Festgäste ging das Wirtepaar auf die lange Tradition des Gasthauses ein, das mit zwei Bränden und einigen Besitzerwechseln schon einiges erlebt hat. Es dankte allen Freunden und Gästen für deren Unterstützung und erinnerte mit einer Kerze auch an alle, die in der Vergangenheit für das Herz der „Linde“ tätig waren, bevor Artur Welte von der Fürstenberg-Brauerei das Fest mit dem Fassanstich offiziell eröffnete.
Auch Ortsvorsteher Matthias Sauter ließ es sich nicht nehmen, der Gastronomiefamilie zu gratulieren und die zahlreichen Festgäste mit wissenswerten historischen Daten, aber auch so mancher Anekdote wie etwa zu einem ausgetragenen Stierkampf oder einer spontanen Hochzeit mit Zwiebelringen als Vermählungsringe über den Werdegang des Gasthauses zu informieren. So kam der Stein für die Eröffnung der Linde bereits im Mai 1835 ins Rollen, als Johann Steuer eine Genehmigung für eine Schankwirtschaft beantragte, die schließlich am 20. Oktober desselben Jahres bewilligt wurde.
Nach zwölf Jahren als Wirt verkaufte er das Wirtshaus an seinen Bruder Cyriak Steuer, der es knapp 20 Jahre führte, bis er kinderlos verstarb und das Gasthaus 1865 an seinen Neffen Ludwig Steuer vererbte. Fünf Jahre später brannte die „Linde“ ab. Sie konnte jedoch wieder aufgebaut werden und blieb bis zum Jahr 1919 im Besitz der Familie Steuer, bevor sie Albert Müller, dem Uropa des heutigen Besitzers, übernahm.
1962 gab es erneut einen Brand, bei dem jedoch nur der Ökonomieteil des Gebäudes abbrannte. Seit 1974 befindet sich die Linde im Besitz der Familie Giersig. Irene und Josef Giersig führten das Wirtshaus, bis Irene Giersig 1996 verstarb und Silke Giersig das Wirtshaus übernahm. 2018 übergab sie es dem heutigen Besitzer Sebastian Giersig. 2020 zog Stephanie, inzwischen seine Ehefrau, mit den Worten „Ich werde nie eine Wirtin sein“ ein. Da sie trotz ihres erlernten Berufs als Vermessungstechnikerin schon seit vielen Jahren in der Gastronomie tätig war und an verschiedenen Stationen umfassende Erfahrungen sammeln konnte, änderte sie schließlich ihre Meinung und wagte doch den Schritt.
Seit zwei Jahren öffnet sie als Wirtin ihre Pforten jeweils von Mittwoch bis Samstag ab 16 Uhr und hat auch der Küche wieder neues Leben eingehaucht. Sehr zur Freude der Komminger verköstigt sie die Gäste mit hausgemachten Spezialitäten vom zünftigen Vesper über Salate bis hin zu warmen Speisen. „Meine Arbeit macht mir richtig Spaß, und den Normalbetrieb sowie kleinere Gruppen kann ich inzwischen auch alleine stemmen. Bei größeren Gesellschaften oder Veranstaltungen hilft die ganze Familie mit, worüber wir sehr dankbar sind“, zeigt sich die Wirtin sehr zufrieden. Besonders an Fastnacht und beim Glühweinhock in der Adventszeit öffnet das Wirtepaar den großen Partyraum und sorgt für gemütliche Stunden innerhalb der Dorf- und Vereinsgemeinschaft.
So waren auch beim Jubiläumsfest am Samstag aus der Familie viele fleißige Helfer mit dabei und packten tatkräftig mit an, damit die zahlreichen Gäste, die ihre Wertschätzung für die Fortführung der Traditions-Gaststätte zum Ausdruck brachten, gut versorgt wurden. Es fehlte an nichts. Neben Speisen aus der Wirtshausküche sowie vom Grill, an dem die Komminger Musiker als Helfer unterstützten, gab es einen großen Bierwagen und zahlreiche Sitzgelegenheiten im Freien sowie im gemütlichen Partyraum.
Programm für Kinder
Auch für die Kinder war bestens gesorgt: Sie konnten sich auf der Hüpfburg austoben oder mit bunten Glitzer-Tattoos verschönern lassen. An der Kuchentheke erwartete die Besucher eine große Auswahl an Torten und Kuchen. Der damit erzielte Erlös wird der Nachsorgeklinik Tannheim, dem Musikverein Kommingen sowie dem Tierheim in Donaueschingen gespendet. Es war ein rundum gelungenes Fest, an dem sich die Wirtsfamilie als hervorragender Gastgeber präsentierte und die Gäste ausgelassen bis in die frühen Morgenstunden feierten.