Bagger und Krahn neben dem Gebäude der Nachsorgeklinik im Villingen-Schwenninger Ortsteil Tannheim machen es deutlich: Hier wird wieder einmal erweitert. Es werden zusätzliche Therapieplätze geschaffen.

Noch immer sind die Plätze für eine familienorientierte Reha viel zu knapp. Vor allem im Bereich der Reha für verwaiste Familien, die den Tod eines Kindes betrauern, ist das, was die Klinik anbieten kann, nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Wartezeiten für verwaiste Familien auf einen Therapieplatz liegen bei über zwei Jahren, bei anderen Familien je nach Indikation bei eineinhalb bis zwei Jahren.

Unerträglich lange Wartezeiten für verwaiste Familien

Einzig bei Jugendlichen und im Bereich der Reha27plus sind die Wartezeiten deutlich geringer. Doch auch im Bereich der Reha27plus wird für die jungen, zum Beispiel an Mukoviszidose erkrankten Erwachsenen eine Reha gemeinsam mit der eigenen Familie immer wichtiger.

Tannheim ist die einzige Klinik, die bundesweit Plätze für verwaiste Familien anbietet. Geschäftsführer Thomas Müller verdeutlicht: „Wenn sich andere Kliniken für familienorientierte Reha entscheiden könnten, ein solches Angebot aufzunehmen, wäre das ein Ansatz, der wesentlich helfen könnte.“

Thomas Müller, Geschäftsführer der Nachsorgeklinik in Tannheim, blickt auf eine große Baustelle. Hier entstehen in einem Familienhaus ...
Thomas Müller, Geschäftsführer der Nachsorgeklinik in Tannheim, blickt auf eine große Baustelle. Hier entstehen in einem Familienhaus unter anderem dringend benötigte Patienten-Appartements. | Bild: Cornelia Putschbach

Um zumindest vor Ort das möglich zu machen, was möglich ist, entstehen in Tannheim derzeit neue Therapieplätze. Damit einher gehen der Bau weiterer Parkplätze und dann auch eine Erweiterung beziehungsweise Modernisierung im Bereich Küche und Speisesaal.

Im Zuge der Klinikerweiterung werden auch weitere Parkplätze benötigt. Am Rande des Geländes entsteht ein zusätzliches Parkdeck.
Im Zuge der Klinikerweiterung werden auch weitere Parkplätze benötigt. Am Rande des Geländes entsteht ein zusätzliches Parkdeck. | Bild: Cornelia Putschbach

Für rund 100 betroffene Familien mehr pro Jahr werden derzeit Therapieplätze geschaffen. Zudem sollen im Rahmen der Reha27plus zusätzlich 60 weitere Patienten nach Tannheim kommen können. Die Nachsorgeklinik kalkuliert mit Baukosten von insgesamt elf Millionen Euro. Davon übernimmt die Stiftung Deutsche Kinderkrebsnachsorge für ihren Bereich mit dem Neubau eines Stiftungsgebäudes 3,5 Millionen Euro.

Geschäftsführer Thomas Müller ist froh, dass sich die Lage im Baugewerbe wieder etwas entspannt hat. Beim Bau des Kinderhauses sei die Situation noch extrem schwierig gewesen, erinnert er sich.

Jetzt merke man, dass die Unternehmen wieder Aufträge haben wollen und deshalb realistische Angebote abgeben. Insgesamt sei man mit den jetzigen Bauvorhaben zudem nahezu komplett im Zeitplan.

Im neuen Parkdeck arbeiten an diesem Tag die beiden Elektriker Paul Mundinger und Mathy Strobel (von links) von der Firma Mundinger ...
Im neuen Parkdeck arbeiten an diesem Tag die beiden Elektriker Paul Mundinger und Mathy Strobel (von links) von der Firma Mundinger Elektrotechnik aus Bad Dürrheim. Wann immer möglich, vergibt die Nachsorgeklinik Aufträge an Unternehmen aus der Region. | Bild: Cornelia Putschbach

Begonnen wurde die Reihe der Baumaßnahmen – nach der Ausweisung eines Interimsparkplatzes – mit dem Parkdeck. Dessen Fertigstellung steht unmittelbar bevor. Es fügt sich gut in die Umgebung ein und kann auf zwei Stockwerken rund 70 Parkplätze, davon 20 mit E-Ladestationen, bieten. Spatenstich im Bereich des Interimsparkplatzes war im Oktober.

Die Umrisse des neuen Familienhauses lassen sich bereits anhand des fertiggestellten Fundaments erkennen.
Die Umrisse des neuen Familienhauses lassen sich bereits anhand des fertiggestellten Fundaments erkennen. | Bild: Cornelia Putschbach

Für das neue Familienhaus mit seinen neun Appartements, Büroflächen und Therapieräumen ist das Fundament bereits fertiggestellt. Jetzt geht es an den Rohbau. Noch gut ein Jahr wird man daran bauen. Im Herbst 2026 sollen die ersten Familien zur Reha einziehen können.

Im Oktober geht es mit den Bauarbeiten beim Stiftungsgebäude los

Ende Oktober dieses Jahres werden dann die Bauarbeiten im Bereich des Stiftungsgebäudes beginnen. Hier entstehen im ersten und zweiten Obergeschoss Appartements und im Unter- sowie im Erdgeschoss Büroflächen und Gruppenräume.

Auch das Stiftungsgebäude neben dem eigentlichen Klinikgebäude wird erweitert werden. Hier sollen die Baumaßnahmen, in deren Rahmen ...
Auch das Stiftungsgebäude neben dem eigentlichen Klinikgebäude wird erweitert werden. Hier sollen die Baumaßnahmen, in deren Rahmen ebenfalls Appartements für die Reha27plus sowie Büroflächen und Gruppenräume entstehen, Ende Oktober dieses Jahres beginnen. | Bild: Cornelia Putschbach

„Wichtig ist es für uns, dass die Nachsorgeklinik Tannheim trotz der Erweiterung ihren familiären Charakter behält“, betont Thomas Müller. Nur so sei zum Beispiel für Patienten der für die Therapie wichtige Kontakt und Austausch untereinander möglich.

„Unser Dank gilt ganz ausdrücklich dem SÜDKURIER und seinen Lesern. Ohne ihre langjährige Unterstützung und die große ...
„Unser Dank gilt ganz ausdrücklich dem SÜDKURIER und seinen Lesern. Ohne ihre langjährige Unterstützung und die große Spendenbereitschaft hätten wir hier in Tannheim vieles, das für unsere Patienten ganz unglaublich wichtig ist, nicht verwirklichen können.“Thomas Müller, Geschäftsführer der Nachsorgeklinik Tannheim | Bild: Simon Wöhrle

Die Nachsorgeklinik für die Zukunft aufstellen

Die Klinik für die Zukunft aufzustellen, bedeutet neben den Erweiterungen auch andere, weitere Entscheidungen.

So sei zum Beispiel die Reha-Landschaft derzeit allgemein im Umbruch, berichtet Thomas Müller. Es sei „spannend“, wie sich ein neues Zuweisungssystem für Tannheim auswirken werde, wo die Pflegesätze landen werden. „Wir hoffen, dass sich das für unser Haus nicht negativ auswirken wird“, so der Geschäftsführer.

Am Rand des Sportplatzes fügt sich das neue Parkdeck gut in das Gelände ein. Das Dach ist komplett mit einer PV-Anlage bedeckt.
Am Rand des Sportplatzes fügt sich das neue Parkdeck gut in das Gelände ein. Das Dach ist komplett mit einer PV-Anlage bedeckt. | Bild: Cornelia Putschbach

Im Bereich der Mitarbeiter gebe es ebenfalls einige Veränderungen. Noch gebe es „sechs Pioniere“, die seit der Eröffnung 1997 in Tannheim arbeiten. Doch die „natürliche Verrentung“ mache natürlich auch vor einer Nachsorgeklinik nicht Halt. Zentrale Positionen gelte es deshalb neu zu besetzen.

Insgesamt sei man personell gut aufgestellt, zeigt sich Thomas Müller zufrieden. Auch die Personalgewinnung für die Erweiterung sei auf einem guten Weg. Nur noch wenige Stellen seien frei.