Laut vorläufigem Untersuchungsergebnis litt das Tier, das jüngst tot auf einer Pferdekoppel bei Minseln gefunden wurde, an einer sogenannten Luftsackmykose, sagt Rocco Braccio, Leiter des Fachdienstes Zentrale Ermittlungen, Gesundheit und Umwelt beim Polizeipräsidium Freiburg. Diese Abteilung ist auch für den Tierschutz zuständig. Die Schimmelpilzerkrankung sei schwer zu erkennen, könne aber die großen Blutgefäße, die nahe an den Luftsäcken verlaufen, angreifen, was zu Nasenbluten führe – bis hin zum Verbluten des Tieres.

Boden und Wände sind voller Blut

So wie es sich für die Ermittler darstellt, habe das Tier in der Nacht in einem Unterstand auf der Koppel gestanden, als das heftige Nasenbluten einsetzte. Boden und Wände seien voller Blut gewesen, sogar an der Decke seien Spritzer zu finden gewesen – weil das Pferd sich vermutlich wegen des Nasenblutens geschüttelt habe. Anschließend sei das Pferd, wohl in Panik, auf die Koppel gerannt und sei dort noch gut 500 Meter gelaufen, bevor es wegen des Blutverlustes zusammenbrach und verendete. Je nach Größe fließen in einem Pferd zwischen 40 und 45 Liter Blut. Beim Laufen habe es wahrscheinlich noch schneller Blut verloren, so Braccio.

Der Kadaver lockt schnell Insekten an

Sehr schnell lockte der Kadaver Insekten, aber auch größere Tiere wie wahrscheinlich Krähen und einen bis mehrere Füchse an, hätten die damit befassten Veterinäre ihm mitgeteilt, berichtet Rocco Braccio im Gespräch mit dieser Zeitung weiter. Er selbst habe einen solchen Insektenbefall wie bei dem Pferd nur gesehen, wenn der Tod schon fünf Tage zurücklag. Grund für den enormen Befall war wohl, dass die Koppel abgelegen bei einem Wald lag. Schon wenige Minuten nach Eintritt des Todes könnten etwa Schmeißfliegen dies aus einem Kilometer Entfernung riechen, erläutert Rocco Braccio vom Polizeipräsidium Freiburg weiter.

Auffällig: Ein Auge und der Anus fehlen

Was den Ermittlern besonders auffiel: Ein Auge und der Anus des Tieres fehlten. Sie schienen „feinsäuberlich und teils bis auf den Knochen herausgetrennt“. Das Auge habe sich vielleicht eine Krähe geholt, den Rest hatten dann die Insekten erledigt. Dazu kam, dass zwar der Unterstand voller Blut war, auf dem Tier und der Weide aber kein Blut zu finden war – so als ob es abgewischt worden sei.

Wahrscheinlich hätten aber die Insekten das Blut verzehrt oder der Regen habe es weggespült – oder beides zusammen. Dass es gerade Auge und Anus gewesen seien, die fehlten, sei gar nicht so verwunderlich. Auf die Weichteile hätten es die Insekten meist als Erstes abgesehen, erklärt Braccio weiter. Das kenne man so auch von toten Schafen.

Bei den Ermittlern schrillen die Alarmglocken

Aber all dies ließ bei den Ermittlern die Alarmglocken schrillen. Es habe gegolten, Spuren eines etwaigen Verbrechens zu sichern und so viele Indizien wie möglich zu sammeln. Denn wie die Ermittler aus Erfahrung wüssten: Wer ein Säugetier quäle und töte, neige auch zu Gewalt im zwischenmenschlichen Bereich. Es sei auch kein Geheimnis, dass Serientäter ihre ersten Versuche mit Tieren unternähmen.

Die Polizei rückt mit einer Reihe von Experten an

Dementsprechend sei die Polizei mit einer Reihe von Experten und einigen Ermittlern vor Ort gewesen und habe auch darauf gedrungen, dass das Tier so schnell wie möglich pathologisch untersucht wird. Dazu komme, dass es im Raum Rheinfelden bereits Vorfälle gegeben hatte, bei denen ein Mann Pferde sexuell misshandelt habe. Diese seien aber aufgeklärt worden. All dies habe dazu geführt, dass die Polizei schnell und mit viel Personalaufwand gearbeitet habe.

Die Polizei beruhigt die Pferdebesitzer

Pferdebesitzer, die ihre Tiere ebenfalls auf dem betroffenen Reiterhof hätten, bräuchten sich aber keine Sorgen zu machen, dass sich ihre Pferde bei dem verstorbenen Tier mit dem Pilz infiziert haben könnten. Das sei so nicht möglich, hätten ihm die Veterinäre versichert, berichtet Braccio. Es sei also unnötig, die Tiere von dort wegzubringen.

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Was hat es mit dem Schimmelpilz auf sich?

Auf der Internetseite des Universitären Tierspitals Zürich heißt es zu der Luftsackmykose, dass die Entstehung noch unklar sei, da sich die Sporen des Pilzes überall in der Luft befänden. Dennoch sei die Erkrankung selten. Man gehe davon aus, dass das Organ bereits beschädigt oder das Immunsystem anderweitig geschwächt sein müsse, bevor sich ein Tier mit dem Schimmelpilz infiziere. Die genaue Funktion der beiden Luftsäcke bei Pferdeartigen scheint noch nicht geklärt, vermutet wird eine Kühlfunktion für das Gehirn.