Der historische Abend in Bodman mit Heimatfilm und Ortsführung geht gut los: Natascha Auer, Kassenwartin des Fördervereins Museum Bodman-Ludwigshafen, ist begeistert über das große Interesse an der historischen Führung. Rund 30 Teilnehmer – Einheimische, Menschen aus der weiteren Region und Touristen – treffen sich am Hafen. Im Zeitraffer hören sie viel Interessantes über 7000 Jahre archäologisch nachgewiesene Siedlungsgeschichte am See-Ende.

Natascha Auer nennt viele Jahreszahlen und Ereignisse. Sie geht auf besonders bedeutsame Gebäude ein, etwa auf das Torhaus aus dem 13. Jahrhundert, das als ältestes erhaltenes Gebäude im Ort gilt und damals Orts- und Rechtsgrenze war.
Die Teilnehmer erfahren zudem, dass eines der Fachwerkhäuser die Alte Vogtei, ein anderes der Farrenstall war. Das Gebäude wurde später als Armenhaus zur vorübergehenden Unterbringung mittelloser Familien genutzt. Heute sind vorne Wohnungen, der hintere Teil ist ungenutzt.
Früher Dreschtobel, heute Pizzeria
In der Nähe stand der Dreschtobel, wo Getreide verarbeitet und abgelagert wurde. Heute befindet sich dort die Pizzeria Gallardo. Das Reinwaldhaus, benannt nach dem Stuttgarter Dekorationsmaler Wilhelm Reinwald, der im Obergeschoss ein Atelier mit Tageslicht einrichten ließ, ist heute im Besitz der Kunstakademie Stuttgart und steht Lehrenden und Studierenden für das gemeinsame Arbeiten zur Verfügung.
Angelangt im historischen Ortskern, erzählt die Führerin Wissenswertes zur gräflichen Familiengeschichte und wie aufs Stichwort kommt Wilderich Graf von und zu Bodman mit seiner Gattin die Straße entlang. „Das ist aber ein großes Publikum heute“, stellt er lachend fest und setzt seinen Weg zum Schlosstorkel fort.
Heimatfilm zum 50-jährigen Gemeindejubiläum
Dorthin zieht es auch die Gruppe, denn alle wollen den etwa einstündigen Bodman-Film sehen, den der Förderverein Museum als Beitrag zum 50-jährigen Gemeindejubiläum nach vielen Jahren wieder zeigt. Auch in dem historischen Gebäude sind die Vereinsmitglieder positiv überrascht von dem großen Ansturm. Die Stühle reichen längst nicht aus, doch jeder Gast findet irgendwo einen Platz zum Hinhocken oder Anlehnen. Bereitgestellte Brezeln, Knabberzeug und Getränke sorgen für eine lockere Kino-Atmosphäre. Spenden sollen dem neuen Museum zu Gute kommen.

Der Film mit dem Titel „Der örtliche Heimatfilm ‚Bei uns Zuhaus‘“ hat eigentlich keinen Ton, doch Musiker Duke Span hat ihn mit Schlagern und Klavierbegleitung unterlegt. Immer wieder erklingt Lachen, weil Zuschauer Personen im Film erkennen. Eine Feuerwehrprobe, Einblicke in Gasthäuser, die Volksschule, der von Hegner Schwestern geführte Kindergarten, Turnvorführungen, ein Umzug mit vielen Teilnehmern und Ortsansichten sorgen für Zwischenrufe und Gesprächsstoff.
Mittendrin wechselt der Film von schwarz-weiß in Farbe. Diese Aufnahmen siedelt Tobias Jaklin, Vorsitzender des Fördervereins, in den 1960er-Jahren an. Zwei Damen werden mit Wischmopp und Putzutensilien zu einem Segelboot gerudert. Mit ihnen endet der Film.
Zeitzeugen erinnern sich
Wilderich Graf von und zu Bodman sitzt mit anderen Zeitzeugen in der ersten Reihe. „Es ist lange her, dass ich den Film gesehen habe. Es war richtig nett“, äußert er. Natürlich habe auch er einige Menschen erkannt, etwa Gerhard und Helga Koch, geborene Grundler. Auch Feuerwehrkommandant Rettich, Karl Weber, den Vater von Tierärztin Karin Weber, hoch zu Ross oder die Frau des Bürgermeisters Fridolin Eschenbacher, der von 1919 bis 1933 der Gemeinde vorstand und am 8. Mai 1945 durch General Dromard wiedereingesetzt wurde.
Helga Koch erinnert sich, dass die Aufnahmen extra für den Film, der überwiegend 1957 entstand, gestellt und Sequenzen wie der Umzug inszeniert wurden. Christoph Rettich, stellvertretender Vereinsvorsitzender, zeigt sich überwältigt vom Zuschauerinteresse. „Wir hatten vielleicht mit der Hälfte gerechnet. Das schreit nach einer Fortsetzung“, sagt er.
Was wird aus dem Torkel?
Wie Tobias Jaklin, der die Gäste vor dem Filmstart begrüßt hatte, greift Rettich die Frage auf, wie es mit dem Schlosstorkel, wo derzeit noch das Urweltmuseum untergebracht ist, weitergehen kann. Man wünsche sich diesen Ort als Raum für das seit rund 20 Jahren erhoffte Heimat- und Bürgermuseum.
Ein nahtloser Übergang in dem historischen Zentrum wäre ideal gewesen, so Rettich. Nun werde der Förderverein dem Gemeinderat am 16. September ein Konzept vorstellen, dann werde sich zeigen, wo die Position der Gemeinde sei. Er fügt hinzu: „Ich denke, im Herbst weiß man es“. Und versichert: „Der Förderverein löst sich nicht auf. Unsere nächste Hauptversammlung ist im März 2026.“
Zum Film erklärt er, der Verein wolle sich mit den Zeitzeugen zusammensetzen, um Personen und Orte, die sie erkennen, zu benennen. Untertitel sollen den Film, der bald erneut gezeigt werden wird, dann noch interessanter für die Nachwelt machen.