Schopfheim Aufgeregt wedelt Timmy mit dem Schwanz. Der zweijährige Working Cocker weiß: Jetzt erhält er einen Auftrag. Er liebt die Herausforderung. Mit einem Ritual, das der Rüde kennt, weist Hundetrainerin Daniela Salg ihn an, nach Bettwanzen zu suchen. Timmy beginnt systematisch zu schnüffeln: Kommode, Bett, Wäschekorb. Er hat gelernt, sich nicht ablenken zu lassen. Selbst lecker duftendes Hundefutter bringt ihn nicht aus dem Konzept.

Nach wenigen Augenblicken bleibt der Cocker vor dem Kopfende des Bettes sitzen und rührt sich nicht mehr – für die Trainerin das Zeichen: Timmy ist fündig geworden. Genau an der Stelle, die der Hund im Blick hat, findet Daniela Salg das Röhrchen mit Bettwanzen, das sie zuvor versteckt hat. Timmy freut sich über das Leckerli.

Seit mehr als 20¦Jahren bildet Daniela Salg aus Gersbach Hunde aus, zunächst Mantrailer und Flächenspürhunde, dann Bettwanzenspürhunde. 80¦zertifizierte Teams – jeweils ein Mensch mit einem Hund – hat sie ausgebildet. Nur fünf davon sind jedoch wirklich im Einsatz. „Die Leute machen sich Illusionen, wenn sie glauben, die Aufträge sprudeln von Anfang an“, so Daniela Salg. Vielmehr dauere es im Schnitt etwa drei Jahre, bis das Team so viele Einsätze habe, dass sich die Arbeit auszahle.

Nicole Momme aus Essen will auf jeden Fall mit ihren beiden Hunden Trude und Käthe ins Geschäft kommen. Einen Einsatz hatte sie bereits mit Käthe, die die letzte Prüfung bestanden hat. Trude war bei der Prüfung damals durchgefallen. Die Anspannung vor der nächsten Prüfung war daher groß. Ein Jahr lang hat die 55-Jährige jeden Monat mit ihrer Hündin die Reise vom Ruhrgebiet in den Südschwarzwald unternommen. Zwischen den Terminen musste sie online Aufgaben bearbeiten, Fragen beantworten. Im zweiten Anlauf haben die Essenerin und ihre zweite Hündin die Prüfung bestanden und ebenfalls das begehrte Zertifikat erhalten. Nicole Momma kann nun durchstarten. Ihre Büroarbeit will sie zwar noch nicht aufgeben, aber wenn sich das Geschäft gut entwickelt, könne sie sich das gut vorstellen, sagt sie.

Auf die Idee, ihre Hunde zu Bettwanzenspürhunden ausbilden zu lassen, kam Daniela Salg über einen ihrer Schimmelspürhunde, der eine Allergie gegen Schimmel entwickelt hatte. Da ein zertifizierter Spürhund etwa 20.000¦Euro wert ist, wollte die Gersbacherin weiter mit ihm arbeiten. „Ich hatte Glück, beim Schweizer Schädlingsbekämpfungsverband durfte ich meine Arbeit vorstellen und wurde so mit Schädlingsbekämpfern bekannt“, sagt sie. Mit ihnen arbeitet sie bis heute zusammen, außerdem mit zwei deutschen Firmen. Zwei weitere Hunde hat sie seither ausgebildet.

Heute ist Salg in ganz Europa unterwegs. „Demnächst habe ich einen Einsatz in Luxemburg.“ Und in der Schweiz hat ihre Firma Dogs Spirit sogar eine Niederlassung. Im Nachbarland untersuchen sie und ihre Hunde häufig Berghütten. Mit dem Helikopter werden die Teams zum Ziel geflogen. „Manchmal müssen wir aus dem schwebenden Heli aussteigen“, sagt Daniela Salg. „Dass die Hunde das mitmachen, zeigt, wie viel Vertrauen sie in uns haben.“

Die Hundetrainerin arbeitet immer mit Schädlingsbekämpfern zusammen. „Sucht der Schädlingsbekämpfer selbst, braucht er etwa drei Stunden pro Zimmer“, erklärt sie. „Meine Hunde erledigen das in zehn Minuten und haben eine Trefferquote von 95 bis 98¦Prozent.“ Sie arbeite nur mit Firmen zusammen, die die Wanzen nicht mit Gift bekämpfen, sondern vor allem mit Kälte oder Hitze, sagt sie. Sind punktuelle Bereiche betroffen, wie etwa ein Koffer, komme dieser in einen Kältecontainer. Ist das gesamte Zimmer befallen, werde es für 48 bis 72¦Stunden erhitzt.

Wer von einem Hotelaufenthalt Bettwanzen mitgebracht hat, dem empfiehlt Daniela Salg, das betroffene Textil für zehn Tage in die Kühltruhe zu legen. Wer im Hotelbett mit Handy oder Laptop arbeitet, sollte die Geräte anschließend in einem Gefrierbeutel mit Zipper verstauen. Denn Bettwanzen legen gerne ihre Eier in die Buchsen. Auch die Post könne Wanzeneier liefern: Pappschachteln seien beliebte Ablageorte.